Zurzeit beraten in London Vertreter von 20 Staaten über eine Lösung des Bürgerkriegs im Sudan. Aktuell gewinnt anscheinend die Regierungsarmee immer mehr die Oberhand über die Rebellenmiliz Rapid Support Forces (RSF). Eine Hungersnot bahnt sich an. Laut Unicef sind 15 Millionen Kinder im Land mit ihren Eltern auf der Flucht. Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck zum vergessenen Krieg mit über 30 Millionen Notleidenden und Zehntausenden Toten.
Was ist von dem Treffen in London zu erwarten?
Die Konferenz in London bringt internationale Geldgeber und Diplomaten zusammen. Vertreten ist auch die Schweiz. Echte politische Lösungen sind nicht zu erwarten, denn die zwei Konfliktparteien setzen beide weiter auf Sieg. Sie sind gar nicht erst zum Treffen eingeladen, da niemand ernsthaft mit deren Verhandlungsbereitschaft rechnet. Im Zentrum in London steht deshalb die humanitäre Hilfe, denn der Jahresbedarf ist erst zu 16 Prozent finanziert, obwohl die UNO von der grössten humanitären Katastrophe unserer Zeit spricht.
Wie ist die Lage aktuell im Sudan?
Die sudanische Regierungsarmee hat offenbar Boden gutgemacht. Zuletzt hat sie grosse Teile der Hauptstadt von den Rebellen zurückerobert, ein wichtiger symbolischer Erfolg. In Darfur im Westen des Landes dagegen bestimmen weiterhin die RSF-Milizen. Dorf um Dorf haben sie in den letzten zwei Jahren eingenommen. Ganze Dorfgemeinschaften wurden massakriert, Menschen systematisch vergewaltigt und ganze Siedlungen niedergebrannt.

Viele Menschen sind deshalb nach El Fasher geflüchtet, die letzte grössere Stadt der Region, die noch von der Regierungsarmee gehalten wird. Die Stadt ist praktisch eingeschlossen. Fluchtwege führen nur über die Wüste und enden oft tödlich. Rund um El Fasher liegen grosse Lager für Vertriebene. Letzte Woche rückten die RSF-Milizen dort auf Sudans grösstes Flüchtlingslager vor: Zamzam, das kurz vor El Fasher liegt. Augenzeugen berichten von Bodentruppen, die die dort lebenden Frauen und Kinder zusammengetrieben und hingerichtet hätten. Satellitenbilder deuten darauf hin, dass die Miliz plant, das ganze Lager dem Erdboden gleichzumachen.
Wie ist unter diesen Umständen Hilfe möglich?
Hilfsaktionen sind extrem schwierig. Viele Orte, besonders in Darfur, sind komplett abgeschnitten. Strassen sind vermint oder werden von bewaffneten Gruppen kontrolliert. Die wenigen Hilfsgüter kommen oft nicht zu den Menschen durch. Berichte zeigen, dass beide Kriegsparteien Hilfskonvois blockiert, Helfer gezielt angegriffen und getötet und auch Spitäler bombardiert haben. Wo möglich, verteilen Hilfsorganisationen sauberes Wasser und Notnahrung und leisten medizinische Hilfe. Ohne sicheren Zugang zu allen Regionen ist die humanitäre Hilfe derzeit ein Wettlauf gegen die Zeit.
Warum greift die internationale Gemeinschaft nicht stärker ein?
Den globalen Akteuren fehlt es an Einigkeit. Viele Staaten sind indirekt in diesen Krieg verwickelt. Ägypten und der Iran stehen in der Kritik, die sudanesische Armee zu finanzieren. Den Vereinigten Arabischen Emiraten wird die Bewaffnung der RSF-Milizen zugeschrieben. Es ist ein eigentlicher Stellvertreterkrieg. Der Rest der Welt ist stark mit anderen Krisen beschäftigt – Ukraine, Gaza – und schaut beim Sudan oft einfach weg. Zudem haben sich die USA unter Präsident Trump als bislang führende Vermittlerin deutlich zurückgezogen.
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