Die deutschen Chefetagen blicken etwas zuversichtlicher auf die aktuelle Lage. Der Blick nach vorn wird indes zunehmend pessimistischer. Alles, was mit Außenhandel zu tun hat, zeige deutlich nach unten, fasst das Ifo-Institut seine Stimmungserhebung zusammen.

Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland hat sich trotz des Zollstreits überraschend verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die Konjunktur stieg im April leicht auf 86,9 Punkte. Es war der vierte Zuwachs in Folge zu zugleich der beste Wert seit Juli 2024, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Managerinnen und Managern mitteilte. Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 85,2 Punkte gerechnet. Die Firmen zeigten sich weniger skeptisch bei der aktuellen Lage, blickten aber etwas pessimistischer auf ihr künftiges Geschäft. "Die Unsicherheit unter den Unternehmen hat zugenommen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf Turbulenzen ein."

Die überraschende Stimmungsaufhellung ist dem Ifo-Institut zufolge allein den Dienstleistern und der Baubranche zu verdanken. "Alles, was mit Außenhandel zu tun hat, zeigt hingegen deutlich nach unten", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. So seien die Geschäftserwartungen in der Industrie eingebrochen, ebenso die Exporterwartungen der Unternehmen. "Das ist ganz klar auf den Zollkrieg zurückzuführen", erklärte Wohlrabe. Der Pessimismus der Exporteure sei deutlich gestiegen. Der Ökonom betonte aber auch: "Die deutsche Wirtschaft stemmt sich gegen die Rezession."

Die scheidende Bundesregierung rechnet für dieses Jahr nur noch mit einer Stagnation und nächstes Jahr mit einem Wachstum von 1,0 Prozent, wie aus ihrer Frühjahrsprojektion hervorgeht. Der amtierende Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte bei der Vorstellung der Prognose in Berlin, der Handelskrieg dürfte das Wachstum um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte drücken.

Die Bundesbank erwartet für das erste Halbjahr mit einem Auf und Ab der Konjunktur. "Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte sich im ersten Quartal 2025 leicht erhöht haben, könnte im zweiten Quartal aber einen Rückschlag erleiden", heißt es im Monatsbericht. Die konjunkturelle Grundtendenz bleibe "insgesamt weiter schwach". Mitverantwortlich dafür dürften Trumps Zölle sein. "Insgesamt bleibt der kurzfristige Ausblick für das Exportgeschäft und die Industrie angesichts der Zollpolitik der US-Regierung trüb", betonte die Bundesbank. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht am Mittwoch eine erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt für Januar bis März.

Die Unternehmen blickten alles andere als zuversichtlich in die Zukunft, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Neben der Unsicherheit durch den Zollstreit sei auch die Unterstützung seitens der kommenden Bundesregierung spärlich. "Der Koalitionsvertrag gibt jedenfalls kein Signal für ein 'Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt'."

Auch die Stimmung im Mittelstand bleibt im laufenden Frühjahr gedrückt, wie eine Umfrage unter rund 1200 Unternehmen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt. Bereits zum dritten Mal in Folge – und zum vierten Mal in fünf Jahren – überwiege bei der Bewertung der Geschäftslage die negative Einschätzung. "Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn und viele Krisen später ist ein Großteil der Unternehmen in Deutschland geradezu verzweifelt", sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch.

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