Getrieben von der Industrie und den Exporten legt die zweitgrößte Volkswirtschaft einen unerwartet kräftigen Jahresstart hin. Laut einem Experten würde dies normalerweise Hoffnungen auf ein Anziehen der Weltkonjunktur schüren. Doch angesichts der US-Zollpolitik ist nichts normal - vielleicht nicht einmal Chinas Wachstum.
Die chinesische Wirtschaft ist vor der Eskalation im Handelsstreit mit den USA überraschend kräftig gewachsen. Angetrieben wurde sie von der Industrieproduktion, den Infrastrukturinvestitionen und den Exporten, die im Februar und März in die Höhe schnellten. Der Immobilienmarkt belastet die Wirtschaft dagegen weiterhin.
Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis Ende März um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt in Peking mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 5,1 Prozent gerechnet. Gemessen am Vorquartal legte sie diesmal um 1,2 Prozent zu. "Wenn es den Zollstreit nicht gebe, würde so etwas alleine reichen, um die Konjunkturhoffnungen weltweit anzuschieben", kommentierte ein Händler.
Ökonomen sprachen von einem sehr guten Jahresauftakt. "Die staatlichen Anreize haben den Konsum angekurbelt und die Investitionen gestützt", sagte Analyst Xu Tianchen von der Economist Intelligence Unit. Er wies zugleich darauf hin, dass der Auftakt auch in den beiden Vorjahren gut gewesen sei - das Tempo dann aber im Frühjahr nicht gehalten werden konnte.
Anfang April hat US-Präsident Donald Trump den Zoll auf chinesische Waren bis auf 145 Prozent heraufgesetzt, worauf China mit Gegenzöllen von 125 Prozent auf US-Waren reagierte. Hohe US-Zölle für Elektronikprodukte wie Smartphones und Computer wurden inzwischen vorübergehend wieder fallengelassen, dennoch dürfte das den Exportweltmeister hart treffen.
Die chinesische Regierung strebt für das laufende Jahr erneut ein Wachstum von rund fünf Prozent an. Ob das erreicht wird, ist angesichts des Zollkonflikts mit den USA fraglich. Die US-Großbank Goldman Sachs senkte ihre Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr auf 4,0 Prozent, die Experten der Schweizer Großbank UBS erwarten sogar nur 3,4 Prozent. "Der Zollschock sorgt für nie dagewesene Herausforderungen für die chinesischen Exporte", so die UBS-Analysten.
Die Welthandelsorganisation (WTO) wiederum warnt, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA den Warenverkehr zwischen Staaten um bis zu 80 Prozent einschränken und die globale Konjunktur stark beeinträchtigen könne. Nach Angaben des U.S. Census Bureau belief sich der bilaterale Handel der beiden Länder im vergangenen Jahr auf 582 Milliarden US-Dollar. Die beiden Staaten sind auch die wichtigsten Handelspartner Deutschlands.
Zuletzt legte die Industrieproduktion in der Volksrepublik deutlich zu. Die Unternehmen steigerten ihren Ausstoß im März auf Jahressicht um 7,7 Prozent, wie das Statistikamt außerdem mitteilte. Die Prognosen von Analysten wurden damit übertroffen. Im Januar/Februar hatte es nur zu einem Plus von 5,9 Prozent gereicht. "Die Hersteller versuchten wohl, ihre Bestellungen vor der Einführung der Zölle rauszuschicken", sagte Ökonom Woei Chen Ho vom Finanzhaus UOB in Singapur.
Spitzenpolitiker haben wiederholt betont, dass ihr Land über ausreichend Spielraum und Instrumente verfügt, um die Konjunktur anzukurbeln. Ministerpräsident Li Qiang versprach kürzlich weitere Unterstützung. Peking will vor allem den Konsum stärken und so die Abhängigkeit von den Exporten senken.
So versucht Chinas Regierung mit einem Eintauschprogramm alter gegen neue Geräte oder Autos den Markt anzukurbeln. Die Volksrepublik kämpft schon länger mit schwacher Nachfrage, Druck durch Deflation und einer wabernden Immobilienkrise, die den Wirtschaftsmotor bremst.
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