Die US-Notenbank Fed senkt die Zinsen nun erstmals. Die EZB behält ihren Kurs vorerst bei. Für Sparer kann das gut oder schlecht sein – je nachdem, wie sie sparen.

Normalerweise sollten sich Sparer nicht freuen, wenn Notenbanken sinkende Zinsen verkünden. Sie bedeuten schließlich, dass sich das Geld auf Tages- und Festgeldkonten schlechter vermehrt als ohnehin schon. In dieser Woche jedoch waren die Ankündigungen der Notenbankchefs ein Grund zum Aufatmen: Fed-Chef Jerome Powell erklärte, dass Amerika nun beginne, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte abzusenken. US-Präsident Donald Trump waren die hohen US-Leitzinsen schon lange ein Dorn im Auge. Vehement drängt er seit Monaten darauf, dass die Fed endlich die Zinsen senken müsse.

Denn die US-Wirtschaft und Kapitalmärkte bekamen die Kluft zwischen europäischen und amerikanischen Zinsen zu spüren. Immer mehr Investoren zogen ihr Geld zuletzt also aus den Vereinigten Staaten ab, weil die kleineren Zinsen hierzulande die europäischen Aktien beflügelten. Tiefere Zinsen sind normalerweise ein Kursbeschleuniger für den Aktienmarkt: Je unattraktiver die risikolosen Zinsanlagen (also Tagesgeld und Co.) werden, desto bereitwilliger stecken Profis und Privatanleger ihr Geld wieder in Aktien. 

Meinung Powell stellt keine weitere Zinssenkung in Aussicht – richtig so!

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Nun also bleibt die europäische EZB bei 2 Prozent, die FED senkt die Zinsen auf 3,75 bis 4 Prozent. Ist das ein gutes Signal, obwohl Powell das tut, was Trump fordert? Ja, ist es. Denn die US-Konjunktur zeigt allmählich erste Anzeichen von Schwäche. Zudem ist zu erwarten, dass die Inflation in Amerika steigen wird, weil Trumps Handelspolitik zu höheren Zöllen führt, die Unternehmen zügig auf die Verbraucherpreise abwälzen werden. Eine zu hohe Inflation aber kann die Notenbank ebenso wenig riskieren wie eine größere Schwäche am Arbeitsmarkt. Also tut sie gut daran, die Zinsen jetzt um einen Viertelprozentpunkt zu senken. 

Powell lässt sich nicht instrumentalisieren

Die Begründung, die Powell jedoch direkt hinterherschob, zeigt, dass sich die Fed eben nicht vom Präsidenten instrumentalisieren lässt: Powell mahnte bereits, es könnte auch die einzige Zinssenkung in diesem Jahr bleiben. Im Dezember werde die Fed entscheiden, ob sie einen weiteren Zinsschritt gehen will. Derzeit lägen ihr dafür zu wenig Daten vor. Damit benennt Powell klar das Problem: Aktuelle Arbeitslosenzahlen nämlich gibt es in Amerika nicht, weil die Behörden wegen des Haushalts-Shutdowns nicht mehr ordentlich arbeiten können. Sie haben ihre Berichtspflicht eingestellt. Die Notenbank aber kann die Stabilität des Arbeitsmarkts wohl kaum gewährleisten, wenn sie nicht einmal dessen Zahlen kennt. Genau deswegen werden sie äußerst vorsichtig vorgehen und nicht bereits heute über einen weiteren Zinsschritt spekulieren. 

Die Worte von Powell schlugen direkt auf den Aktienmarkt durch: Der breite amerikanische Aktienindex S&P 500 und der Technologieindex Nasdaq 100 knickten nach unten weg. Denn viele Profiinvestoren hatten mit der Bestätigung gerechnet, dass die Leitzinsen zum Jahresende erneut gesenkt würden. Auf längere Sicht aber dürfte dieser Fed-Entscheid positiv auf die Märkte wirken. Denn er stärkt wieder das Vertrauen in die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Die hatte ja zuletzt arg unter den Angriffen Trumps gelitten.

Geldanlage Tagesgeld bei ausländischer Bank: Das sollten Sparer beachten

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Um es direkt zu sagen: Verlören Großinvestoren den Glauben an die Eigenständigkeit der Fed, hätte das fatale Auswirkungen auf den Kapitalmarkt weltweit. Auf Staatsanleihen, Aktienkurse und auf das Währungsgefüge. Von daher können Sparer und Anleger den Notenbankern dankbar sein für ihre Hartleibigkeit. Derzeit bedeutet sie: Der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten dürfte anhalten – aber angesichts der Warnung auch nicht in Überschwang ausarten.  

Aktienaufschwung nicht nur Optimismus

Die guten Quartalszahlen der Technologiekonzerne dieser Woche untermauern auch, dass sich der Aktienaufschwung nicht nur aus blankem Optimismus speist, oder gar aus Überoptimismus. Denn die weltgrößten Tech- und KI-Unternehmen wachsen zweistellig bei Umsatz und Gewinnen und übertrafen größtenteils sogar die Schätzungen der Analysten. Sie investieren allerdings auch so viel Geld in den Aufbau neuer Rechenzentren, dass so mancher Aktienkurs trotz guter Zahlen dennoch sank. Was wiederum eigentlich ein gutes Zeichen ist. Denn würden Anleger blindlings in KI investieren und damit eine Blase aufblähen, dann gäbe es solche Momente des Abstrafens nicht. Dann stiegen alle Kurse nur, ohne dass jemand genau hinschaute, ob das überhaupt gerechtfertigt ist. 

Die einzigen, die sich derzeit wirklich Gedanken machen sollten, sind die Zinssparer: Zuletzt waren die Zinsen für Tages- und Festgeldkonten tatsächlich wieder etwas geklettert, auf rund 1,4 beziehungsweise 1,8 Prozent. Mehr Ertrag wird es aber vermutlich nicht. Von daher wäre es schon eine Überlegung wert, einen gewissen Teil hoher Sparsummen doch noch in den Aktienmarkt zu schieben. Beträge, die man in den nächsten fünf bis zehn Jahren ganz sicher nicht benötigt, dürften sich dort auf Dauer besser entwickeln als auf Zinskonten. Daran rütteln auch die nächsten Entscheidungen der Notenbanken nicht. 

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