Die Schweiz, die USA, andere Länder und auch UNO-Organisationen sparen Geld bei der Entwicklungszusammenarbeit. Schweizer Hilfswerke beziffern die finanziellen Ausfälle auf rund 100 Millionen Franken für dieses Jahr. Das hat Auswirkungen, beispielsweise in Äthiopien und Bangladesch.
Bangladesch: keine Ausbildung, kein Einkommen
Helvetas führte in Bangladesch ein Berufsbildungsprojekt durch in Zusammenarbeit mit lokalen Lebensmittelfabriken. Männer und Frauen wurden in der Produktion von Snacks, Frühlingsrollen oder Fladenbroten ausgebildet. So gelangten sie zu einer festen Anstellung und zu einem monatlichen Einkommen.
Unsere Mitarbeitenden vor Ort konnten wir noch einen Monat beschäftigen, dann mussten wir sie gehen lassen.
Dieses Berufsbildungsprojekt lief bereits zweieinhalb Jahre. Insgesamt waren dafür 4.8 Millionen Franken vorgesehen, die Hälfte kam von USAID.
Durch das sofortige Ende der Zahlungen aus den USA konnten nicht wie geplant 6000 Leute ausgebildet und von den Lebensmittelherstellern angestellt werden. Jürg Merz sagt: «Wir haben rund 4200 ausgebildet, die letzten können wir nicht mehr, sie werden nicht in den Arbeitsmarkt integriert.» Die Arbeit bei den Lebensmittelherstellern hätte ein monatliches Einkommen gegeben und somit die Möglichkeit, nachhaltig für die Familie zu schauen. Entlassen wurden auch die lokalen Mitarbeitenden des Berufsbildungsprojekts.

Mit dem Stopp der Gelder aus den USA musste Helvetas das Projekt von einem Tag auf den anderen beenden. Finanzielle Besserung sei nicht in Sicht, sagt Jürg Merz, Koordinator bei Helvetas für Bangladesch. «USAID geht zu Ende, die Schweiz wird sich 2028 aus Bangladesch zurückziehen, andere Staaten haben auch Reduktionen angezeigt.»
Äthiopien: Ein Stopp lässt Hilfe für Hunderttausende versiegen
Das Hilfswerk Heks musste in Äthiopien ein humanitäres Projekt sofort komplett stoppen, weil die Hilfsgelder von USAID von einem auf den anderen Tag ausfielen. Das Projekt erreichte rund 300'000 Menschen im südlichen Äthiopien. Davon betroffen sind die Pastoralisten, Halbnomaden, die mit ihren Viehherden im weitläufigen Gebiet auf ständig wechselnde Weiden treiben. Gemäss Heks kostet dieses Projekt einen mittleren einstelligen Millionenbetrag.
Die humanitäre Hilfe umfasst sauberes Wasser, Nahrung, Samen für den Anbau von Mais oder Bohnen, Geld für Einkäufe auf lokalen Märkten, Impfkampagnen für das Vieh, damit dieses in Dürreperioden widerstandsfähiger ist. Zudem arbeitet Heks am Schutz der Frauen und Kinder. Diese seien verantwortlich für das Holen von Wasser. Die Männer treiben das Vieh. Frauen und Kinder seien oft alleine und schutzlos, wenn andere Clans angreifen würden. Müssen Frauen weite Wege gehen, um Wasser zu holen, sind sie Vergewaltigungen ausgesetzt.

Der plötzliche Stopp sei auch deshalb schwierig, so Mischa Weber vom Heks, weil man ohne Vorwarnung keinen Ausgang des Projekts planen könne. Eine Alternative, um die Menschen aufzufangen, gebe es nicht. Weiter könne das Heks wegen des Stopps lokale Mitarbeitende nicht mehr beschäftigen. Diese hätten zum Teil selbst Angehörige, die auf die Hilfe angewiesen seien.
Endet Hilfe abrupt, halte man den Menschen vor Augen, dass sie ihrem Schicksal überlassen werden, sagt Mischa Weber vom Heks. «Das löst Wut aus.» Das mache es für die Hilfswerke vor Ort schwierig, in den betroffenen Regionen zu arbeiten. «Diese Wut kann sich auf die Helfer entladen.»
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