Die größten Erfolge der polnischen Fußball-Nationalmannschaft liegen schon lange zurück. 1972 holte die Auswahl die Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen in München, 1974 und 1982 erreichte das Team bei den Weltmeisterschaften jeweils den dritten Platz. Dennoch genießt die Landesauswahl bei den Fans ein äußerst hohes Ansehen. Und gerade deshalb schlägt die Demission von Robert Lewandowski so hohe Wellen.
Der beim FC Barcelona unter Vertrag stehende Weltklassestürmer will unter dem derzeitigen Trainer Michal Probierz nicht mehr für Polens Nationalmannschaft spielen, weil er offensichtlich keinen guten Draht zu ihm aufweist. In seiner Heimat sorgt das Verhalten des 36-Jährigen, der in der Bundesliga für Borussia Dortmund und den FC Bayern spielte, für Aufsehen und Entrüstung.
Die polnische Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ schrieb am Dienstag: „Lewandowski ist ein großartiger Fußballspieler, vielleicht der größte in der Geschichte des polnischen Fußballs. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Lewandowski Probierz seit langem für einen schwachen Trainer hält, der der Nationalmannschaft schadet. Aber selbst der herausragendste Fußballspieler hat nicht das Recht zu entscheiden, wer die Mannschaft trainiert.“ Der Präsident des polnischen Fußballverbands (PZPN), Cezary Kulesza, habe Probierz an die Spitze der Mannschaft gestellt. Und die Aufgabe des Kapitäns sei es, so gut wie möglich für die Auswahl zu spielen.
Applaus bei der Verkündung?
Lewandowski habe in Vereinen mit Spitzentrainern wie Jürgen Klopp, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und Hansi Flick zusammengearbeitet. „Aber solche Trainer sind für den polnischen Fußballverband unerreichbar. Kulesza hat sich für Probierz entschieden, und selbst wenn beide Dilettanten wären, hat Lewandowski seine Verpflichtungen gegenüber der Mannschaft und ihren Fans“, berichtet die Zeitung weiter. „In dieser ganzen Kontroverse gibt es viele Unklarheiten. Der ohnehin schon schwache polnische Fußball hat einen weiteren Schlag erhalten, der sich als K.-o.-Schlag erweisen könnte. Lewandowski hat sich einen großen Imageverlust zugefügt. Vielleicht ist ihm das egal, vielleicht steht er mittlerweile da drüber?“
Lewandowski hatte am Pfingstwochenende erklärt, dass er nicht mehr mit Probierz zusammenarbeiten wolle. Die genauen Gründe dafür nannte er zunächst nicht. „In Anbetracht der Umstände und des Vertrauensverlusts in den Trainer habe ich beschlossen, nicht mehr für die polnische Nationalmannschaft zu spielen, solange er das Sagen hat“, verkündete Lewandowski auf Instagram. Zugleich drückte der Ausnahmestürmer seine Hoffnung aus, irgendwann doch „noch einmal für die besten Fans der Welt zu spielen“.
Spiel in Finnland
Sein Rücktritt, dazu noch als Kapitän der Auswahl, schwächt das Team gewaltig. In 158 Länderspielen erzielte der Angreifer 85 Tore. In der Qualifikationsgruppe G für die WM 2026 trifft Polen auf die Niederlande, Finnland, Litauen und Malta. Nach drei Partien führt das Team von Trainer Probierz die Tabelle an. Am Dienstagabend (20.45 Uhr) müssen sich seine Mannen beim Auswärtsspiel in Finnland beweisen.
Für eine erfolgreiche Reise zu den globalen Titelkämpfen in einem Jahr braucht es eigentlich das komplette Mitwirken eines Ausnahmespielers wie Lewandowski. Doch im Team soll er deutlich an Ansehen verloren haben. Die Zeitung „Przegląd Sportowy Onet“ schrieb, die Mannschaft habe auf Lewandowskis Demission „mit Applaus“ reagiert. Demnach sei den anderen Nationalspielern das divenhafte Verhalten des Superstars schon länger aufgestoßen.
Sukzessive gelangen nun die Gründe für Lewandowski vorläufigen Rücktritt ans Tageslicht. Im Interview mit dem polnischen Internetportal „WP SportoweFakty“ erklärte der Stürmer: „Ich bekam einen überraschenden Anruf von Michal, der mir mitteilte, dass er beschlossen habe, mir die Binde abzunehmen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, ich habe die Kinder ins Bett gebracht. Das Gespräch dauerte ein paar Minuten.“
Es gehe ihm nicht um die Kapitäns-Entscheidung, sondern um die Art und Weise der Kommunikation. „Der Trainer hat mein Vertrauen missbraucht. Wer erfolgreich sein will, muss am gleichen Strang ziehen. Manchmal ist man anderer Meinung, das ist normal. Aber es sind Dinge passiert, die schwer zu vergessen sind.“
Der Verband hat inzwischen auf die Vorwürfe des ehemaligen Bayern-Stars regiert und eine Stellungnahme veröffentlicht: „Im Zusammenhang mit den in den Medien erschienenen Informationen, wonach der Mannschaftsrat der polnischen Nationalmannschaft der Initiator des Wechsels des Kapitäns der Nationalmannschaft gewesen sei, weist der polnische Fußballverband diese Berichte entschieden zurück. Es gab kein Treffen zwischen Trainer Michał Probierz und dem Mannschaftsrat, und die Entscheidung wurde ausschließlich vom Trainer getroffen“, heißt es in der Verbandsmitteilung.
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