Nach der «Zollpeitsche» von US-Präsident Donald Trump kommt nun Xi Jinping, der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas, mit dem «Zuckerbrot» nach Südostasien. Zwar wurde Xis Reise unabhängig von der US-Zollpolitik geplant, doch der Zeitpunkt könnte kaum passender sein.

Die USA drohen Vietnam und Kambodscha mit besonders hohen Strafzöllen – 46 beziehungsweise 49 Prozent. Xi hingegen unterzeichnete am Montag alleine mit Vietnam 45 Kooperationsverträge. Vom Ausbau des grenzüberschreitenden Bahnnetzes über wirtschaftliche Kooperationen bis hin zu maritimer Sicherheit – die Vereinbarungen decken ein breites Spektrum ab.

Das entspricht Chinas Strategie, um seinen Einfluss in der Region weiter auszubauen. Selina Ho, Politikwissenschaftlerin an der National University of Singapore, sagt dazu in einem Asien-Podcast: «All diese wirtschaftlichen Massnahmen dienen dazu, Anreize zu schaffen. Natürlich gibt es auch Zwang. Das sind die Instrumente, die Staaten in ihren Aussenbeziehungen einsetzen können: Überzeugung, Anreiz und Zwang.»

Vietnam ist für Xi «extrem wichtig»

Besonders in Xis Fokus steht Vietnam. «Xi war bereits vor 18 Monaten in Vietnam», sagt die langjährige China-Beobachterin und Chefökonomin für Asien-Pazifik bei der Natixis Bank, Alicia Garcia-Herrero. «2022 war die damalige vietnamesische Führung in Peking. Das unterstreicht: Vietnam ist sehr wichtig für Xi – ich würde sogar sagen extrem wichtig.»

Der Grund dafür ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China während Trumps erster Amtszeit. Zahlreiche chinesische Firmen verlagerten ihre Produktion nach Vietnam, um Zölle zu umgehen und von dort aus die USA zu beliefern.

Legende: Der chinesische Präsident Xi Jinping (links) wurde von Präsident Luong Cuong in Hanoi herzlich empfangen. Keystone/EPA/MINH HOANG / POOL

Garcia-Herrero hat errechnet, dass ein Grossteil des vietnamesischen Handelsüberschusses mit den USA – heute der Trigger für die Trump-Zölle – auf diese chinesischen Umgehungsgeschäfte zurückzuführen ist. Die USA wollen, dass Vietnam diese unterbindet. China wehrt sich. «Xi hat ein riesiges Interesse daran, dass die Dinge so bleiben wie sie sind», so Garcia-Herrero.

Peking-naher Premierminister in Malaysia

Auch beim Besuch in Malaysia spielen die Trump-Zölle eine Rolle – insbesondere, weil Malaysia derzeit den Vorsitz bei der Organisation der Südostasiatischen Staaten Asean innehat.

Der als Peking-nah geltende Premierminister Malaysias, Anwar Ibrahim, hatte zuletzt eine gemeinsame Reaktion der Asean-Staaten auf die US-Zölle gefordert – vermutlich auf Wunsch Chinas, sagt Ökonomin Garcia-Herrero: «China ist sehr daran interessiert, dass alle gemeinsam gegen die USA protestieren wegen der Zölle. Und der malaysische Premierminister spielt dabei eine grosse Rolle.»

China scheint die kooperationsbereitere Macht

So wird Xi Jinpings Tour durch Südostasien auch zur Werbekampagne: China inszeniert sich einmal mehr als Verfechterin des freien Handels und als verantwortungsbewusste Grossmacht. Politikwissenschaftlerin Ho sagt jedoch: «Man muss vorsichtig sein bei der Beurteilung, ob China wirklich so offen für den Handel ist.» Ho spricht auf Xis Industriepolitik an, die darauf ausgelegt ist, möglichst alles in China selbst herzustellen und nicht aus dem Ausland einzukaufen.

Dennoch wirkt China im Wettstreit mit den USA um Einfluss in der Region aktuell als die kooperationsbereitere Grossmacht. Genau dies will sich Xi Jinping auf seiner Südostasienreise zu Nutze machen.

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