Musik kann gute Laune machen und zu wahren Gänsehautmomenten führen. Wie das funktioniert, haben finnische Forscher analysiert. Schon länger war bekannt, dass Musik auf das Opioidsystem des Gehirns wirken kann, zu dem auch das Belohnungszentrum gehört. Dieses System ist auch an lustvollen Emotionen beteiligt, die mit überlebenswichtigen Verhaltensweisen wie Essen und Sex verbunden sind.

Die Studie des Teams um Vesa Putkinen und Lauri Nummenmaa von der Universität Turku belegt anschaulich, wie das Hören von Lieblingsmusik die Opioidrezeptoren im Gehirn aktiviert, zumindest bei Frauen. Die Forscher hatten insgesamt 30 Frauen im Alter von 19 bis 42 Jahren mit verschiedenen bildgebenden Methoden untersucht und beobachtet, welche Hirnregionen beim Hören ihrer Lieblingsmusik aktiv sind.

Dafür stellte jede der Teilnehmerinnen eine etwa 90-minütige Playlist mit Musik zusammen, die bei ihr ein starkes Gefühl der Freude oder Lust auslöste. Die meisten dieser Musikstücke stammten aus dem Genre zeitgenössischer Pop, R&B und Rap/Hip-Hop, vor Electronic/Dance und Rock. Aber auch Klassik und Jazz war darunter zu finden. Die Frauen mochten ihre persönliche Auswahl, sie fühlten sich dadurch angeregt, energetisiert oder angenehm entspannt, was sich im Vergleich zu jeweiligen Kontrollpersonen deutlich zeigte.

„Diese Ergebnisse zeigen zum ersten Mal direkt, dass das Hören von Musik das Opioidsystem des Gehirns aktiviert“, fasste Erstautor Putkinen die Ergebnisse zusammen. „Die Ausschüttung von Opioiden erklärt, warum Musik so starke Glücksgefühle hervorrufen kann, obwohl sie keine primäre Belohnung wie Nahrung oder sexuelle Lust darstellt, die für das Überleben oder die Fortpflanzung notwendig sind.“ Die Opioide des Körpers dienen als Nervenbotenstoffe.

Das Hören der Lieblingsmusik beeinflusst demnach die Freisetzung von Opioiden in mehreren Hirnregionen, die an Emotionen und Belohnung beteiligt sind. Die Forscher sprechen von „hedonistischen Hotspots“. Darunter ist der Orbitallappen, orbitofrontaler Cortex genannt, der sich direkt über der Augenhöhle vorn im Schädel befindet. Frühere Studien hatten gezeigt, dass er auch bei der Freude am Essen und sexuellen Reizen besonders aktiv ist.

Eine weitere durch Musik aktivierte Hirnregion ist der Mandelkern: Die sogenannte Amygdala spielt als zentrale Verarbeitungsstation für von außen kommende neue Informationen eine entscheidende Rolle für Emotionen.

Die Opioidfreisetzung im sogenannten Nucleus accumbens, der zum Belohnungssystem gehört, hing eng mit der Anzahl der angenehmen Gänsehautmomente zusammen, die die Teilnehmerinnen beim Musikhören erlebten. Je mehr Opioide freigesetzt wurden, desto mehr dieser Momente verspürten sie. Das Team präsentiert die Ergebnisse im „European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging“.

Vergnügen motiviert Menschen, sich Belohnungen zu suchen, die für das eigene Überleben und die Fortpflanzung wichtig sind. Doch das hedonistische Verhalten geht über solche „primären Reize“ hinaus, es werden auch abstrakte, ästhetische Belohnungen begehrt, die scheinbar keine Funktion haben. Als ein Paradebeispiel dafür gilt die Musik, sie keinen offensichtlichen Überlebensvorteil bietet.

Die Daten belegen laut den Forschern klar, dass eben auch kulturell erlernte, beziehungsweise ästhetische Belohnungsfaktoren wie eben Musik das Opioidsystem MOR aktivieren können. Frühere Studien hatten diesen Effekt bereits für biologisch besonders bedeutende zufriedenstellende Faktoren wie zum Beispiel die Nahrungsaufnahme, Sexualverhalten und soziale Interaktion gezeigt.

Ferner hingen individuelle Unterschiede in der Anzahl der Opioidrezeptoren mit der Hirnaktivierung beim Musikhören zusammen: Je mehr solche Rezeptoren die Teilnehmerinnen hatten, desto stärker erfreut reagierte ihr Gehirn auf die Musik. Das kann nach Angaben des Teams erklären, warum manche Menschen Musik intensiver genießen als andere.

„Das Opioidsystem des Gehirns ist auch an der Schmerzlinderung beteiligt“, ergänzte Studienleiter Lauri Nummenmaa, Professor in der Abteilung für Psychologie der Universität Turku. „Auf Grundlage unserer Ergebnisse könnten die bislang beobachteten schmerzlindernden Effekte von Musik durch Musik-induzierte Opioidreaktionen im Gehirn erklärt werden.“

Das Hören angenehmer Musik kann früheren Studien zufolge außerdem chronische sowie postoperative Schmerzen lindern – und bei Patienten den Bedarf an opioidhaltigen Schmerzmitteln verringern.

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