Was lange währt, wird endlich gut: Cristiano Ronaldo brauchte 19 Jahre, um gegen Deutschland zu gewinnen – und erzielte auch noch den Siegtreffer. Mehr geht nicht.

Vielleicht hat er etwas geahnt. Als Cristiano Ronaldo im Spielertunnel auftauchte, zeigten die TV-Kameras einen überaus gut gelaunten portugiesischen Kapitän, der sämtliche Einlaufkinder lachend abklatschte. Normalerweise blicken Fußball-Profis vor einem bedeutenden Spiel eher ernst oder angespannt, doch Ronaldo strahlte und führte die Seleção mit breiter Brust auf den Rasen der Münchner Allianz-Arena.

Nun muss man wissen, dass dieser Ronaldo während seiner unglaublichen Karriere alle fünf Spiele gegen Deutschland bei großen Turnieren verloren hat. Seit 2006 ging das so, 19 Jahre der Schmach. Die erste Niederlage kassierte er bei der Weltmeisterschaft in der Heimat des Gegners. Die Siegtorschützen für die DFB-Elf hießen damals Bastian Schweinsteiger und Thomas Hitzlsberger. Ein Eigentor der Portugiesen machte die 1:3-Pleite komplett. 

Ronaldos Laune schien das in der Gegenwart keinen Abbruch zu tun. Auf den Betrachter wirkte es so, als würde es der Fußball-Methusalem in vollen Zügen genießen, endlich mal wieder auf der großen Bühne zu stehen.

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Manchmal wie Altherren-Fußball

Für Ronaldo ist das nicht mehr alltäglich. Seit zwei Jahren ackert er sich in der Saudi Pro League ab. Der Job ist zwar gigantisch gut bezahlt, hält aber viel Frust für einen alternden Künstler bereit. Das sportliche Niveau ist eher niedrig. Zum Meistertitel hat es für seinen Klub Al-Nassr FC ebenfalls nicht gereicht, seit Ronaldo vor zwei Jahren dort angetreten ist – obwohl er Tore wie am Fließband schießt. Jetzt aber: Nations-League-Halbfinale gegen einen großen Gegner, 65.000 Zuschauer in München. Endlich wieder ein Auftritt, wie es sich für einen Superstar ziemt.

Der Moment, in dem Ronaldo seinen Deutschland-Fluch überwindet: der Treffer zum 2:1-Sieg war aufgrund der hervorragenden Vorarbeit leicht erzielt © Marc Niemeyer / Imago Images

Ronaldo spielte mit viel Einsatz, wie man es von ihm in der Nationalelf kennt, doch zunächst ohne Fortune. Sein erster Schuss auf das Tor aus guter Position in der 7. Minute sah nach Altherren-Fußball aus – zu ungenau und ohne Druck landete der Ball in den Armen von Marc-André ter Stegen. Der Freistoß aus 35 Metern, den Ronaldo in der 2. Halbzeit in altbewährter Manier auf das Tor zimmerte, verfing sich in der deutschen Mauer. Immerhin zeigte er kurz zuvor bei einem Kopfball seine nach wie vor beeindruckende Sprungkraft.

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Ein besonderes Spiel für Cristiano Ronaldo

Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass es noch ein besonderes Spiel werden sollte. Das lag daran, dass Deutschland durch einen Kopfballtreffer von Florian Wirtz in Führung lag. Es lief also wie gewohnt. Dann aber nahm Bundestrainer Julian Nagelsmann einen Dreier-Wechsel vor (Gnabry, Goosens und Füllkrug für Sané, Mittelstädt und Woltemade), und die DFB-Elf verlor vollkommen ihren Rhythmus. Portugal übernahm das Kommando und spielte den Gegner an die Wand. Erst erzielte Francisco Conceição (bester Mann des Abends) nach einem fulminanten Antritt einen traumhaft schönen Treffer aus der Distanz, wenig später hatte Ronaldo seinen großen Auftritt: Eine Hereingabe von Nuno Mendes brauchte der alte Mann nur über die Linie zu drücken – der Siegtreffer.

Ronaldo nahm danach gefühlt jeden Mitspieler einzeln in den Arm und genoss den Triumph. Es war sein 137. Tor im 220. Länderspiel. Und als Krönung beendete er sein Deutschland-Trauma. Mehr geht nicht an einem Frühlingsabend in München im Jahr 2025. Auch für Ronaldo nicht.

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