Auch beim Bowling stellte er sein Können unter Beweis. Leon Goretzka nutzte die Freizeit zwischen den Trainings mit dem FC Bayern in den USA kürzlich für eine Partie mit seinen Mannschaftskollegen – und bejubelte auf Bahn acht einen Strike.
Seit Anfang Juni weilt der Nationalspieler mit dem deutschen Fußball-Rekordmeister bei der Klub-WM in Nordamerika. Sein Vertrag bei den Bayern endet in einem Jahr. Es könnte also der letzte Sommer für Goretzka mit den Münchnern sein. Bislang haben die Klubbosse ihm offenbar noch nicht signalisiert, ob sie mit ihm verlängern wollen.
„Wenn der eigene Verein einem einen neuen Vertrag anbietet, ist das schon ein Zeichen der Wertschätzung“, sagte Goretzka am Montagabend in Charlotte, North Carolina, vor dem letzten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon an diesem Dienstag (21 Uhr, Sat.1 und DAZN). „Deshalb wird man sich das dann natürlich anhören. Bis jetzt ist da ja noch nichts gekommen – dementsprechend ist das für mich soweit okay“, so Goretzka, der im Februar 31 Jahre alt wird. Er konzentriere sich aktuell nur auf die Klub-WM. „Ich bin auch sehr froh, bei Bayern zu sein.“
Auf die Frage eines Reporters, ob er sich vorstellen könne, in Sachen Verhandlungen selbst die Initiative zu ergreifen, antwortete er schmunzelnd: „Es finden ja auch immer wieder Gespräche statt. Man läuft sich ja auch am Buffet über den Weg.“
Goretzka war 2018 ablösefrei vom FC Schalke 04 zum FC Bayern gewechselt. Und sieht sich auch in der kommenden Saison als wichtiger Spieler bei den Münchnern. Er vertraut besonders Trainer Vincent Kompany. Dieser sei für ihn „die wichtigste Person im Verein.“
Der Mittelfeldprofi blickt auf ein für ihn persönlich turbulent verlaufendes Jahr zurück. „Für mich ging es natürlich schwierig los. Das wurde hinreichend thematisiert. Irgendwann Mitte der Hinrunde wurde ich wieder gebraucht“, sagte Goretzka. „Ich hatte, ehrlich gesagt, von Beginn an das Gefühl, dass ich eine große Wertschätzung vom Trainer bekomme. Und dabei ist es auch die ganze Saison geblieben. Und das ist für mich am wichtigsten.“
Leon Goretzka: Kontakt zu Kompany ist sehr gut
Der Verein legte dem Mittelfeldspieler dagegen trotz Vertrages bis 2026 anfangs einen Wechsel nahe. Goretzka lehnte aber ab – und kämpfte sich zurück in die Elf. In diesem Jahr feierte er sogar seine Rückkehr in die Nationalmannschaft. In zwölf Monaten beginnt die WM in den USA, Mexiko und Kanada. Damit er dort eine realistische Chance auf eine wichtige Rolle in der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Julian Nagelsmann hat, muss er im Verein so viel wie möglich spielen.
Goretzka glaubt daran, dass dies gelingen kann. „Der Kontakt ist sehr gut“, sagte er zum Verhältnis zu Trainer Kompany: „Ich habe es auch schon letzte Saison geschafft, der Mannschaft zu helfen. Ich bin mir auch sicher, dass ich das in der kommenden Saison machen kann.“
Die Führung des FC Bayern sieht offenbar keinen dringenden Handlungsbedarf in der Personalie. Goretzka gilt trotz der jüngsten Entwicklung weiter als ein Spieler, den der Klub bei einem entsprechenden Angebot eines Vereins abgeben würde. Der Klub will seine Payroll reduzieren, Goretzka soll bis zu 17 Millionen Euro pro Jahr erhalten. Die Bosse wissen aber auch, wie wertvoll Goretzka sportlich noch sein kann. Ein Transfer wird von ihnen daher aktuell nicht forciert, sie beobachten den Markt.
Konkurrenz im Mittelfeld der Bayern ist groß
Es könnte sinnvoller für die Bayern sein, statt Goretzka den portugiesischen Nationalspieler Palhinha abzugeben. Für den 29-Jährigen, dessen Vertrag bis 30. Juni 2027 gilt, zahlten sie vor einem Jahr knapp 50 Millionen Euro an den FC Fulham. Palhinha konnte sich bislang nicht durchsetzen. Er kam bei der Klub-WM bisher nicht zum Einsatz, auch nicht im körperbetonten Spiel gegen die Boca Juniors ließ Kompany ihn auf der Ersatzbank.
Palhinha galt als Wunschspielers von Kompanys Vorgänger Thomas Tuchel. Aus England heißt es, Fulham sei interessiert, Palhinha zurückzuholen. Ein Leihgeschäft ist im Gespräch, auch West Ham United und Manchester United werden als mögliche neue Klubs für Palhinha gehandelt. Die Konkurrenz im Mittelfeld der Bayern ist groß, Tom Bischof kam von der TSG Hoffenheim kürzlich dazu. Der 19-Jährige debütierte gerade in der deutschen Nationalelf.
Bei der Klub-WM kam Goretzka bislang 56 Minuten lang zum Einsatz – im wichtigen zweiten Gruppenspiel gegen die Boca Juniors in Miami, das die Bayern 2:1 gewannen. Und sich damit für das Achtelfinale qualifizierten.
Ob es nun sein letzter Sommer mit den Bayern ist oder weitere folgen – Goretzka hat noch viel vor mit seinem Klub.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über weitere Fußball- und Fitness-Themen.
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