Während Normalsterbliche das Essen aus der Firmenkantine posten, liefert Katy Perry ihren 200 Millionen Followern ganz anderes Material. Die Popikone lässt sich am Montag ins All schiessen. Als sie in ihrer Kapsel wieder sicher auf die Erde zurückkehrt, küsst sie den Boden. So geht Insta.
Kaum gelandet, gibt sie ein Interview. «Es geht darum, die höchsten Höhen zu erklimmen, sich dem Unbekannten auszuliefern», sagt sie mit Tränen in den Augen. «Und jetzt, wo ich zurück bin, fühle ich nur noch diese göttliche Weiblichkeit in mir.»
Schliesslich bezeichnet sie den zehnminütigen Ausflug in die Erdumlaufbahn als historisches Ereignis, da erst einmal eine Frau allein im Weltall gewesen sei. «Das muss sich ändern. Es war ein Akt der Emanzipation.» Ihr Abenteuer will Perry gleich noch in einem Song verarbeiten, wie sie ankündigt.
Was bleibt?
Grosse Worte, viele Tränen, per Livestream quer über den Globus verbreitet: Der Auftritt spaltet das Netz. «Painfully Cringe!», spotten die einen. Die anderen feiern den Solo-Trip der «Space Girls» als feministischen Befreiungsschlag.
Die «New York Times» fragt: «Ist das wirklich Feminismus?» Und gibt die Antwort gleich selbst: «Wenn überhaupt, beweist der Flug nur eines: Die Frauen sind nun frei, die dekadentesten Schätze des Kapitalismus gemeinsam mit den reichsten Männern der Welt zu geniessen.»

Grund genug, bei der Raumfahrtexpertin Claudia Kessler nachzufragen: Dienen die «Space Girls» der Sache der Frauen? Oder geht es einfach um Klicks für die Weltraum-Promis und Kohle für Amazon-Gründer Jeff Bezos, der der kommerziellen Raumfahrt Schub verleihen will?
«Ich bin gespalten», sagt Kessler, die eine der wenigen weiblichen Führungskräfte im Raumfahrtbereich ist. «Zum einen denke ich, dass es eine reine PR-Show für die Damen selbst und Blue Origin war. Zum anderen war es aber tatsächlich die erste rein weibliche Weltraummission.»
Wenn Träume fliegen lernen
Und eben diese Mission verfolgt die deutsche Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik selbst: Sie will Frauen ins Weltall bringen. Kessler betrachtet die Art und Weise, wie der Weltallflug, an dem auch Bezos’ Verlobte Lauren Sánchez teilnahm, inszeniert wurde, zwar kritisch.
«Unter dem Strich lenkt der Flug aber sehr viel Aufmerksamkeit auf das Thema», sagt Kessler – und das auf allen Kanälen. So könnten auch die Träume von Mädchen fliegen lernen, für die bislang klar war: In Raumanzügen stecken nur Männer.
Bezos’ Verlobter fehlen die Worte
Mit einer Ausnahme waren allerdings keine Fachfrauen für Raumfahrt auf der Mini-Mission dabei: Sie absolvierten kein jahrelanges Training und waren auch nicht im Dienst der Wissenschaft unterwegs. An Bord schafften sie es vorab, weil sich Blue Origin gerne mit den Promis und Aktivistinnen schmückt.
Für die Raumfahrtexpertin haben die reichen Passagierinnen aber auch eine bereichernde Erfahrung gemacht. «Wer von dort oben auf die Erde blickt, kann vielleicht ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wir unseren armen kleinen Planeten derzeit behandeln», schliesst Kessler mit einer philosophischen Note.
Ausdruck davon waren auch die (fehlenden) Worte von Lauren Sánchez. Auf die Frage, ob der Flug ihren Erwartungen entsprochen habe, sagte sie: «Nein, sie wurden weit übertroffen … Ich kann es nicht beschreiben. Die Erde sah so ruhig aus, und doch so voller Leben.»
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