Deutschlands Gasspeicher sind zu Beginn der Heizperiode relativ schwach gefüllt, was nach Ansicht der Netzagentur und Bundesregierung aber kein Grund zur Besorgnis ist. Wie die Initiative Energien Speichern (Ines) in Berlin mitteilte, waren die Speicher Anfang November nur zu 75 Prozent voll.
Das sei "deutlich unter den üblichen Füllständen der vergangenen Jahre". Anfang November 2024 etwa waren die Gasspeicher laut Ines zu 98 Prozent gefüllt. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sagte, sie sehe momentan keinen Anlass zur Sorge und könne die Warnung nicht ganz nachvollziehen.
Die aktuellen 75 Prozent waren schon im September erreicht worden, damals hatte der Verband Ines mit einem Anstieg auf 81 Prozent bis Anfang November gerechnet. Doch daraus wurde nichts - stattdessen wurde mehr Gas verbraucht als angenommen, und die Befüllung mit Gas im Rahmen des EU-Binnenmarktes - also aus anderen EU-Staaten - sei schwächer ausgefallen.
Die Mitgliedsunternehmen von Ines verdienen Geld damit, wenn bei ihnen Gas eingespeichert wird - sie haben also ein wirtschaftliches Interesse an hohen Füllständen. Der Verband rechnete drei Szenarien durch. Bei warmen und mittleren Temperaturen wird die gesetzliche Pflicht, dass die Speicher Anfang Februar noch zu mindestens 30 Prozent voll sein müssen, der Prognose zufolge eingehalten. Bei extremer Kälte wie im Jahr 2010 wären die Speicher aber bereits Mitte Januar vollständig entleert, so die Schätzung von Ines.
Auch Behörde sieht kein Grund zur Sorge
Ein Sprecher der Bundesnetzagentur reagierte gelassen auf die neuen Zahlen und wies darauf hin, dass sich die Versorgungslage in Deutschland in den vergangenen Jahren verändert habe. Deutschland verfüge nun dank neuer LNG-Terminals über zusätzliche Importmöglichkeiten. "Wir halten die Gefahr einer angespannten Gasversorgung im Augenblick für gering", sagte der Behördensprecher.
Die Füllstände sind nach den Worten von Reiche mit 75 Prozent und täglich auch steigend beruhigend. "Die meisten Speicher sind zu über 90 Prozent gefüllt", sagte sie am Rande von Gesprächen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Europa sei man mittlerweile auch sehr viel besser abgesichert. Die Bundesregierung tue alles, das zu beobachten. So seien etwa sehr rechtzeitig das Füllstandsgesetz und die Quote angepasst worden, um Spekulationen gegen die Bundesrepublik Deutschland zu unterbinden. Dies sei ein wichtiger Punkt gewesen, um zu Einspeisungen zu kommen.
Es geht ums Geld – der Finanz-Newsletter
Ob Bausparvertrag oder Bitcoin – machen Sie mehr aus Ihrem Geld: Der stern weist Ihnen in diesem Newsletter den Weg durch den Finanz-Dschungel, kompakt und leicht verständlich, mit konkreten Tipps für den Alltag. Immer freitags in Ihrem Postfach. Hier geht es zur Registrierung.
Angesichts des Gasfüllstandes äußerte Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann Kritik an der Politik. "Die bestehenden politischen Rahmenbedingungen wurden nicht genutzt, um höhere Füllstände sicherzustellen." Die Bundesregierung sollte wie im Koalitionsvertrag vereinbart Instrumente auf den Weg bringen, um eine versorgungssichere und kostengünstigere Befüllung der Gasspeicher sicherzustellen, so Heinermann. Die Speicherfüllstände anderer EU-Staaten seien höher.
Sollte der gesetzlich vorgeschriebene Mindestfüllstand von 30 Prozent im Februar 2026 verfehlt werden, könnten das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur Maßnahmen einleiten. So könnte Deutschland eine Firma beauftragen, die möglichst schnell zusätzliche Gasmengen vom Weltmarkt kauft und heranschaffen lässt. Das hatte der Bund im Winter 2022/23 gemacht - allerdings war das eine teure Sache.
dpaHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke