Felix Magath war in Plauderlaune, das kann wohl getrost gesagt werden. Der ehemalige Trainer, mittlerweile 71 Jahre alt, empfing den Sender Sky – und war nicht verlegen, klar Stellung zu beziehen.
Die Causa Woltemade und der avisierte Wechsel zu Bayern? Aus Magaths Sicht schwierig. Die Klub-WM? Katastrophe, so Magaths Tenor. Hertha, sein ehemaliger Verein? Ein Wunder, dass es den ohne Magath noch gibt, so in etwa. Doch der Reihe nach.
Der vom FC Bayern angestrebte Wechsel von Nick Woltemade hält Magath zwar grundsätzlich für eine „strategisch richtige Entscheidung“. Die Münchener sollten sich um einen jungen deutschen Spieler, wie den 23 Jahren alten Stürmer vom VfB Stuttgart bemühen, der gerade den Sprung in die Nationalmannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann geschafft habe.
Aber habe Woltemade schon die Qualitäten, sich bei Bayern München durchzusetzen? Magath hat da so seine Zweifel. Ob ein Spieler, der eine richtig gute Saison in der Bundesliga in Stuttgart gespielt habe, „schon so weit ist, dass er den FC Bayern München verstärken kann, weiß ich nicht. Das ist wieder eine Frage, die dann auf dem Rücken des Trainers ausgetragen wird, ob und wie er ihn eingliedern kann. Ich bin mal gespannt, worauf das hinausläuft“, so Magath. Er erinnerte jedenfalls daran, dass es bei Werder Bremen, Woltemades Station vor dem VfB Stuttgart, nicht so richtig prickelnd für ihn lief – 51 Pflichtspiele, zwei Tore, eine Vorlage, zeitweise Leihe zum Zweitligisten SV Elversberg inklusive.
Erst in Stuttgart hatte er ja in der vergangenen Saison den Durchbruch geschafft (33 Pflichtspiele, 17 Tore, drei Vorlagen), kämpfte aber auch da zunächst gegen Vorbehalte: Für die Champions League hatte ihn sein Klub nicht gemeldet.
Der Woltemade-Transfer hakt an allen Ecken und Enden
Magath aber versetzt auch das nicht vollends in Verzücken. „Was um den Spieler gemacht wird, ist natürlich ein Hype, der an der Realität vorbeigeht“, sagte er und meldete Zweifel an, ob Woltemades steiler Aufwärtstrend sich so fortsetzen könne. „Er ist noch kein fertiger Spieler“, bilanzierte Magath, „meine Sorge wäre, dass er durch diesen ganzen Hype irgendwo belastet wird, auch mental belastet wird, Dinge nicht richtig einordnen wird und Schwierigkeiten haben wird, die nächste Saison seine Leistung konstant zu halten.“
Bislang aber hakt der Transfer ohnehin noch an allen Ecken und Enden. Nach Informationen der „Bild“ hat der FC Bayern den Stuttgartern bisher weder ein offizielles Angebot gemacht, noch konkrete Zahlen für eine Ablöse-Entschädigung genannt. Die Stuttgarter sind dem Bericht zufolge nicht unter einer Summe von 80 Millionen Euro bereit zu verhandeln. Die Bayern sollen dagegen nicht mehr als 50 Millionen Euro zahlen wollen.
Die Transferstrategie des FC Bayern hält Magath generell für verbesserungsbedürftig. „Es macht für mich, der es nur beobachtet, keinen guten Eindruck. Man weiß nicht so recht, wer entscheidet wann was, wie wird es entschieden? Mal will man den einen Spieler, dann will man den anderen Spieler. Dann kommt man wieder auf eine andere Idee, dann hat man noch mal einen anderen Spieler. Das sieht nicht nach Plan aus.“
Auch eine Teilnahme an der Klub-WM, wie sie unter anderem der FC Bayern gerade absolviert, hält er für keine gute Idee. Magath sieht in dem Wettbewerb in den USA keinen sportlichen Wert, sondern „nur eine Geldschneiderei“. Was an dem XXL-Turnier des Weltverbandes Fifa eine Weltmeisterschaft sein solle, wisse er nicht. „Nur, dass da Vereine aus verschiedenen Kontinenten gegeneinander spielen. Aber die Leistungsunterschiede sind halt einfach zu groß, als dass das jemandem wie mir, der sein Leben lang im Fußball ist, Spaß machen würde, zuzuschauen“, monierte er.
Seine Sicht als Trainer auf das Event mit 32 Mannschaften, das noch bis zum 13. Juli geht, falle sehr kritisch aus. „Ich sehe schon jetzt eine Katastrophe auf Mannschaften zukommen. Der FC Bayern kann froh sein, dass die Konkurrenz in der Liga im Moment nicht so groß ist, sonst würde ich schwarz sehen für eine deutsche Meisterschaft nächste Saison“, sagte er.
Nach der langen Saison müssten die Teams wie der deutsche Meister aus München und Borussia Dortmund, der zweite deutsche Teilnehmer der Klub-WM, noch ein wochenlanges Turnier in Amerika bestreiten. „Wann sollen sich die Spieler denn erholen?“, sagte Magath. Eine Vorbereitungszeit gebe es schon gar nicht mehr. „Die Spieler, glaube ich, werden Schwierigkeiten haben, die nötige Fitness in der nächsten Saison zu erreichen“, meinte Magath. Die Bayern treffen am Samstag (18.00 Uhr, Sat.1 und DAZN) im Viertelfinale auf Champions-League-Sieger Paris St. Germain. Der BVB spielt danach (22.00 Uhr, Sat.1 und DAZN) gegen Real Madrid um den Einzug ins Halbfinale.
Schließlich wurde Magath in dem Gespräch bei Sky auch noch zu Hertha BSC einvernommen, seinem alten Verein und seiner letzten Station als Trainer. 2022 war er im März als Retter bei den Berlinern eingesprungen und bewahrte den Klub in der Relegation gegen den HSV vor dem Abstieg in die 2. Liga. Magath kommt zu dem Schluss, dass es quasi zwei Zeitrechnungen bei dem Klub gibt: eine vor ihm und eine nach ihm.
„Vor mir hat die Hertha gespielt wie eine alte Dame, stand am Tabellenende, der Verein war hoffnungslos, völlig durcheinander. Da war gar nichts mehr. Dann war ich ein paar Wochen da, habe den Klassenerhalt mit der Hertha geschafft. Dann haben sie sich mit einem anderen Trainer in die neue Saison gewagt und sind leider abgestiegen.“ Magath kommt deswegen zu einem Schluss: „Vor mir war Hertha nichts, nach mir war Hertha nichts.“ Die Berliner eröffnen am 1. August die Zweitligasaison bei Schalke 04 – auch das ins Straucheln geratener Ex-Klub von Magath.
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