Das wichtigste Ziel wurde an der UNO-Ozeankonferenz 2025 in Nizza nicht erreicht. Es fehlen aktuell noch neun Staaten, die das Hochseeschutzabkommen ratifizieren. Erst dann würde dieser Vertrag im September in Kraft treten.
Das Hochseeabkommen fordert «30 for 30». 30 Prozent der Hochsee soll bis 2030 unter Schutz stehen und durch internationales Recht einklagbar sein.
Aktuell ist nur etwa ein Prozent der Hochsee geschützt.
Umstrittener Tiefseebergbau
An der Ozeankonferenz positionierte sich die UNO sehr klar zu einem besonders umstrittenen Aspekt des Hochseeschutzes: Sie betonte, es werde bis auf Weiteres keinen legalen Abbau von Metallen am Meeresboden geben. Die zuständige Meeresbodenbehörde arbeitet aktuell an einem Regelwerk zum Tiefseebergbau. Die Schweiz unterstützt gemeinsam mit aktuell 36 weiteren Staaten ein Moratorium.

Die Stellungnahme der UNO kann durchaus als einen Seitenhieb gegen die USA verstanden werden. Denn der US-amerikanische Präsident hatte Ende April ein Dekret verabschiedet, wonach die USA eigenhändig Lizenzen für den kommerziellen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern vergeben kann. Juristen und Seerechts-Expertinnen diskutieren derweil, ob die USA damit das Völkerrecht verletzt.
Link ins Binnenland Schweiz: Wer ist Allseas?
Als wichtigster Anwärter auf eine Abbau-Lizenz aus den USA gilt das kanadische Unternehmen «The Metals Company» (TMC). Pikant daran: Ein Schweizer Unternehmen namens Allseas besitzt 15.8 Prozent der Aktien von TMC (Quelle: Jahresbericht TMC von 2024, S 134). Für die Erkundung der Metallvorkommen in der Tiefsee und Abbau-Tests stellt Allseas TMC ausserdem sein riesiges Spezialschiff «Hidden Gem» zur Verfügung.

Allseas baut und demontiert hauptsächlich Ölplattformen und Windkraftanlagen im Meer und verlegt Pipelines am Meeresboden. Dadurch besitzt sie viel Knowhow für den Tiefseebergbau. Ihren Hauptsitz hat die Allseas-Gruppe in Châtel-Saint-Denis, einem kleinen Dorf im Kanton Fribourg. Seit 2019 ist Allseas wichtige Partnerin und Investorin von TMC.
Rolle des Völkerrechts
Zu den Verstrickungen von Allseas im Tiefseebergbau stellte der grüne Nationalrat Raphaël Mahaim Anfangs Juni eine dringliche Anfrage an den Bundesrat. Konkret wollte er wissen, wie der Bundesrat eine mögliche Verletzung des Völkerrechts und das Risiko einer Rufschädigung der Schweiz einschätzt. Vor wenigen Tagen erhielt er vom Bundesrat eine Antwort.
Die Schweiz unterstütze weiterhin das Moratorium zum Tiefseebergbau. Demnach soll abgewartet werden, bis mehr Studien zu den Folgen eines Abbaus vorliegen. Und: jeglicher Tiefseebergbau in internationalen Gewässern müsse nach den Regeln der internationalen Meeresbodenbehörde erfolgen.
«Die Antwort ist diplomatisch, aber klar», so Raphaël Mahaim. «Sollte TMC mit einer US-amerikanischen Lizenz den kommerziellen Tiefseebergbau starten, verstösst das gegen internationales Recht.»
Trotz Dekret der USA findet bis heute kein kommerzieller Tiefseebergbau statt. Für den Fall, dass TMC demnächst eine entsprechende Abbau-Lizenz erhält, wie wird sich die involvierte Schweizer Firma Allseas verhalten? Zieht sie sich aus dem umstrittenen Projekt zurück? Auf Anfrage von SRF wollte das Unternehmen keine Stellung beziehen.
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