Es ist das Turnier ihres Lebens. Ohne Satzverlust erreicht Laura Siegemund das Viertelfinale in Wimbledon. Im Spiel gegen Solana Sierra lässt sich die 37-Jährige nicht von Regenpausen oder ihrer Gegnerin stören. Bei ihren fünf vorherigen Starts in England war sie nie über Runde zwei hinausgekommen.
Laura Siegemund hüpfte vor Freude, stieß einen Urschrei aus und schüttelte ungläubig den Kopf: Im Alter von 37 Jahren hat die Schwäbin völlig unerwartet das Viertelfinale von Wimbledon erreicht und ihre Traumreise im Südwesten Londons fortgesetzt.
Die deutsche Hoffnungsträgerin ließ sich am Sonntag auch von einer zweimaligen Regenunterbrechung sowie Blitz und Donner nicht aus der Ruhe bringen und bezwang die Argentinierin Solana Sierra hochverdient mit 6:3, 6:2 - fünf Jahre nach dem Viertelfinaleinzug bei den French Open ist es im Einzel der größte Erfolg ihrer langen Laufbahn.
"Das war für mich das härteste Match", sagte Siegemund, nachdem sie ihrem Partner und Trainer Antonio Zucca um den Hals gefallen war: "Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich es geschafft habe." In der Runde der besten acht könnte nun ein Kracher-Duell mit der Weltranglistenersten Aryna Sabalenka warten. Verstecken muss sich Siegemund, die in vier Matches im All England Club noch keinen Satz abgegeben hat, aber vor niemandem mehr.
Bereits 460.000 Euro Preisgeld eingesammelt
Der sensationelle Einzug ins Viertelfinale bringt ihr 400.000 Pfund, ungefähr 460.000 Euro Preisgeld, in der Rangliste wird die Nummer 104 der Welt nach dem Turnier um rund 50 Plätze klettern. Dabei liegt ihr Fokus eigentlich auf dem Doppel, in London spielt sie aber im Einzel wie entfesselt auf. Im Mixed verzichtete Siegemund am Samstag aus Regenerationsgründen auf einen Start, zu viele Matches steckten ihr an der Church Road schon in den Knochen.
In der dritten Runde hatte sie sensationell die Weltranglistenachte Madison Keys ausgeschaltet und dabei eine taktische Meisterleistung gezeigt. Schon ihr Achtelfinaleinzug mit 37 Jahren war historisch: Vor ihr hatten das in Wimbledon nur fünf weitere Frauen geschafft, darunter die Legenden Billie Jean King, Martina Navratilova und Serena Williams. Mit Sabalenka könnte im Viertelfinale nun die Höchstschwierigkeit auf Siegemund warten.
Regen, Gewitter und dann dritter Matchball
Ihre Partie gegen Sierra, die als Lucky Loser bei ihrem Wimbledon-Debüt bis in die Top 16 vorgedrungen war, wurde nach vier gespielten Punkten das erste Mal für rund eine Stunde unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme spielte Siegemund gegen die Weltranglisten-101. sofort ihre ganze Erfahrung aus und machte immer wieder Punkte mit Stoppbällen. Sierra leistete sich häufig einfache Fehler, nach 48 Minuten ging Satz eins an Siegemund.
Und die Schwäbin startete auch gut in den zweiten Satz, beim Stand von 1:0 und Breakball für Siegemund wurde die Partie erneut wegen Regens unterbrochen. Nach der Fortsetzung schnappte sie sich sofort das Aufschlagspiel der Argentinierin und ließ sich nicht mehr vom Sieg abbringen - sie nutzte ihren dritten Matchball zum Viertelfinaleinzug.
Siegemund, die einst zehnmal in der Qualifikation für Grand Slams scheiterte, bevor sie 2015 in Wimbledon ihr Hauptrunden-Debüt gab, ist nach dem Aus von Eva Lys, Tatjana Maria und Ella Seidel die letzte Deutsche im Turnier - und noch lange nicht fertig.
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