DAX & Co. können sich der Unsicherheit über die Rolle des US-Notenbankchefs nicht entziehen. US-Präsident Trump hatte mit seinen Zweifeln bereits am Vortag in New York für Verluste gesorgt.

Mit seinen Gedankenspielen über eine mögliche Ablösung von Notenbankchef Jerome Powell hat US-Präsident Trump an den Börsen der Welt eine neue Front eröffnet, die bei den ohnehin verunsicherten Anleger für zusätzliche neue Unruhe sorgt.

Dem kann sich auch der DAX nicht entziehen, auch wenn die Verluste nicht so hoch ausfallen wie gestern an der Wall-Street. Zudem besteht für die verbleibende Handelszeit noch Hoffnung, da die US-Börsen heute einen Erholungsversuch starten und im frühen Geschäft zulegen.

Am Nachmittag liegt das DAX-Minus nur noch bei rund 0,2 Prozent, wobei der deutsche Leitindex bisher nicht aus dem Minus rausgekommen ist. Er pendelte bisher zwischen 21.044 und 21.188 Punkten und steht aktuell nahe Tageshoch. Am vergangenen Donnerstag war der deutsche Leitindex 0,5 Prozent schwächer bei 21.205,86 Punkten aus dem Handel gegangen, hatte aber ein deutliches Wochenplus erreicht.

"An den Finanzmärkten herrscht Unsicherheit vor, auch wenn es zuletzt zu einer gewissen Stabilität gekommen ist" schreiben die Marktbeobachter der Helaba. "Das Schlagzeilenrisiko bleibt erhöht und der von Trump ausgelöste Handelskonflikt und die massiven Folgen an den Finanzmärkten stecken den Marktteilnehmern in den Knochen."

Update Wirtschaft vom 22.04.2025

Antje Erhard, HR, Update Wirtschaft, 22.04.2025 09:00 Uhr

Trump erhöht den Druck auf Powell

Hinter den Kursbewegungen steckt primär die Sorge der Anleger um die Unabhängigkeit der Federal Reserve (Fed), die ein hohes Gut darstellt und bei Investoren schon immer für Vertrauen sorgte. Aber Trump gefällt der Kurs von Fed-Chef Powell und seinen Kollegen im Zinsausschuss FOMC nicht, die in Anbetracht der weiterhin erhöhten Inflation sowie der unklaren Folgen des von Trump selbst ausgelösten Zollchaos die Füße still halten.

Trump forderte zuletzt von der Notenbank abermals eine Zinssenkung und bezeichnete Powell als einen "großen Loser", weil dieser die Zinsen wegen Inflationsrisiken vorerst nicht senken will.

"Der Druck von Präsident Trump auf den Fed-Chairman Powell nimmt zu", schrieb Felix-Antoine Vezina-Poirier, Marktstratege von BCA Research. Eine Ablösung Powells wäre aus rechtlicher Sicht allerdings schwierig und würde zudem die Märkte erschüttern. In diesem Umfeld stieg der Goldpreis erstmals in der Geschichte über die Marke von 3.500 US-Dollar.

"Mit der Kritik an Jerome Powell entfacht Donald Trump ein zusätzliches Feuer der Unsicherheit", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Anleger verließen sich darauf, dass die Fed unabhängig agiere, um im Rahmen ihres Mandats die besten Entscheidungen für Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu treffen.

Erholung an der Wall Street

Nach der jüngsten Schwäche zeigen die wichtigsten US-Aktienindizes heute zunächst eine Gegenreaktion. Der Dow Jones gewinnt im frühen Geschäft 1,5 Prozent, gestern hatte er noch 2,5 Prozent verloren. Eine Erholung ist dringend notwendig, denn Ende März, vor der Zollflut des US-Präsidenten gegen praktisch die ganze Welt, hatte der Dow noch bei 42.000 Punkten notiert. Nach kurzer Zwischenerholung rückte zuletzt wieder das Monatstief leicht über 36.600 Punkten in den Fokus.

Neben den ständigen Einflüssen durch die Politik der Trump-Regierung geht heute auch die Berichtssaison der Unternehmen in den USA weiter. So manches Schwergewicht legt seine Quartalszahlen vor, unter anderem der Telekom-Rivale Verizon und der Mischkonzern 3M aus dem Dow Jones, aber auch Rüstungsriese Lockheed.

