Drei Ziele will Deutschlands führende Reederei Hapag-Lloyd trotz aller Widrigkeiten weiterhin verfolgen: mehr Pünktlichkeit, mehr Klimaschutz, mehr Kontrolle über die eigene Transportkette. Dafür investiert das Schifffahrtsunternehmen unter anderem in 22 neue Schiffe der kleineren Größenklassen, aber auch in den Ausbau des eigenen Terminal-Netzwerks.

Seit Februar betreibt Hapag-Lloyd gemeinsam mit Maersk die „Gemini Cooperation“, speziell auf den Linien zwischen Europa und Asien und vor allem auch unter Einbindung von Hafenterminals, an denen eine der beiden Reedereien beteiligt ist. Man habe durchgehend eine Pünktlichkeit von 90 Prozent bei den angebotenen Diensten erreicht, damit sei die Gemini Cooperation führend in der Branche, sagte Rolf Habben Jansen, der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd, am Donnerstag bei der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate des Jahres.

Vor allem auf die Pünktlichkeit der Liniendienste in der Gemini Cooperation führt es Habben Jansen zurück, dass Hapag-Lloyd seine Transportmenge von Januar bis September dieses Jahres auf 10,2 Millionen Containereinheiten (TEU) gesteigert hat, im Vergleich zu 9,3 Millionen TEU im Vorjahreszeitraum. Dem allerdings stehen gestiegene Kosten gegenüber: für den Hochlauf der Gemini Cooperation und die Integration neu akquirierter Hafenterminals ins eigene Netz, für Treibstoff, Emissionsrechte und Lagergebühren für Container in den Häfen. Hinzu kamen sinkende Transportpreise für die Container, die sogenannten Frachtraten, und negative Effekte bei den Wechselkursen. Aktuell setzt Hapag-Lloyd 305 eigene und gecharterte Schiffe ein, im Vorjahreszeitraum waren es 292.

Der Umsatz von Hapag-Lloyd stieg in den ersten neun Monaten 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 14,35 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebit) sank hingegen um 55 Prozent auf 809 Millionen Euro. Der Konzern-Nettogewinn ging um etwa die Hälfe auf 846 Millionen Euro zurück. Wichtig ist diese Kennziffer für die Ausschüttung einer Dividende, von der auch Hamburg profitiert, das mit rund 14 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt ist.

Habben Jansen sagte, die Einsparungen, die Hapag-Lloyd mit der Gemini-Kooperation realsieren könne, würden 2026 deutlicher sichtbar werden. Klarer sei dann auch, wie viele Kunden bereit seien, einen Aufschlag für die weit über dem Schnitt des Marktes liegende Pünktlichkeit von Maersk und Hapag-Lloyd zu zahlen. Die beiden Reedereien haben für die Gemini-Allianz das aus der Luftfahrtbranche entlehnte „Hub and spoke“-System eingeführt. Die großen Containerschiffe auf dem Verkehr zwischen Asien und Europa bringen die Ladung vor allem zu den Haupt-Verteilzentren, in Nordeuropa sind das vor allem Terminals in Rotterdam, aber auch in Wilhelmshaven oder Bremerhaven. Von dort werden die Container mit relativ großen Zubringerschiffen in kleinere Häfen wie Danzig weiter verschifft. Erst von dort aus erfolgt die Feinverteilung, etwa mit kleineren Feederschiffen.

Hamburg ist keiner der sogenannten „Hubs“, wird aber in bestimmten Liniendiensten weiterhin auch von den größten Hapag-Lloyd-Schiffen der „Hamburg Express“-Klasse angelaufen, etwa von der „Singapore Express“, die für diesen Freitag um kurz nach Mitternacht am Eurogate-Terminal erwartet wird.

Derzeit fahren die Schiffe der Gemini-Allianz, wie die weitaus meisten Containerschiffe zwischen Asien und Europa, um Südafrika herum. Die Passage durch das Rote Meer ist den Reedereien zu riskant, seit die mit Iran verbündete Huthi-Armee im Jemen Ende 2023 begonnen hat, Handelsschiffe im Roten Meer zu beschießen, zu versenken oder sie zu kapern. Man sei darauf vorbereit, sofort wieder durch den Suezkanal zu fahren, wenn sich die Lage weiter stabilisiere, sagte Habben Jansen, aber „dass erwarte ich in absehbarer Zeit nicht“.

Zu den Rückschlägen beim Klimaschutz in der Seeschiffahrt sagte der Hapag-Lloyd-Chef, man werde weiterhin an den eigenen Zielen festhalten und die Flotte in diesem Sinne beständig modernisieren, künftig vor allem auch durch Antriebe auf neu gebauten Schiffen, die mit synthetisch erzeugtem Methanol oder mit Biomethan betrieben werden können: „Die Dekarbonisierung auch der Handelsschifffahrt wird kommen, sie muss umgesetzt werden.“ Hapag-Lloyd will seine gesamte Flotte bis zum Jahr 2045 „klimaneutral“ betreiben.

Die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO war im Oktober bei dem Versuch vorerst gescheitert, das Ziel einer insgesamt klimaneutralen Handelsschifffahrt bis zum Jahr 2050 festzulegen. Vor allem die USA hatten in der IMO massiven Druck ausgeübt, um diese Festlegung zu verhindern, die in den vergangenen Jahren bereits weitgehend vorverhandelt worden war. Technologisch führende Reedereien wie Maersk, Hapag-Lloyd oder CMA CGM arbeiten seit Jahren daran, bei den Schiffsantrieben von Schweröl auf das weniger umweltschädliche tiefgekühlte, verflüssigte Erdgas (LNG) umzusteigen, auf Biomethan und dann weiter auf Methanol und künftig auch auf Ammoniak.

Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet seit mehr als 30 Jahren über die maritime Wirtschaft, über Schifffahrt, Häfen und Werften.

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