Eigentlich geht es für das DFB-Team um den Titel in der Nations League. Doch der FC Barcelona sorgt für Turbulenzen. Denn ausgerechnet der von Bundestrainer Julian Nagelsmann so sicher zur Nummer eins ernannte Marc-André ter Stegen droht ein Jobverlust. Die kommenden Wochen werden heikel für den 33-Jährigen.

Marc-André ter Stegen ist 33 Jahre alt und spielt seit mehr als zehn Jahren beim FC Barcelona. Man kann also mit Fug und Recht sagen: Der Torwart ist ein alter Hase im Geschäft. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass ter Stegen sich zumindest äußerlich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Denn auf der DFB-Pressekonferenz vor dem Nations-League-Halbfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal musste ter Stegen erst einmal Fragen zu seiner persönlichen Situation beantworten.

Er tat es einem Vollprofi angemessen: "Das ist so wie immer: Barça ist einer der größten Vereine der Welt, und da gibt's halt Konkurrenzsituationen", sagte er schulterzuckend: "Barça versucht, sich immer zu verbessern und ich versuche, meine Leistung abzurufen." Und weiter: "Jeder, der kommt, wird sich, egal auf welcher Position, dem stellen müssen. Das war auch schon in den letzten Jahren so, auch da hatten wir tolle Torhüter, die mit Ambitionen gekommen sind. Genau so soll es auch sein." Natürlich wolle er immer spielen und solange er seine Leistung bringe, "bin ich immer gut geschützt".

So liest sich ter Stegens öffentliches Protokoll zu dem, was die spanische Sport-Institution "AS" als "Paukenschlag" bezeichnet. Barça-Boss Joan Laporta soll die langjährige Nummer eins der Katalanen zum Transfer-"Abschuss" freigegeben haben, ter Stegen sei im Sommer ein Verkaufskandidat, berichteten "AS" und andere spanische Sportblätter übereinstimmend. "Mundo Deportivo" legte sogar noch einen Knaller nach. Demzufolge befürworte auch Trainer Hansi Flick befürworte eine Personal-Rochade im katalanischen Kasten. Der Deutsche verstehe den Wunsch der Klubführung, heißt es.

Der FC Barcelona wünsche sich ein neues Gesicht zwischen den Pfosten: Joan García vom Stadtrivalen Espanyol soll kommen. Die Ablöse für den 24-Jährigen liegt dank einer Ausstiegsklausel bei "moderaten" 25 Millionen Euro, die selbst das klamme Barça noch aufbringen sollte.

Delikate Situation beim DFB

Wie es angesichts dieser Gemengelage in ter Stegen aussieht, ist hinter dem Pokerface des früheren Gladbachers nicht zu erkennen. Klar ist: Die Berichte aus Spanien haben dem Tormann für die anstehenden Nations-League-Partien mit der DFB-Elf eine delikate Situation beschert. Jede Szene des Routiniers wird genau beobachtet, jede Auffälligkeit seziert, jeder mögliche Fehler genau notiert werden. Eine Portion Extra-Druck für ter Stegen, der nach seiner schweren Knieverletzung erst zum Saisonende wieder fit wurde und in La Liga nur noch zwei Spiele machen durfte. Flick zog ihm den aus der Rente zurückgeholten Wojciech Szczesny vor.

Menschlich wäre es allzu verständlich, wenn ter Stegen enttäuscht ist und es im Torsteher des FC Barcelona brodelt. Das Misstrauensvotum der Barça-Führung kommt für ihn zur Unzeit. Nicht nur kurzfristig mit Blick auf die Nations League und wegen des Extra-Drucks. Vor allem längerfristig hinsichtlich der Weltmeisterschaft 2026 in den USA. Da ist ter Stegen nach all den frustrierenden Jahren hinter Manuel Neuer, nach all den großen Turnieren auf der Bank, endlich Deutschlands klare Nummer eins und als solche für die WM fest eingeplant -, da funkt ihm sein Herzensklub aus Barcelona dazwischen.

Denn es ist so: Bundestrainer Julian Nagelsmann hat ter Stegen zwar klar und mehrfach zu seinem unumstrittenen Stammtorwart erklärt. Aber fußte diese Garantie nicht auf der bis dato in Stein gemeißelten und nicht infrage gestellten Prämisse, dass der Barça-Kapitän im Klub gesetzt ist und spielt?

Ist Nagelsmann in Bedrängnis?

Was passiert, wenn ter Stegen wirklich in einen beinharten Zweikampf ums Barcelona-Tor gezwungen wird? Wenn er nicht mehr regelmäßig spielt, gar degradiert oder verkauft wird? Wenn er sich überdies schwertun sollte, nach seiner langen Verletzung die gewohnte Form zu erreichen? Was, wenn gleichzeitig ein Oliver Baumann für Hoffenheim in der Bundesliga überragt oder ein Alexander Nübel den VfB Stuttgart mit Glanzparaden durch die Europa League führt? Wackelt Nagelsmanns Garantie dann?

"Marc wird die Nummer eins sein. Ich bin guter Dinge, dass er zwei Topspiele machen wird", sagte Nagelsmann bei seinem Besuch der DFB-Pressekonferenz. Hansi Flick habe ihm berichtet, dass ter Stegen in toller Form sei, die Artikel über den "Verkaufskandidaten" habe er auch nur gelesen, sagte der Bundestrainer. Weder ihm noch seinem Schlussmann sei "angst und bange", die Trainings-Leistung stimme.

Profi-Sätze, die den Fokus auf die unmittelbare Zukunft liegen. Die oben aufgeworfenen Fragen sind aber längerfristiger Natur. Klar ist: In der WM-Saison muss ter Stegen spielen, national wie auf großer Champions-League-Bühne - und das auf hohem, seinem gewohnten Niveau. Tut er das nicht, könnte es eng werden, Stichwort Leistungsprinzip.

Ter Stegen weiß, was ihm blühen kann

Möglich auch, dass sich ter Stegen im Sommer nach einem neuen Klub umschauen muss, sollte der FC Barcelona wirklich ernst machen. Der Deutsche weiß, wie es bei Barça zugeht. Im Jahr 2014 kam er selbst als das neue Gesicht im Tor, als Mann für die Zukunft des Klubs. In seinen ersten Jahren duellierte er sich mit dem arrivierten Chilenen Claudio Bravo.

Ein solcher Zweikampf in der WM-Saison, der zusätzliche Druck, die vielen Extra-Lupen, die in Spanien und Deutschland gezückt werden, um jedes Detail seines Spiels zu beobachten -, all das kann ter Stegen eigentlich nicht gebrauchen. Würde er es sich antun wollen? Oder nicht lieber irgendwo anheuern, wo er sicher spielt?

"Ich weiß, dass ich nächstes Jahr in Barcelona bin", sagte Marc-André ter Stegen in seiner DFB-Nations-League-Bubble, in der es für ihn vorerst einzig darum geht, gut zu halten. Er freue sich aber "extrem" auf die kommende Saison mit Barca, "weil wir eine tolle Mannschaft haben, die jung, dynamisch und hungrig ist. Es ist keine Situation entstanden, über die man reden müsste." Er spricht als alter Hase im Fußballzirkus.

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