Mit dem Handy zu bezahlen, indem eine hinterlegte Kredit- oder Debitkarte als verbundenes Zahlungsmittel genutzt wird, ist selbst im immer noch so bargeldaffinen Deutschland längst eine Selbstverständlichkeit. Eine kurze Freischaltung an der Kasse und die Verbindung mit dem Kartenterminal des Geschäfts genügt, um die Ware zu bezahlen.

In dieses Geschäft drängt nun auch der Bezahldienstleister PayPal, der sich bisher auf Online-Transaktionen beschränkt hatte und damit zu einem der bekanntesten Internet-Unternehmen weltweit wurde. Doch bei einer bloßen Kopie der anderen Anbieter will es PayPal nicht belassen, denn die neue App bietet noch mehr – zum Beispiel eine Ratenkreditfunktion.

Bei einer Präsentation des neuen Geschäftsansatzes am Dienstag in Hamburg betonte Florencia Solazzi, Leiterin des PayPal-Consumergeschäfts in Deutschland, die Bedeutung dieses Schritts für ihr Unternehmen, das seinen Hauptsitz im kalifornischen San José hat. „Wir bringen PayPal in die Offline-Welt“, sagte sie – zwar werden immer mehr Käufe online abgewickelt, aber der Anteil der Käufe in Ladengeschäften ist gerade bei größeren Anschaffungen immer noch wirtschaftlich bedeutend.

Und auch, wenn die Managerin diesen Schritt gern als zusätzliche Dienstleistung für den eigenen Kundenstamm verkaufen wollte („Unsere Nutzerinnen und Nutzer wollen gern mehr mit uns zu tun haben“), stehen dahinter doch auch handfeste eigene wirtschaftliche Interessen, denn gerade die Ratenfinanzierung von Käufen ist ein lukratives Nebengeschäft, das online bereits gut funktioniert.

Die bloße Bezahlfunktion durch die Verbindung mit einem oder auch mehreren Konten, zwischen denen gewechselt werden kann, ist denkbar schnell eingerichtet. Je nach Handytyp wird das Gerät an der Kasse entsperrt, die Karte aktiviert und an das Lesegerät gehalten – schon wird der entsprechende Betrag abgebucht.

Um den Ablauf möglichst eindeutig zu gestalten, wird die ganze App neu gestaltet, sodass dann auch die Online- und Offlineeinkäufe schnell zu sortieren sind. Die bekannten Funktionen wie das Senden von Geldbeträgen an andere Nutzer oder das Teilen von Beträgen zum Beispiel nach einer Zahlung im Restaurant bleiben erhalten.

Kredite zwischen 99 Euro und 10.000 Euro möglich

Ausgerollt wird hingegen die Funktion der Ratenzahlung. Wer zum Beispiel den Kauf eines Sofas in einem Geschäft plant und dafür eine Finanzierung benötigt, kann sich über die App ziemlich schnell einen Kredit besorgen, Beträge zwischen 99 Euro und 10.000 Euro sind möglich.

Nach der Beantragung wird ein schneller Bonitätscheck im Hintergrund durchgeführt; ist dieser erfolgreich, erstellt das System eine weitere Art Kreditkarte. Auf dieser ist dann für 48 Stunden der bewilligte Betrag hinterlegt. Im Möbelgeschäft kann dann ohne weitere Rücksprache mit dem Verkäufer der Betrag für das Sofa über die Karte abgebucht werden.

Kommt doch kein Kauf zustande, erlischt die Karte ohne Gebühren wieder. „Es entfallen also im Geschäft Gespräche über die Gewährung eines Kredits, der Händler selbst bekommt von der Ratenfinanzierung gar nichts mit“, erklärte Matthias Rosch, bei PayPal Deutschland für Finanzdienstleistungen zuständig, das Verfahren.

Je nach Laufzeit des Kreditvertrags werden unterschiedliche Zinshöhen, die sich zudem auch an der allgemeinen Zinsbewegung im Markt orientieren, erhoben. Bei einer präsentierten Beispielrechnung betrug der Zinssatz knapp zwölf Prozent – da lohnt in jedem Fall der Vergleich mit anderen Kreditanbietern.

Interessant und vielleicht verführerisch für die Nutzer ist hier wohl vor allem die Geschwindigkeit der Bewilligung; zudem sind alle anfallenden Beträge sehr transparent aufgeschlüsselt. Wer das Geld vorfristig abbezahlen möchte, kann das jederzeit tun, weitere Kosten fallen dadurch nicht an.

Zu einem dritten Feature konnten die PayPal-Verantwortlichen am Dienstag nur sagen, dass es kommen wird, aber nicht mit welchen Partnern und in welchem Rahmen. Sicher sei jedoch, dass es schon zum Start auch Cashback-Angebote geben wird.

Bestimmte Geschäfte oder Anbieter belohnen die Käufer dann mit kleinen Geldbeträgen, wenn man kontaktlos mit der PayPal-App bezahlt. Eine Art hinterlegtes Kundenbindungsprogramm also, das sich auf dem Kundenkonto nach und nach bemerkbar macht. Möglich sind alle genannten Transaktionen an Kassen, wo kostenlose Mastercard-Zahlungen akzeptiert werden.

Deutschland sei von der US-Unternehmensleitung ausgesucht worden, weil es in seiner Struktur und wirtschaftlichen Bedeutung „ein wichtiger Markt für PayPal ist“, begründete Florencia Solazzi die Testperiode im größten Einwohnerland der EU.

Ob und wann das Verfahren auch auf andere Länder ausgerollt wird, sei noch offen – bezahlen kann man mit den üblichen Auslandsgebühren für Mastercard-Nutzungen aber auch jetzt schon mit der App außerhalb Deutschlands.

Jörn Lauterbach ist Redaktionsleiter Hamburg bei WELT und schreibt vor allem über Hamburger Politik.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke