Mit Merck, Bayer und Continental laden heute gleich drei große DAX-Konzerne ihre Anteilseigner zur Hauptversammlung ein. Was kann ein einzelner Aktionär dabei überhaupt ausrichten?

Im Frühjahr halten viele große Unternehmen ihre Hauptversammlung ab - einige in Präsenz, andere virtuell. Allein heute laden mit Merck, Bayer und Continental gleich drei DAX-Konzerne ihre Anteilseigner zu diesem großen Event ein. Die Hauptversammlung ist schließlich das oberste Entscheidungsgremium einer Aktiengesellschaft.

Dort wird zum Beispiel berichtet, wie die Geschäftsentwicklung des Unternehmens war oder entschieden, wie hoch die auszuzahlende Dividende ist. Kurzum: Die Unternehmen legen Rechenschaft ab. Häufig geben sie dabei auch einen Ausblick auf kommende Projekte.

Große Worte, große Versprechungen

So stimmte Telekom-Vorstandschef Tim Höttges die Aktionäre auf der Hauptversammlung des Unternehmens im April diesen Jahres darauf ein, dass der Mobilfunkanbieter darauf setzt, das Handynetz in Zukunft durch Satellitentechnologie zu erweitern - "dass auch da, wo das Mobilfunknetz nicht hinkommt, der Kunde immer erreichbar ist."

Beendet hat der Vorstandschef seine Rede dann mit großen Worten: "Die Zukunft ist für uns nicht der Horizont. Sie beginnt direkt, direkt vor unseren Füßen. Wir gestalten sie, wir gestalten sie mit jedem Schritt." Und Höttges fügt dann auch noch hinzu, dass der Horizont nicht das Ende sei - auch dahinter werde es weiter gehen. Zukunft, Horizont - das klingt nach richtig großen Entscheidungen.

Bestimmen Großaktionäre das Geschehen?

Für den einzelnen Aktionär mag das so klingen, als könne er da gar nicht richtig mitreden. Die Rolle des einzelnen Aktionärs solle man tatsächlich nicht überschätzen, sagt Christian Kahler, Fondsmanager bei Kahler und Kurz Capital. "Man sieht eigentlich schon seit zehn, fünfzehn Jahren, dass der Trend eher doch dahin geht, dass das Abstimmungsverhalten von wenigen professionellen Investoren bestimmt wird, oder auch von den Unternehmen selbst."

Das sieht Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), anders. Zwar sagt auch er, dass es "natürlich diese Unternehmen gibt, die einen Großaktionär haben, und wer letztendlich die meisten Aktien auf sich vereint, der sagt auch wo es lang geht."

Denn natürlich gilt: je mehr Anteile ein Aktionär hält, desto mehr Mitspracherecht und Einfluss hat er bei den Entscheidungen. Grundsätzlich bilden die Kleinaktionäre aber ein wichtiges Gegengewicht zu den Großaktionären und Investoren, die vor allem bei DAX-Unternehmen oft investiert sind, sagt Tüngler.

Außerdem sei es oft so, dass Kleinaktionärsvertreter diese Anliegen bündeln und dann in Reden auf der Hauptversammlung adressieren würden, erklärt Kahler. Die DSW sei die größte davon in Deutschland. Durch diese Reden bekämen Anleger dann relativ schnell einen guten Überblick, "wo möglicherweise auch der Schuh drückt bei so einem Unternehmen. Oder natürlich auch, was das Unternehmen auch gut macht", sagt der Fondsmanager.

Eindrücke helfen zukünftigen Investment-Entscheidungen

Gerade für kleine Aktionäre geht es bei einer Hauptversammlung neben den wichtigen Entscheidungen aber viel mehr um etwas anderes, so Kahler. "Auch mal in den Austausch zu treten mit anderen Aktionären, und zu schauen: ja was ist so der Geist, der Spirit bei dem Unternehmen."

Wo möchte das Unternehmen in Zukunft hin? Gibt es Konflikte? Das kann dann auch wieder die eigene Anlagenentscheidung beeinflussen. Vor allem, wenn sich diese Zeichen in der Zukunft dann nochmal verstärken - im Positiven oder im Negativen.

Dies sei allerdings nur auf Hauptversammlungen möglich, die in Präsenz stattfinden - und nicht virtuell, wie es seit der Corona-Pandemie inzwischen oft üblich ist. Diese seien oft noch mehr durchorchestriert, nicht wirklich nahbar, ärgert sich Kahler. Manchmal gebe es für Aktionäre nicht einmal die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Kleinen Aktionären raubt man damit besonders viel. Denn für sie ist es der eine Tag im Jahr, an dem sie überhaupt Einfluss auf das Unternehmen nehmen können.

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