Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im dritten Quartal mit einem Plus von 4,8 Prozent weiter verlangsamt. Das geht aus Daten des Statistikamts der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft hervor. In den ersten beiden Quartalen war die chinesische Wirtschaft noch um 5,4 Prozent beziehungsweise 5,2 Prozent gewachsen.
Die Konjunktur in China verliert an Schwung. Ökonomen machen dafür vor allem anhaltende Probleme im Inland verantwortlich, etwa die Immobilienkrise und eine verhaltene Konsumstimmung. Die Ratingagentur S&P schätzt, dass die Verkäufe neuer Häuser im Jahr 2025 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr und im Jahr 2026 um sechs bis sieben Prozent zurückgehen werden.
Der Export bleibt eine wichtige Stütze, trotz der höheren US-Zölle auf Importe aus China blieben die Ausfuhren vergleichsweise stabil, da viele Unternehmen ihre Verkäufe auf andere Weltmärkte verlagerten. Doch die Handelsspannungen mit Washington drücken auf die Stimmung. Ein Sprecher des Statistikamts erklärte, dass sich die Wirtschaft in einem schwierigen Umfeld behauptet habe: Sie habe „dem Druck standgehalten und schwer errungene Fortschritte erzielt“.
Die Weltbank erwartet für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent in China. Für das Gesamtjahr hat Peking ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent festgelegt. Das stärkere Wirtschaftswachstum in der ersten Hälfte dieses Jahres habe dem Land „einen gewissen Puffer“ verschafft, um das Wachstumsziel zu erreichen, sagte Lynn Song, Chefökonomin für Großchina bei der ING Bank. Die Regierung habe noch Spielraum für weitere Maßnahmen. „Wir warten ab, ob es weitere Maßnahmen zur Stützung des Konsums und des Immobilienmarktes geben wird, da die Wirkung früherer Maßnahmen nachlässt“, so die Ökonomin.
Fachleute verweisen darauf, dass das Wachstum zu einem erheblichen Teil von staatlich finanzierten Investitionen getragen wird. Auffällig ist dabei, dass trotz einer immer noch relativ hohen Wachstumsrate die Preise sinken. Eine solche Deflation gilt als Zeichen für Zurückhaltung der Verbraucher und Überkapazitäten in der Industrie. Ökonomen erwarten außerdem eine Zinssenkung durch die chinesische Zentralbank bis zum Jahresende, was zu mehr Ausgaben und Investitionen führen könnte.
Partei berät über wirtschaftliche Leitlinien
Die neuen Wachstumszahlen wurden am selben Tag veröffentlicht, an dem sich in Peking das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei trifft. Auf dem sogenannten vierten Plenum sollen bis Donnerstag die wirtschaftlichen Leitlinien für die kommenden Jahre festgelegt werden. Diese münden schließlich in einem neuen Fünfjahresplan, der im März auf dem Volkskongress verabschiedet werden soll.
Die derzeitigen Herausforderungen deuteten darauf hin, dass der Schwerpunkt des neuen Fahrplans weiter „auf wirtschaftlicher und technologischer Eigenständigkeit und Führungsanspruch“ liegen werde, so eine Einschätzung des China-Instituts Merics in Berlin. Innovation und Versorgungssicherheit in strategischen Branchen stünden für die Parteiführung stärker im Vordergrund als Maßnahmen zur Stärkung der Einkommen und zur Förderung des Konsums. Das sind jedoch Themen, die in der Planung auch eine wichtige Rolle spielen dürften.
Peking hatte bereits die letzten beiden Fünfjahrespläne genutzt, um strategische Branchen gezielt voranzubringen. Die Führung sieht sich in dieser Strategie bestätigt, seit Washington zunehmend aggressiv gegen Chinas Technologiebranche vorgeht.
Nun dürfte Peking nachlegen und weitere Schritte beschließen, um die technologische Unabhängigkeit voranzutreiben. Wie bereits etwa bei Elektroautos und erneuerbaren Energien könnte China so in weiteren Zukunftsbranchen Weltmarktführer formen.
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