Dem Reederei-Konzern MSC gehören unter anderem schon der Hamburger Hafenbetreiber HHLA, eine Bahngesellschaft in Portugal und eine Frachtfluglinie. Damit ist die Expansion des Familienunternehmens noch lange nicht beendet. Billigflieger Easyjet könnte die nächste Firma auf der Einkaufsliste sein.
Die Aktien des britischen Billigfliegers Easyjet haben an der Londoner Börse einen Kurssprung von zeitweise mehr als zehn Prozent hingelegt. Hintergrund sind Berichte, die weltgrößte Containerreederei erwäge, bei der Airline einzusteigen oder sie sogar ganz zu übernehmen. Die Mediterranean Shipping Company (MSC) interessiere sich, möglicherweise in Zusammenarbeit mit einer Investmentgesellschaft, für die Passagier-Fluglinie, die ihr weltumspannendes Logistik-Imperium ergänzen könnte.
Easyjet äußerte sich nicht zu den Berichten. Ein MSC-Sprecher teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, das Unternehmen weise "jede Beteiligung an der Angelegenheit" zurück, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Auch wenn es zwischen dem Kerngeschäft der Container-Reederei und dem Billigflieger auf den ersten Blick kaum Überschneidungen gibt, erscheint ein Übernahmeinteresse alles andere als abwegig. MSC hat in den vergangenen Jahren in großem Stil Beteiligungen und ganze Unternehmen übernommen und ist damit in neue Regionen und Branchen vorgestoßen.
MSC hat seinen Sitz in der Schweiz, gehört aber vollständig der italienischen Familie Aponte. Allein das Vermögen von Gianluigi Aponte, dem 85-jährigen Unternehmensgründer, wird auf knapp 30 Milliarden Dollar geschätzt. Geführt wird die Reederei derzeit von dessen Sohn Diego Aponte. Sie betreibt fast 890 Containerschiffe, so viel wie keine andere Reederei. Dazu kommt MSC Cruises, die drittgrößte Kreuzfahrtreederei der Welt. Über die Tochtergesellschaft Terminal Investment Limited (TiL) betreibt MSC inzwischen auch 45 Häfen. Seit zwei Jahren besitzt der Reederei-Konzern knapp die Hälfte der Anteile am Hamburger Hafenbetreiber HHLA.
Expansion im Freizeitmarkt
Bei seinem Wachstumskurs ist MSC längst auch in die Logistik an Land und in der Luft vorgestoßen. So hat MSC schon vor zehn Jahren die Gütertochter der portugiesischen Eisenbahn übernommen. Vor zwei Jahren stieg die Reederei beim italienischen Hochgeschwindigkeitszug-Betreiber Italo ein. Seit 2022 wurde die konzerneigene Fluggesellschaft MSC Air Cargo gegründet, im Folgejahr die italienische Frachtlinie AlisCargo Airlines übernommen.
Dass sich MSC für eine weitere Expansion in der Luftfahrtbranche interessiert, ist nicht überraschend. Auch Konkurrenten sind bei großen Airlines eingestiegen: Kühne und Nagel ist inzwischen größter Aktionär der Lufthansa, die französische Reederei CMA CGM ist bei Air France-KLM eingestiegen. MSC selbst hatte 2022 gemeinsam mit Lufthansa ein Angebot vorgelegt, um ITA Airways, den Nachfolger von Italiens Staatsfluglinie Alitalia, zu übernehmen. Die Reederei kam jedoch nicht zum Zug und zog ihr Angebot später zurück.
Easyjet würde gut zu MSC passen, glaubt der Analyst Dan Coatsworth vom britischen Broker AJ Bell, gerade weil die Airline mit dem Passagiergeschäft in einem Bereich tätig sei, den der Schifffahrtskonzern bislang nicht abdecke. MSC könnte Easyjet als günstige Möglichkeit ansehen, über das bereits betriebene Kreuzfahrtgeschäft hinaus in andere Bereiche des privaten Freizeitmarktes zu expandieren, zitiert Reuters aus einer Analyse von Coatsworth.
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