Ob Videospiele, T-Shirts oder Kinderspielzeug: Deutschland ist größtes Ziel für Fälscherware in der Europäischen Union. Wie groß ist der Schaden für deutsche Firmen - und wie können Verbraucher sich schützen?
Eine Fälschung ist ein Produkt, das einen Markenartikel nachahmt und so ähnlich aussieht, dass Verbraucher es mit dem Original verwechseln können. Derartige Waren strömen seit Jahren zuhauf in die Europäische Union - und Deutschland ist das Hauptziel.
Dabei lässt sich der tatsächliche Schaden für Hersteller in Deutschland lediglich schätzen. Der deutsche Markenverband geht davon aus, dass er wegen der hohen Dunkelziffer weit über den offiziellen Zahlen liegt - bei rund acht Milliarden Euro pro Jahr. Jede Woche erreichten etwa 144.000 Pakete mit Fälschungen das Land.
Markenverband ist alarmiert
"Wir dürfen nicht länger hinnehmen, dass unser Markt mit gefährlichen und gefälschten Produkten überschwemmt wird, die unter Missachtung von Umwelt- und Arbeitsstandards produziert sind", sagt Verbandspräsident Franz-Olaf Kallerhoff.
Der Markenverband vertritt Unternehmen wie Hugo Boss, Haribo, Henkel, Miele und Vileda und veranstaltet heute den Tag der Markenwirtschaft in Berlin. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz wird erwartet.
Wert sichergestellter Fälscherware auf Rekordhoch
Der EU-Agentur für geistiges Eigentum (EUIPO) zufolge stellten die Behörden an Außengrenzen und im Binnenmarkt im vergangenen Jahr 112 Millionen gefälschte Waren sicher. Das war weniger als im Vorjahr.
Doch der geschätzte Verkaufswert stieg auf 3,8 Milliarden Euro - und lag damit so hoch wie nie zuvor. Grund dafür sind höhere Stückpreise.
Deutsche Marken für Fälscher attraktiv?
Deutschland war das Ziel für rund ein Viertel des an den Außengrenzen sichergestellten Warenwerts. Das ist mehr als für jeden anderen Mitgliedsstaat. Doch woran liegt das?
"Deutschland ist als größte Volkswirtschaft in Europa besonders betroffen", sagt Markenverbands-Präsident Kallerhoff. Deutsche Marken würden international für ihre Qualität geschätzt, das mache sie für Fälscher so attraktiv. Die EU-Behörde dagegen äußerte sich zu möglichen Gründen nicht.
Fälscherwaren kommen vor allem aus China und der Türkei
Die meisten Beschlagnahmungen betreffen CDs und DVDs, einschließlich Videospielen und Softwareprogrammen. Rund ein Drittel der sichergestellten Artikel entfällt auf diese Kategorie. An zweiter Stelle stehen Spielwaren mit 18 Prozent, gefolgt von Kleidung (7,5 Prozent), Mode-Accessoires (6,0 Prozent), Zigaretten und E-Zigaretten (4,5 Prozent) sowie Parfüm und Kosmetika (3,0 Prozent).
Der wichtigste Vertriebsweg sind große Online-Plattformen. Die meisten Waren stammen aus China und der Türkei. Die Täter bleiben meist straffrei, nur 0,7 Prozent der aufgegriffenen Fälschungen endeten zuletzt in gerichtlichen Verfahren.
HDE sieht 64.000 Arbeitsplätze in Gefahr
Markenverband und Handelsverband Deutschland (HDE) dringen daher auf stärkere Kontrollen und eine klare Haftung der Online-Plattformen. Sie fordern mehr Personal und bessere Ausstattung für Zoll und Marktüberwachung, die Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro und eine Anmeldepflicht für jedes Paket. Zudem soll es verboten werden, entfernte Fälschungen wieder online einzustellen.
"Wer hierzulande Waren verkauft, muss sich an die hiesigen Regeln halten. Ansonsten blutet in diesem unfairen Wettbewerb der heimische Einzelhandel aus", sagt HDE-Präsident Alexander von Preen. Rund 64.000 Arbeitsplätze seien bedroht.
Verbraucher können Anzeige erstatten
Zugleich können gefälschte Produkte auch für die Käufer ein Risiko darstellen. Bei der Herstellung könnten gesundheitsschädliche Substanzen verwendet worden sein. Sicherheitsstandards fehlen und auch eine Produkthaftung gibt es nicht.
Doch wie können betroffene Verbraucher aktiv werden? Wer ein gefälschtes Produkt erhält, kann Anzeige erstatten. Markenverband und Verbraucherschützer raten außerdem, beim Kauf über eine Online-Plattform den Betreiber zu informieren.
Der Erwerb einer Fälschung ist in den meisten EU-Staaten nicht grundsätzlich strafbar, der Weiterverkauf jedoch verboten. Inhaber von Markenrechten können juristisch gegen Hersteller und Verkäufer vorgehen.
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