Tesla und SAP am Abend

E-Autobauer Tesla wird heute nach US-Börsenschluss berichten, ebenso mit SAP das größte DAX-Schwergewicht. Tesla war nicht zuletzt wegen der dominanten Rolle von Tesla-Chef und Großaktionär Elon Musk unter Druck geraten, wegen dessen Nähe zum Präsidenten Trump.

Euro leicht schwächer

Die Gemeinschaftswährung handelt derzeit bei 1,1481Dollar etwas schwächer. Insgesamt aber hat der Dollar seit den von Donald Trump angezettelten Handelskonflikten kräftig verloren, noch Anfang Januar wurden im Hoch nur 1,02 Dollar für den Euro bezahlt.

"Der Trump-Trade ist längst zum Sell-America-Trade geworden", stellt Jochen Stanzl fest, Marktexperte bei CMC Markets. "Fallen Aktien, Dollar und Staatsanleihen gleichzeitig, stimmt etwas grundlegend nicht."

Mercedes will China mit fahrenden "Supercomputern" erobern

Mercedes will mit mehr Infotainment und neuen Produkten in China wieder stärker Fuß fassen. "Wir werden die effizientesten und intelligentesten Autos vorstellen, die wir je gebaut haben", sagte der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, Ola Källenius, in Shanghai. Er sprach dabei von "Supercomputern auf Rädern". China sei der wichtigste Markt für die Schwaben und wichtig für technische Neuerungen, sagte Källenius. Bei seinem Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping habe er betont, dass China und Mercedes eine "tiefe Freundschaft" verbinde.

Zollkonflikt: DHL stoppt Paketversand in die USA teilweise

Als Folge des US-Zollkonflikts liefert der Bonner Logistikkonzern DHL ab sofort keine Pakete mehr an Privatleute in dem nordamerikanischen Staat aus, die einen Wert von mehr als 800 Dollar haben. Diese vorübergehende Maßnahme dauere voraussichtlich nur einige Tage, sagte eine Firmensprecherin. Begründet wurde dies mit den geänderten Zollbestimmungen der USA, durch die der Grenzwert für ein formelles Einfuhrverfahren von 2.500 Dollar auf 800 Dollar gesenkt worden war. Diese Regelung habe einen hohen Mehraufwand zur Verzollung verursacht.

Verizon verliert Kunden

Nach den Preiserhöhungen zum Jahreswechsel haben überraschend viele Nutzer dem US-Mobilfunkanbieter Verizon den Rücken gekehrt. Im abgelaufenen Quartal sei die Zahl der Vertragskunden um 289.000 gesunken, teilte der T-Mobile US-Konkurrent vor Börsenstart mit. Analysten hatten lediglich mit einem Minus von rund 166.000 gerechnet. Im März hatte Verizon wegen zahlreicher Rabattaktionen der Konkurrenz bereits vor einer schwachen Kundenentwicklung gewarnt.

In den vergangenen Wochen habe sich das Geschäft aber wieder erholt, betonte Verizons Privatkunden-Chef Sowmyanarayan Sampath. Daher bekräftigte Verizon die Ziele für das Gesamtjahr: Die Firma peilt einen Anstieg des operativen Gewinns um zwei bis 3,5 Prozent an. Der Free Cash Flow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, werde 17,5 bis 18,5 Milliarden Dollar erreichen.

3M überraschend stark

Überraschend starke Zahlen ermuntern Anleger zum Einstieg beim US-Mischkonzern 3M. Die Papiere des Herstellers von Klebeband, Post-it-Notizzetteln und Elektrowerkzeugen ziehen 6,9 Prozent an. Wegen der neuen US-Zölle kappte das Dow-Jones-Unternehmen zwar seine Jahresprognose um 20 bis 40 Cent je Aktie. Dennoch verzeichnete 3M im ersten Quartal einen Gewinn von 1,88 Dollar je Aktie, während Analysten im Schnitt von 1,77 Dollar ausgegangen waren. Auch der Umsatz übertraf trotz eines Rückgangs die Expertenprognosen.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke