Die Herbstbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt bleibt in diesem Jahr schwach. Im kommenden Winter steuert Deutschland wieder auf drei Millionen Arbeitslose zu.

Der deutsche Arbeitsmarkt steckt im Herbst 2025 weiter in einer Talsohle. "Und es wird nicht besser und nicht schlechter", sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, bei der Vorstellung der Oktober-Statistik. 

Sie rechne nicht damit, dass sich in den nächsten Monaten Wesentliches ändere, sagte die BA-Chefin. Das heißt: Allein aus saisonalen Effekten heraus wird die Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten Januar und Februar voraussichtlich wieder über die Drei-Millionen-Marke steigen. 

Im Oktober waren - auch wegen einer nur schwach ausgefallenen Herbstbelebung - deutschlandweit 2,911 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, 44. 000 weniger als im September, aber 120.000 mehr als noch im Oktober 2024. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum September um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent, erhöhte sich aber im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Punkte. 

Herbstbelebung ohne Schwung

"Insgesamt ist die Herbstbelebung bisher schwunglos", sagte Nahles. Man befinde sich in einer Seitwärtsbewegung. Oder wie es der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarktforschung zuletzt ausdrückte: "Ist das Glas halbvoll oder halbleer?" Die Phase steigender Arbeitslosigkeit sei vorbei, aber auch die Phase anziehender Beschäftigung. Im Oktober waren den Angaben der Bundesagentur zufolge 623.000 offene Arbeitsplätze gemeldet. Das sind 66.000 weniger als vor einem Jahr. 

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) verwies auf die gestiegene Zahl von Ukrainerinnen und Ukrainern, die in Deutschland Arbeit gefunden hätten. Im August seien knapp 300.000 von ihnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen, 77.000 mehr als noch vor einem Jahr. "Die Arbeitsmarktintegration schreitet gut voran", betonte Bas. 

Sieben Prozent brauchen Hilfe

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Im Oktober erhielten 984.000 Menschen in Deutschland Arbeitslosengeld, 104.000 mehr als ein Jahr zuvor. 3,828 Millionen erwerbsfähige Menschen erhielten Bürgergeld. Das sind 134.000 weniger als im Oktober 2024. Von der Grundsicherung profitieren zum Teil auch Berufstätige, die geringe Bezüge haben und diese mit Bürgergeld aufstocken. Insgesamt waren den Angaben zufolge 7,0 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen im erwerbsfähigen Alter hilfebedürftig. 

Arbeitslosengeld begrenzen

Angesichts dieser Zahlen geht der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, mit einem umstrittenen Vorschlag in die Öffentlichkeit: Der Bezug des Arbeitslosengeldes soll auf zwölf Monate begrenzt werden, um die Sozialkassen zu entlasten und um keine Entwöhnung vom Arbeitsmarkt zu begleiten. Bisher erhalten jüngere Arbeitslose bis zu zwölf Monate, Menschen im Alter von mehr als 58 Jahren aber bis zu 24 Monate Arbeitslosengeld.

DGB warnt

Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnte im selben Atemzug vor einem weiteren Ausdünnen des Sozialstaats. Dies schüre nur Ängste, schaffe aber keine Arbeitsplätze, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Gerade in unsicheren Zeiten müssten sich Arbeitnehmer darauf verlassen können, beim Verlust ihres Jobs gut abgesichert zu sein. Das Arbeitslosengeld werde in der Regel nur ein Jahr lang gezahlt, deshalb sei das Schutzniveau in der Grundsicherung ein wichtiges Thema. 

Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres Enge. Der Anteil der Bewerber mit einem Ausbildungsplatz sei so gering wie seit 25 Jahren nicht mehr, sagte Nahles. Den Arbeitsagenturen und Jobcentern seien insgesamt 494.000 Lehrstellen gemeldet worden, 25.000 weniger als im Vorjahr. Demgegenüber nahmen 444.000 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen in Anspruch - 13.000 mehr als im Vorjahr. 

54.000 Lehrstellen noch frei

Am 30. September verzeichnete die Bundesagentur noch 54.000 unbesetzte Lehrstellen, 15.000 weniger als zum gleichen Zeitpunkte des Vorjahres. Gleichzeitig waren noch 40.000 junge Leute unversorgt, 9.000 mehr als im Vorjahr.

dpa

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