Die Fußballweltmeisterschaft 2026 hat ihre ersten Debütanten: Usbekistan und Jordanien machen binnen weniger Stunden die Qualifikation fix. Während ein Usbeke mittlerweile für Pep Guardiola spielt, ist ein Jordanier vor kurzem noch für Eichstätt und Eilenburg aufgelaufen.
Ahmad Assaf wird nur den größten Fußballfreaks auf diesem Planeten ein Begriff sein. Oder Kennern der hiesigen Regional- und Oberligen. Der 25-jährige Rechtsverteidiger ist in München geboren, hat es mit einem gewissen fußballerischen Talent in den ambitionierten Amateur- und später auch in den Halbprofi-Bereich geschafft. Sechs Jahre und acht Vereine nach Beginn der Reise durch die fußballerischen Niederungen in Bayern, Sachsen und Bremen hat Assaf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft klargemacht.
Wie ist das möglich? Assaf wurde Anfang des Jahres erstmals in die Nationalmannschaft von Jordanien berufen. Eine völlig verrückte Geschichte, angesichts der nicht gerade glanzvollen Vereinskarriere des 25-Jährigen. SpVgg Landshut, VfB Eichstätt, FC Eilenburg, Türkgücü München, Bremer SV, dazwischen zweimal in Bosnien. Inzwischen läuft Assaf für den luxemburgischen Zweitligisten US Rümelingen auf. Und in der Nationalmannschaft von Jordanien. Am späten Donnerstagabend schaffen "die Roten", so werden die Fußballer aus dem arabischen Land bezeichnet, mit einem 3:0 im Oman die erstmalige WM-Qualifikation.
Kronprinz im Fanblock
Für Jordanien ist mit der Qualifikation ein Traum wahr geworden. Der Traum vom Turnier in den USA, Kanada, Mexiko, der ersten Fußball-Weltmeisterschaft mit 48 statt 32 Teilnehmern. Von der Teilnehmer-Ausweitung hat Jordanien zweifellos profitiert, nichtsdestotrotz hat die kleine Fußball-Nation anders als etwa der asiatische WM-Dauerbrenner Saudi-Arabien die Qualifikation schon am vorletzten Spieltag klargemacht, während in Riad noch gezittert wird. Das ist eine beachtliche Leistung für das vergleichsweise kleine Jordanien.
Mitten im Fanblock beim historischen Triumph Jordaniens waren Kronprinz Hussein bin Abdullah und Prinz Hashem. Der älteste und der jüngste Sohn des jordanischen Königs Abdullah II feuerten Ahmad Assaf und seine Teamkollegen vor Ort in Maskat an. "Die Roten" sind eine Mannschaft der in Europa weitgehend Namenlosen: Einzig Musa al-Tamari, Rechtsaußen beim französischen Erstligisten Stade Rennes, spielt in einer Topliga.
Assaf kann sich auf der großen WM-Bühne sicher auch für größere Aufgaben empfehlen. Im Oman durfte der Rümelingen-Kicker sogar von Beginn an spielen - und gut zweieinhalb Stunden nach Abpfiff endgültig über die WM-Quali jubeln. Erst dann war auch die Partie zwischen dem Irak und Südkorea beendet. Die 0:2-Niederlage des Irak gegen das asiatische Fußball-Schwergewicht im anderen Gruppenspiel fixierte die vorzeitige Quali für Jordanien.
Auch Usbekistan feiert WM-Debüt
Nur 450 Kilometer entfernt von Maskat ging parallel zum Sieg Jordaniens an diesem Donnerstagabend bereits der erste WM-Traum des Tages in Erfüllung. Usbekistan hat sich ebenfalls zum ersten Mal für die Weltmeisterschaft qualifiziert.
Von einem fußballerischen Leckerbissen konnte bei der Partie zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und den "Weißen Wölfen vom Turan" keine Rede zu sein. Das schnöde 0:0 in Abu Dhabi bescherte den Usbeken dennoch die erstmalige Qualifikation für die Endrunde - 31 Jahre nach der Anerkennung als offizielles FIFA-Mitglied.
"Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft mag für Frankreich, England oder Brasilien nichts Besonderes sein. Aber für uns ist es die Erfüllung eines Traums des gesamten Volkes, das ehrenvolle Ende einer Generation von Hoffnungen", schrieb die usbekische Lokalpresse und bejubelte damit auch das Ende eines Qualifikations-Albtraums.
Die Nationalmannschaft aus dem größten doppelten Binnenstaat der Welt - es gibt nur noch Liechtenstein, das genau wie Usbekistan ausschließlich von Binnenstaaten umgeben ist - scheiterte schon mehrfach denknar knapp in der WM-Qualifikation. 2006 zum Beispiel fehlte gegen das keinesfalls übermächtige Bahrain nur ein Tor, um sich für die Ausscheidungsrunde gegen das keinesfalls übermächtige Trinidad & Tobago zu qualifizieren. 2002, 2014 und 2018 fehlte ebenfalls nicht viel für den Sprung auf die fußballerische Weltbühne.
Abwehrchef spielt bei Man City
Den Grundstein legte der usbekische Fußballverband bereits Anfang des Jahrtausends, nur wenige Jahre nach seiner Gründung. Eine konsequente Jugendarbeit machte die U20-Mannschaft aus dem Ex-Sowjetland zum mehrfachen Teilnehmer an der U20-Weltmeisterschaft. 2003 und 2009 schied Usbekistan in der Gruppenphase aus, 2013 und 2015 zog die Mannschaft aber jeweils sensationell ins Viertelfinale und 2023 ins Achtelfinale ein.
Bei der U20-WM vor zwei Jahren ging der Stern von Abdukodir Khusanov auf. Der mittlerweile 21-jährige Innenverteidiger wurde im Januar sogar von Manchester City verpflichtet und hat in der Premier-League-Rückrunde immerhin sechs Partien unter Trainer Pep Guardiola bestritten.
Der zweite bekanntere Spieler im usbekischen Team ist Eldor Shomurodov. Der 29-jährige Stürmer kommt mittlerweile auf 129 Einsätze in der Serie A, geht derzeit für die AS Rom auf Torejagd und spielte zuletzt mit Mats Hummels zusammen. Vielleicht hat ihm der Weltmeister von 2014 die ein oder andere wertvolle WM-Erfahrung mit auf den Weg gegeben.
Auch Komoren und Kap Verde hoffen
Usbekistan und Jordanien sind zwar die ersten Debütanten, die die Quali für 2026 unter Dach und Fach gebracht haben. Die letzten werden die beiden Teams aus Asien mit großer Wahrscheinlichkeit aber nicht sein.
In Asien haben auch Indonesien, der Oman und Palästina noch Chancen auf die erstmalige WM-Teilnahme. Vor allem Indonesien mit dem ehemaligen niederländischen Star-Stürmer Patrick Kluivert als Trainer und dem künftigen Mönchengladbacher Kevin Diks als Abwehrchef kann sich einiges ausrechnen.
In Afrika können sich vor allem Burkina Faso, die Demokratische Republik Kongo, Kap Verde, Gabun, Mosambik, Namibia und die Komoren noch Hoffnungen machen. In Südamerika wartet Venezuela auf die Realisierung des großen Traums. Und selbst der Riesen-Außenseiter Neukaledonien hat noch eine Mini-Chance.
Vielleicht können im Sommer 2026 noch weitere WM-Spieler eine Biografie wie Ahmad Assaf vorweisen. Wobei, von Landshut, über Eichstätt, Eilenburg und Rümelingen zur WM in die USA, Kanada und Mexiko? Das wird kaum zu toppen sein.
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