Schreckensmoment bei der Tour de France: Sprint-König Jasper Philipsen stürzt bei hohem Tempo heftig. Die Bilder sind nichts für schwache Nerven. Der Belgier muss das Rennen und auch die Frankreich-Rundfahrt aufgeben, wie sein Team mitteilt.

Mathieu van der Poel hockte im Zielbereich von Boulogne-sur-Mer auf dem Asphalt und schnappte nach Luft, dann gratulierte ihm Jasper Philipsen mit einer herzlich-kräftigen Umarmung. Zumindest symbolisch übergab Philipsen damit das Gelbe Trikot an seinen Teamkollegen, der Traumstart der belgischen Mannschaft Alpecin-Deceuninck bei der 112. Tour de France war vermeintlich perfekt - bis Philipsen folgenschwer stürzte.

Rund 60 Kilometer vor dem Ziel der dritten Etappe in Dünkirchen und bei Tempo 61 räumte der Franzose Bryan Coquard, Teamkollege von Emanuel Buchmann bei Cofidis, den schuld- und chancenlosen Philipsen ab. Der belgische Top-Sprinter krachte bei hohem Tempo auf den Rücken und die Schulter, unter dem zerrissenen Trikot zeichneten sich große blutende Wunden ab.

Die dritte Etappe gewann indes der belgische Europameister Tim Merlier. Der 32-Jährige holte nach größtenteils flachen 178,3 Kilometern zwischen Valenciennes und der Hafenstadt Dünkirchen vor dem Italiener Jonathan Milan und dem deutschen Profi Phil Bauhaus im Massensprint den Tagessieg. Der Pfälzer Pascal Ackerman wurde Neunter.

Große Sorge gab es jedoch um Philipsen: Zunächst lag er auf der Strecke, während seine Teamkollegen sich um ihn kümmerten. Anschließend half ihm ein Polizist von der Straße, am Streckenrand wurde der Sprinter dann minutenlang vom Tour-Arzt behandelt. Der Rennarzt legte ihm eine Armschlinge über das am Oberkörper komplett zerrissene Trikot. Der Verdacht auf Schlüsselbeinbruch lag im ersten Moment nahe. Schnell war klar: Es geht nicht weiter. "Freude und Leid so nah beieinander", schrieb der Rennstall wenig später bei X und fügte hinzu, sein Sprint-König müssen "die Tour aufgeben".

Alpecin-Deceuninck stark, nun aber ohne Philipsen

"Irrésistible" hatte "L'Équipe" am Morgen noch getitelt, bis zu dem Crash war der Alpecin-Auftritt auch wahrlich "unaufhaltsam" gewesen. Nach Philipsens überlegenem Auftaktsieg in Lille legte der Niederländer van der Poel am Sonntag auf der zweiten Etappe nicht minder spektakulär nach, auf dem Schlussanstieg stahl er auch Titelverteidiger Tadej Pogacar die Show und schlüpfte ins Maillot jaune.

1049 Tage waren seit seinem bislang letzten Tour-Etappensieg verstrichen. "Vier Jahre nach dem letzten Mal wieder zu gewinnen, das ist einfach großartig", sagte van der Poel, Enkel der 2019 verstorbenen französischen Rad-Ikone Raymond Poulidor. Der Erfolg von 2021 sei allerdings "noch emotionaler" gewesen, sagte van der Poel, "weil er zuvor gestorben war. Ich wollte unbedingt gewinnen als er noch am Leben war". Poulidor selbst war siebenmal Gesamtzweiter bei der Großen Schleife geworden, in den Genuss des Gelben Trikots aber nie gekommen.

Neben van der Poel in Gelb trug Philipsen, der in Lille seinen zehnten Tour-Tagessieg gefeiert und als erster Sprinter seit Alexander Kristoff 2020 die Führung der Gesamtwertung inne hatte, auf der dritten Etappe am Montag das Grüne Jersey. Nun geht es ohne ihn weiter.

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