Nach drei mageren Jahren sollte 2026 die Wende bringen. Der große Aufschwung lässt allerdings noch auf sich warten. Das hat verschiedene Gründe.

Kauflaune im Keller, trübe Arbeitsmarktaussichten und dennoch Hoffnung für die deutsche Wirtschaft: Die Bundesbank erwartet, dass es nach drei mageren Jahren 2026 allmählich aufwärtsgehen wird. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziert: Europas größte Volkswirtschaft steht in den Startlöchern. Einen spürbaren Aufschwung erwarten viele Ökonomen allerdings erst ab 2027, wenn die staatlichen Milliarden für Straßen, Schienen und Verteidigung volle Wirkung entfalten.

Nach drei Jahren Konjunkturflaute sagt die Bundesbank für 2026 ein Wachstum von 0,6 Prozent voraus. Die Prognose ist etwas pessimistischer als im Juni: Vor sechs Monaten hatte die Bundesbank für das nächste Jahr kalenderbereinigt 0,7 Prozent Plus beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorhergesagt.

Auch einige andere Konjunkturprognosen wurden jüngst nach unten geschraubt. Berücksichtigt man die zusätzlichen Arbeitstage in den kommenden beiden Jahren, da mehr Feiertage aufs Wochenende fallen, fällt die Bundesbank-Prognose etwas optimistischer aus. Das DIW kommt auf dieser Basis für 2026 auf 1,3 Prozent Wachstum und für 2027 auf 1,6 Prozent.

Allmählicher Aufschwung

"Die deutsche Wirtschaft macht im Jahr 2026 wieder Fortschritte: zunächst noch verhalten, aber dann geht es langsam aufwärts", prognostiziert Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Das laufende Jahr dürfte mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent abgeschlossen werden.

Für das erste Vierteljahr 2026 rechnet die Bundesbank wie im Schlussquartal 2025 mit 0,1 Prozent Plus zum Vorquartal. "Ab dem zweiten Quartal 2026 verstärkt sich das Wirtschaftswachstum merklich, getragen vor allem von staatlichen Ausgaben und wieder anziehenden Exporten", sagt Nagel.

Doch höhere US-Zollschranken und die Auseinandersetzung um wichtige Rohstoffe mit China bleiben eine Belastung für die Exportnation Deutschland. Das DIW erkennt noch keine nachhaltige Erholung der Privatwirtschaft: "Obwohl nach den Turbulenzen durch den Zollkonflikt wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, werden sich die Exporte angesichts der anhaltend gedämpften Auslandsnachfrage – insbesondere aus den Drittländern – wohl weiter schwach entwickeln."

Staatliche Milliarden als Konjunkturtreiber

2027 dürfte der Aufschwung deutlich an Fahrt gewinnen: Die Bundesbank erwartet dann preis- und kalenderbereinigt 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juni veranschlagt. 2028 sollte Europas größte Volkswirtschaft der Prognose zufolge um 1,1 Prozent zulegen.

Für zunehmend Auftrieb dürften staatliche Milliardenausgaben für Infrastruktur wie Straßen und Schienen sowie Investitionen in Verteidigung sorgen. Allerdings ist das 500 Milliarden Euro schwere Schuldenpaket der Bundesregierung kein Allheilmittel, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts einmal mehr belegt: Der monatlichen Erhebung unter mehreren tausend Unternehmen zufolge planen nahezu alle Industriezweige eine Fortsetzung des Stellenabbaus in den kommenden Monaten. "Die schwache Konjunktur bremst den Arbeitsmarkt weiter aus", ordnet Ifo-Umfrageleiter Klaus Wohlrabe ein.

Kommt der Konsum in Schwung?

Viele Menschen sorgen sich um ihr Einkommen und wollen verstärkt sparen, wie die Nürnberger Forschungsinstitute GfK und NIM herausgefunden haben. Die Folge: Die Kauflaune in Deutschland sei zum Jahresende so schlecht wie seit Monaten nicht mehr.

Doch die Bundesbank sieht Aufwärtspotenzial beim privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der Binnenkonjunktur ist: "Kräftig steigende Löhne und ein sich nach und nach verbessernder Arbeitsmarkt stützen die realen Einkommen und damit den privaten Konsum."

Teuerungsrate hält sich hartnäckig über Zwei-Prozent-Marke

Allerdings bleiben hohe Preise fürs tägliche Leben eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. "Der Rückgang der Inflationsrate in Deutschland verläuft etwas zäher als gedacht", sagt Bundesbank-Präsident Nagel. Wegen des Lohnwachstums und weniger stark fallenden Energiepreisen werde die Rate langsamer sinken als erwartet. 

Nach 2,3 Prozent Inflation im laufenden Jahr rechnet die Bundesbank 2026 mit einer nach europäischer Methode (HVPI) berechneten Rate von 2,2 Prozent. 2027 (2,1 Prozent) und 2028 (1,9 Prozent) wird in etwa das mittelfristige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) erreicht, die die Preisstabilität im Euroraum bei 2,0 Prozent gewahrt sieht. Je höher die Inflationsrate, umso geringer die Kaufkraft der Menschen, weil sie sich dann für einen Euro weniger leisten können.

dpa

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