Für das DFB-Team ist vor dem dritten Gruppenspiel gegen Schweden klar: Das Viertelfinale der Fußball-EM ist gebucht. Allerdings ist das Duell alles andere als ein besserer Test. Denn es wird über den weiteren Turnierverlauf entscheiden - und es gibt einen hammerharten Weg.

Kein Wunder, dass Nia Künzer ein breites Grinsen im Gesicht hat, wenn sie an Schweden denkt. Die heutige Sportdirektorin des DFB erzielte 2003 einen Kopfballtreffer gegen Schweden, der in die Geschichte einging. Es war der Kopfball zum Weltmeistertitel beim Turnier in den USA. Das Tor wurde später zum "Tor des Jahres" gewählt, Künzer wurde zum Star.

Doch das ist bereits 22 Jahre her - und Künzer erzielt schon lange keine Tore mehr fürs DFB-Team. Seit eineinhalb Jahren ist sie beim DFB für den Fußball der Frauen verantwortlich und begleitet das Team bei dieser Europameisterschaft in der Schweiz. Sie wird auf der Tribüne sitzen, wenn das DFB-Team mal wieder auf Schweden trifft (Samstag, 21 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker). Es ist das Duell der beiden Sieger-Teams in der Gruppe C, beide haben zwei Siege, beide sind vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert.

"Wir haben das erste Ziel erreicht, aber alle sehen, dass es noch Potenzial gibt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der beim Spiel gegen Dänemark (2:1) im Stadion war. Das vorzeitige Weiterkommen heißt nicht, dass Bundestrainer Christian Wück und sein Gegenüber Peter Gerhardsson jetzt munter Durchwechseln und Ausprobieren werden. Es geht um viel zu viel. Nämlich um den Gruppensieg. Das DFB-Team muss dafür zwingend gewinnen, denn es hat die schlechtere Tordifferenz als Schweden.

Wücks Ambitionen sind klar: Sein Team will die Gruppe "nach ihren Wünschen abschließen". "Das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein im Team würde auf einem sehr hohen Level bleiben", betont er den psychologischen Vorteil. Auch Klara Bühl betont bei der Pressekonferenz vor dem Spiel, dass ein Sieg wichtig für den Flow wäre.

Frankreich und Spanien meiden

Zudem wäre der Gruppensieg nicht einfach nur ein Prestigeerfolg, sondern entscheidend für den Weg ins Finale. Das liegt an den Gruppenkonstellationen bei dieser EM. Denn bei der Auslosung der Gruppen im vergangenen Dezember entschied sich zugleich, welche Teams in den K.-o.-Runden aufeinandertreffen könnten.

Und das Bild ist eindeutig: Das Viertelfinale wird es so oder so in sich haben. Denn es kommt zum Duell mit einem Team aus der "Todesgruppe" D: das so brillant aufspielende Frankreich, Titelverteidiger England oder die Niederlande, nur EM-Debütant Wales ist bereits ausgeschieden. Bislang wirken die Engländerinnen noch nicht so in Form wie bei der Heim-EM vor drei Jahren, als sie das Finale im ausverkauften Wembley-Stadion gegen Deutschland in der Verlängerung gewannen.

Im Gegenteil: Frankreich zeigte ihnen zum Auftakt deutlich die Grenzen auf. Gegen die Niederlande gab es zwar einen deutlichen 4:0-Sieg, jedoch nicht, weil England so großartig spielte, sondern auch, weil die Oranjeleeuwinnen desolat agierten und nach Abpfiff deutliche Diskrepanzen zu Noch-Trainer Andries Jonker offenbarten. Allerdings dürfte England aufgrund herausragender Einzelakteurinnen wie Lauren James jederzeit in der Lage sein, sich noch weiter zu steigern.

Frankreich spielt schon jetzt groß auf - und dürfte als Gruppensieger aus der Vorrunde hervorgehen. Heißt: Wenn die Deutschen einem Duell mit den Nachbarinnen aus dem Weg gehen wollen, muss ebenfalls der Gruppensieg her. Denn als Erster treffen sie auf den Zweiten der Frankreich-Gruppe.

Wück fordert "absolutes Toplevel"

Und Gruppensiegerinnen werden, würde auch für das mögliche Halbfinale eine Erleichterung bedeuten: Das Aufeinandertreffen mit den Weltmeisterinnen aus Spanien wäre erst im Finale möglich. Diese haben sich dank eines 5:0 gegen Portugal und eines 6:2 gegen Belgien bereits nach zwei Spielen in ihrer Gruppe souverän durchgesetzt. Spanien trifft nun auf die Gastgeberinnen aus der Schweiz, die in der dramatischen Nachspielzeit die Finninnen aus dem Turnier kickten und selbst erstmals in eine K.-o.-Runde einzogen.

Als Erster der Gruppe C würde Deutschland dagegen im Halbfinale entweder auf Norwegen oder den Zweiten der Spanien-Gruppe (Italien oder Portugal) treffen, die im Viertelfinale gegeneinander antreten. Deutlich eher machbar als Spanien. Nicht nur aufgrund der jüngsten Erfolge der Spanierinnen, sondern auch aufgrund der bisher gezeigten Leistungen beider Teams. Norwegen geht zwar mit drei Siegen aus der Vorrunde, gewann aber dreimal nur knapp mit einem Tor Vorsprung. Sowohl gegen die Schweiz als auch gegen Finnland half ihnen ein Eigentor, gegen Island war es bis in die Nachspielzeit eng. Ob es Italien oder Portugal werden, wird sich 24 Stunden vor dem deutschen Spiel entscheiden, die beiden kämpfen noch um das Weiterkommen. Italien schaffte es letztmals bei der EM 2013 über die Vorrunde hinaus, Portugal hat es bei seinen überhaupt erst zwei Teilnahmen noch nie weitergeschafft.

Grund genug also für das DFB-Team, die Motivation hochzuhalten. "Wir sind auf einem guten Weg, wissen natürlich, dass wir nicht zu euphorisch sein dürfen. Wir können die bisherigen Leistungen ganz gut einordnen", sagte Künzer. Auch Wück forderte, "dass wir ein absolutes Toplevel mit allen im Team erreichen."

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