Tante Anna schwärmt von ihrem Kurztrip per Flugzeug nach Teneriffa. Leonie, die Nichte von Anna, findet das weniger toll. Sie betont, wie schädlich Fliegen für die Umwelt ist. Tante Anna widerspricht – und das seit Jahren. Klimawandel? Panikmache, so drängend sei das alles nicht. Ihr individuelles Verhalten habe ohnehin keinen Einfluss auf die Erderwärmung.
Die Stimmung ist im Keller. Was wäre förderlich für das weitere Gespräch zwischen Anna und Leonie – in Zeiten, in denen Menschen am liebsten gar nichts mehr davon hören möchten?
Konsens aus Forschung hervorheben
Wie Gespräche rund um den Klimawandel am ehesten gelingen, dazu gibt es Forschungsergebnisse. Was hilft: Den Konsens, dass der Klimawandel real ist, hervorzuheben. Eine breit angelegte Umfrage in 27 Ländern zeigt: Diese Betonung überzeugt in Gesprächen über den Klimawandel.
Leonie könnte also zu Anna sagen: «Tante, praktisch alle Klimaforschenden sind der Meinung, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel real ist.»
«Es ist sinnvoll, den enorm hohen Grad der Zustimmung immer mal wieder zu kommunizieren. Das hilft Menschen sehr, die komplexen Auswirkungen der Erderhitzung realistischer einzuordnen», betont auch Lea Dohm. Sie ist Psychologin und Autorin von Sachbüchern rund um Gefühle, Psychologie und Klimawandel.
Berichterstattungen zum Klima sind unbeliebt, da sie Stress auslösen.
Doch wie weitere Studien zeigen, hilft das Betonen des Konsenses nicht nachhaltig. Tante Anna wird also vermutlich bald wieder von Panikmache sprechen. Denn für eine anhaltende Einsicht braucht es das Wissen, dass der Klimawandel einen selbst betrifft. Doch das hört niemand gern.
Gefühle anerkennen
Das betont auch die Psychologin Lea Dohm: «Berichterstattungen zum Klima sind unbeliebt, da sie Stress auslösen. Daher ist es wichtig, ausgelöste Gefühle und gegebenenfalls Abwehr zu validieren. Und konkrete, gemeinschaftliche Handlungsmöglichkeiten zu geben.»
Gefühle zu validieren, also zu benennen und anzuerkennen, und konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen – das empfiehlt die Psychologin auch in ihrem Online-Leitfaden für Medienschaffende, den sie gemeinsam mit anderen Expertinnen konzipiert hat.
Das persönliche Gespräch
Zurück zu Leonie und ihrer Tante: Leonie könnte Annas Gefühle anerkennen und aufzeigen, dass der Klimawandel auch sie persönlich betrifft: «Auch mir wäre es lieber, wenn es nur Panikmache wäre. Aber leider drängt die Zeit.» Und dann könnte Leonie Handlungsmöglichkeiten geben: «Doch wir können was tun. Je weniger wir alle fliegen oder Auto fahren, desto besser fürs Klima. Reist du per Zug statt mit dem Flugzeug in die Ferien, trägst du dazu bei, dass wir in Zukunft nicht noch mehr Überschwemmungen haben. Und die Luft für uns alle wird so auch noch besser.»
Zusammenfassend sind das die Tipps aus Studien zur Klimakommunikation
- Gefühle benennen («auch ich habe Angst»)
- Die aktuellen Konsequenzen vor Ort aufzeigen («mehr Überschwemmungen in der Schweiz»)
- Persönliche Betroffenheit schaffen («Die Natur liegt dir am Herzen»)
- Handlungsoptionen und Lösungen aufzeigen («von Flugzeug auf Zug wechseln»), um so das Selbstwirksamkeitsgefühl zu stärken.
Vielleicht helfen diese Tipps bei der nächsten Familienfeier. Um nicht in einem Streit zu laden, sondern in einem konstruktiven Gespräch mit mehr Einsicht für alle.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke