Am 2. Juli beginnt in der Schweiz die Fußball-Europameisterschaft der Frauen. 16 Nationalmannschaften kämpfen zum 14. Mal um die Krone Europas. Erst seit 1984 wird das Turnier ausgetragen. Die große Schwester, die Weltmeisterschaft, ging erst 1991 an den Start. Doch was kaum jemand weiß: Dieses Turnier gab es schon einmal, 20 Jahre zuvor.

Bei Sir Stanley Rous furchte sich der Zorn über das britisch-blasse Gesicht. So etwas Ungeheuerliches, wie das, was da in Mexiko abging, hatte der sechste Fifa-Präsident (1961 – 1974) noch nicht erlebt. Im August 1971 jubelten 110.000 euphorische Menschen im Azteken-Stadion in Mexiko-Stadt Frauen zu. Fußballspielenden Frauen!

Ein Jahr zuvor hatte sich Brasilien in Mexiko bei der WM der Männer zum dritten Titel geschossen. Und in den tollkühnen Mitarbeitern des Verbandes des Unabhängigen Europäischen Frauenfußballs (FIEFF) wuchs die Idee, die Begeisterung auf den Rasen und in die Herzen zurückzuholen. Im August 1971 fand also ebenfalls in Mexiko die erste (inoffizielle) Frauenfußball-Weltmeisterschaft statt.

Mächtige, ignorante und frauenverachtende Männer der Fifa

Wild zusammengewürfelte Teams aus England, Argentinien, Mexiko, Frankreich, Dänemark und Italien traten an, um die Fußballwelt zu revolutionieren. Als die ersten Bilder – das mexikanische Fernsehen sendete rund um die Uhr – Sir Rous erreichten, war Schluss mit lustig. Denn das war in seinen Augen eine Schande für den Fußball.

Die mächtigen und ignoranten Männer der Fifa gaben ihr Bestes, damit die Welt nichts von diesem Wettbewerb erfuhr. Ohne die Unterstützung des Weltverbandes bekam außerhalb Mexikos kaum jemand mit, dass in dem sensationellen Finale zwischen Mexiko und Dänemark die erst 15-jährige Susanne Augustesen ihr Team mit einem Hattrick zum Titel schoss. 3:0 gewannen die Skandinavierinnen im ausverkauften Azteken-Stadion. Ein Titel, den es nie zu geben schien.

Bis heute. Bis die Regisseure Rachel Ramsay und Janes Erskine durch einen Zufall von dem Turnier hörten: „Wie die meisten Leute glaubten wir fast nicht, was wir da erfuhren. Ein globales Turnier mit Rekord-Zuschauerzahlen, voller Hoffnung auf eine neue Zukunft für den Frauensport – und das wurde von der Geschichte vergessen?“

Serena und Venus Williams als Produzentinnen

Mit den Tennis-Legenden Serena und Venus Williams und Alex Morgan als Produzenten arbeitete die Crew daran, den Frauen endlich ihren Erfolg zurückzugeben. Und entdeckte die Rolle der Fifa: „Nachdem wir uns tiefer mit der Geschichte beschäftigt hatten, fühlten sich das Ausmaß der Veranstaltung, die Ungerechtigkeiten, denen die Frauen ausgesetzt waren, und die weitreichende Bedeutung ihrer Erfahrungen immer wichtiger an. Es wurde schnell klar, dass dies nicht nur eine Geschichte ist, die erzählt werden muss, sondern eine, die die Welt hören sollte.“

Herausgekommen ist die wunderbare und respektvolle Dokumentation „Copa 71“, die am Donnerstag in den deutschen Kinos angelaufen ist.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst bei BILD veröffentlicht.

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