Nach 20 Spielen ohne Niederlage reißt die Serie der DFB-Junioren ausgerechnet im Finale der Europameisterschaft. Das Team von Trainer Antonio Di Salvo muss sich England nach furioser Aufholjagd geschlagen geben. Bundestrainer Julian Nagelsmann und Sportdirektor Rudi Völler spenden dennoch viel Lob.
Statt eine rauschende Titel-Party im für Junggesellen-Abschiede berühmten Bratislava zu feiern, mussten die DFB-Junioren mit ansehen, wie England die Trophäe der U21-Europameisterschaft in die Höhe stemmte. Was blieb, waren nur aufmunternde Worte. "Ich bin ein sehr stolzer Trainer einer U21, die sich über zwei Jahre wirklich gesteigert hat, einen super Zusammenhalt hatte, einen super Fußball gespielt hat und sehr viele Menschen in Deutschland berührt und bewegt hat", sagte U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo. Der 46-Jährige rieb sich nach dem Schlusspfiff die traurigen Augen.
Vortrefflich ließ sich in den Katakomben des nationalen Fußball-Stadions darüber debattieren, wie die Gefühlslage gewesen wäre, wenn Nebel nach seinem Ausgleich in der Nachspielzeit bei einem weiteren Schuss nicht die Latte getroffen hätte. Oder wenn der Lattentreffer des Freiburgers Merlin Röhl kurz vor Ende der Verlängerung drin gewesen wäre. Da stand es durch Englands Joker Jonathan Rowe schon 3:2 für den Titelverteidiger.
"Fußball ist einfach ein Momentum-Sport", sagte Verteidiger Tim Oermann. Der künftig an Sturm Graz ausgeliehene Leverkusener verspürte "sehr viel Leere". "Es war eine wahnsinnige Reise und deswegen ist es einfach so enttäuschend", sagte der 21-Jährige. Ein Erfolgs-Trip mit 20 Spielen ohne Niederlage nach dem 28. Juni 2023. Und auf den Tag genau zwei Jahre später verliert Deutschland wieder - wieder bei der EM gegen England.
"Was für eine tolle Zeit das war"
Mit etwas Abstand werde man anders auf die EM zurückblicken, "was das für eine tolle Zeit war, was das für ein Team war", sagte Oermann. "Ich hoffe, da kann auch jeder etwas für seine Karriere mitnehmen - was das ausmachen kann, wenn man so einen Teamgeist hat."
Ähnlich klang Di Salvo, der nach dem Vorrunden-Aus 2023 diesmal mit seiner U21 viel Freude bereitete. Der 46-Jährige erklärte, dass die Jung-Nationalspieler auf dem Weg zu Vielleicht-A-Nationalspielern viel mitnehmen könnten. "Aber dass dann eben auch Kleinigkeiten entscheiden, ob man den ganz großen Wurf macht oder nicht", sagte der Trainer nach einem "brettharten" Turnier. Sein Vertrag läuft bis nach der kommenden EM in Albanien und Serbien. Der Aufbau der neuen U21 beginnt im September.
Nach den Titeln der Generationen um Manuel Neuer (2009), Serge Gnabry (2017) und Florian Wirtz (2021) musste sich der Woltemade-Jahrgang mit Platz zwei begnügen. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Bewertung, dass in dieser U21 und der unglücklich im EM-Halbfinale ausgeschiedenen U19 mit Jugend-Weltmeistern vielversprechende Nagelsmann-Kandidaten sind.
"Da wird noch einiges nachkommen"
"Wir haben einen sehr guten Nachwuchs und da wird noch einiges nachkommen", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler. "Ich bin mir sicher, dass wir einige auch in der A-Nationalmannschaft wiedersehen werden." Völler erinnerte schon nach dem Final-Einzug daran, dass man auch als Zweiter einer U21-EM ganz große Erfolge feiern könne. Er, Andreas Brehme, Lothar Matthäus und Pierre Littbarski seien auch acht Jahre später Weltmeister geworden, lautete die mutmachende Prognose des Sportdirektors.
Erst einmal steht für das Nagelsmann-Ensemble die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko an. Außer dem schon zweimaligen Nationalspieler Woltemade hat das Team weitere Turnier-Kandidaten anzubieten. Im Finale boten sich vor allem Weiper und Nebel an. "Diese Mannschaft hat top Spieler und gute Typen, nicht nur Nick Woltemade, Rocco Reitz und Brajan Gruda, die schon bei uns bei der A-Mannschaft dabei waren", sagte Nagelsmann. Gruda und Reitz durften vor der Heim-EM schonmal oben reinschnuppern.
Der Gladbacher Reitz berichtete von "Glückwünschen, auch von der A-Nationalmannschaft und anderen großen Spielern" für die Turnier-Auftritte. Der 23-Jährige hofft, dass ihn seine Hochzeit in den kommenden Tagen auf andere Gedanken bringt.
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