25 Jahre hat das DFB-Team nicht gegen Portugal verloren. Seit der desaströsen EM 2000, als Sergio Conceição Oliver Kahn gleich dreimal übertrumpft. Nun kommt sein Sohn - und wieder läuft es für Deutschland ganz mies.
Rumpelfußball gegen Portugal. Nun, ganz so schlimm war der Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale der Nations League trotz der Niederlage nicht. Auch wenn "viele Dinge sehr schlecht" waren, wie Kapitän Joshua Kimmich nach der 1:2-Pleite in seinem 100. Länderspiel konstatierte. Auch wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann die "schlechtesten zehn Minuten seit Langem" gesehen hatte.
Doch es gibt da ja eine Zeit in der DFB-Historie, die alles Schlechte gar nicht mehr so schlecht aussehen lässt: die Jahrtausendwende. Die EM 2000 ist die Geburtsstunde des Wortes "Rumpelfußball". Unter Trainer Erich Ribbeck gab es wahrlich keinen Hochgenuss. Neben wenig taktischer Einstellung gab es unansehnliches Gespiele - und noch dazu Zoff innerhalb des Teams. Auf das Vorrundenaus im Konföderationen-Pokal 1999 folgte das Vorrundenaus bei der EM 2000. Es war Franz Beckenbauer, der den "Rumpelfußball" in den Sprachschatz der Deutschen einführte.
Seitdem sind 25 Jahre vergangen und auch, wenn das DFB-Team seine schlechteste Leistung seit eineinhalb Jahren gezeigt hat: Die Reminiszenz an den Rumpelfußball hat mehr mit dem Gegner zu tun. Denn das EM-Gruppenspiel gegen Portugal war der Höhepunkt des Desasters 2000. Das DFB-Team hätte einen Sieg fürs Weiterkommen gebraucht. Stattdessen: 0:3-Pleite, EM-Aus - weil Sérgio Conceição gleich drei Tore schoss. Der Name Conceição ist seitdem abgespeichert unter "Deutschland-Schreck".
Fragen Sie nach bei Oliver Kahn! Der erlebte damals ganz bittere Momente. Der erste Treffer gelang Conceição per Kopf aus kurzer Distanz, er staubte ab, Kahn sprintete noch, kam aber zu spät und warf sich nur noch mit dem Portugiesen gemeinsam ins Tor. Der Ball war schon drin. Beim zweiten Tor zog Conceição von der Strafraumgrenze ab, Kahn bückte sich - und ließ den Ball zwischen Händen und Füßen durchrutschen. Miserable Werbung für sein Können. Beim dritten Treffer schloss Conceição von rechts ins lange Eck ab, ließ den deutschen Torhüter nur mit großen Augen auf dem Hosenboden sitzen.
Das Ritual von Vater und Sohn
Und nun? Schickt Francisco Conceição die DFB-Elf ins Spiel um Platz drei in dieser Nations League. Ja, der Sohn. Wieder ist es ein Conceição, der den DFB besiegt. Nichts ist es mit dem Finale für das Team von Julian Nagelsmann.
Francisco Conceição wurde in der 58. Minute eingewechselt, fünf Minuten später erzielte er nach einem Turbo-Antritt von der rechten Seite nach innen mit einem wunderschönen Distanzschuss den 1:1-Ausgleich. Das Siegtor für Portugal markierte danach zwar Superstar Cristiano Ronaldo - ausgerechnet, bei all den Ronaldo-Trikots im Stadion -, aber der agile Francisco Conceição wurde nach Portugals Einzug ins Nations-League-Endspiel als Spieler des Spiels ausgezeichnet.
Und der junge Profi war stolz, dass er die Familiengeschichte mit Deutschland-Bezug fortschreiben konnte. "Ich spreche jeden Tag mit meinem Vater, vor jedem Spiel. Das ist ein Ritual von uns. Er hat mir Glück gewünscht und gesagt, ich soll das Beste tun, was ich kann", erzählte Conceição.
Vor jedem Spiel sprechen und Glück wünschen, das dürfte zu Beginn des Jahres die beiden allerdings auf eine Probe gestellt haben. Denn Francisco Conceição spielte per Leihe in der gerade zu Ende gegangenen Saison für Juventus Turin - und sein Vater stand ihm als Trainer von AC Mailand in der Supercoppa gegenüber. Der Ältere setzte sich durch - und gewann gegen Stadtrivale Inter auch den Titel. Doch der Erfolg rettete ihm den Job nicht. Erst im Dezember geholt, ist der 50-Jährige seinen Job zum Saisonende auch schon wieder losgeworden. Mit Platz acht holte Mailand die schwächste Platzierung der vergangenen zehn Jahre.
Auch ein Conceição ist also nicht immer erfolgreich. Vielleicht hat den Älteren das Traumtor des Jüngeren aufgemuntert. Es war ein "Moment der Intuition. Als ich den Ball getroffen habe, wusste ich, dass er gut kommt. Ich konnte meinem Team helfen, das freut mich." Natürlich hofft er nun, am Sonntag (ab 20.15 Uhr/RTL, RTL+ und im ntv.de-Liveticker) im Finale gegen Spanien oder Frankreich von Anfang spielen zu dürfen. Aber das entscheide der Trainer. "Und ob Startelf oder Bank, ich versuche immer, der Mannschaft zu helfen", sagte Conceição.
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