Komparsen wie Henry Greiner fallen im Film nicht unbedingt auf. Der 20-Jährige erzählt, wie ihn die Filmstars behandeln und was man als stiller Darsteller verdienen kann.

Zurzeit drehe ich so viel am Stück für einen Film wie noch nie. Für eine noch geheime Hollywoodproduktion stehe ich 31 Tage vor der Kamera. Das ist außergewöhnlich, weil die meisten Komparsen nur für einzelne Drehtage gebucht werden.

Ein Komparse ist eine Person, die in Filmen, Serien oder Theaterstücken als Hintergrundfigur mitspielt, um eine Szene mit Leben zu füllen und zu ergänzen. Meistens fallen Komparsen nicht auf, deshalb muss es nicht immer der gleiche Komparse sein – sie sind leicht austauschbar.

Dreh mit Masse an Komparsen

Die Produktion dreht den Film rund eineinhalb Monate in Deutschland. Dafür suchten sie Haufenweise Komparsen. Ich bin einer davon.

Normalerweise laufen Komparsen im Hintergrund, kreuzen das Bild oder sitzen in einem Restaurant. Ich stehe diesmal vorn bei den Schauspielern, aber spreche keinen Text. Das nennt sich sonst Kleindarsteller. Allzu viel darf ich auch gar nicht verraten, denn bei größeren Kinoproduktionen unterschreiben wir eine Verschwiegenheitserklärung.

Ich kenne mich mit Schauspielern ehrlich gesagt nicht so gut aus. Meistens merke ich nicht, wer das überhaupt ist

Die Schauspieler sind recht entspannt. Ich kenne mich mit Schauspielern ehrlich gesagt nicht so gut aus. Meistens merke ich nicht, wer das überhaupt ist. 

Manche sind sehr gechillt und behandeln mich, als wäre ich ein Teammitglied. Teils gibt es auch Schauspieler, die sich wie etwas Besseres fühlen. 

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Kostüm, Maske, Klappe zu und los 

Mein Drehtag startet früh. Wir müssen unser Kostüm anziehen und in die Maske. An Drehtagen mit über 200 Komparsen helfen wir uns gegenseitig. Dieser Dreh ist meine erste Massenproduktion mit so vielen Komparsen. Bei solch einer Menge an Menschen wirkt alles realer und ich fühle mich richtig in die Geschehnisse reinversetzt.

Anschließend fahren wir zum Set. Dort nehmen wir einen Take auf und warten auf Anweisungen, was verbessert werden muss. Dieselbe Szene drehen wir aus zig verschiedenen Perspektiven. Manchmal brauchen wir einen ganzen Tag für eine Szene, manchmal läuft es deutlich schneller. 

Einige Drehs dauern bis tief in die Nacht, dann erhalten wir einen Nachtzuschlag. Im Normalfall bekommen Komparsen rund 125 Euro für einen zehnstündigen Drehtag. Für Extras zwischen 170 und 190 Euro. Dazu zählen besondere Rollen wie Reiter, Kellner oder Drehs mit mehreren Tagen nacheinander.

Schon als kleiner Junge mit dabei 

Ich bin 20 Jahre alt und bereits seit meiner frühen Kindheit bei der Agentur "Producer Friends" beschäftigt. Meine Familie und die Familie eines Mitarbeiters der Agentur sind jahrelang zusammen in den Urlaub gefahren. So haben wir von der Komparserie erfahren und meine Eltern meldeten mich an. Viele wissen gar nicht, was Komparserie ist. Meine Freunde fragen mich immer, was ich da überhaupt mache.

In der App habe ich eine Sedcard ausgefüllt, mit zahlreichen Angaben: Größe, Gewicht, Hobbys, Talente und Bilder von mir aus verschiedenen Perspektiven. Die Agentur schickt an potenzielle Komparsen eine Anfrage und ich kann dann entscheiden, ob ich annehme oder nicht. Falls ich zusage, komme ich in die engere Auswahl und die Produktion entscheidet über den weiteren Verlauf. Bis jetzt bin ich immer angenommen worden.

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Drehs mit Elyas M´Barek und Matthias Schweighöfer

Während meiner Kindheit habe ich an mehreren Produktionen mitgewirkt. Dazu zählen "Dieses bescheuerte Herz" mit Elyas M'Barek, "Vaterfreuden" mit Matthias Schweighöfer oder die Miniserie "Himmel, Herrgott, Sakrament". Bei "Fack you Göthe" hätte ich sehr gerne mitgespielt, aber das hat leider nicht geklappt. Ein Missgeschick ist mir noch nicht passiert. Allerdings würde es im Hintergrund auch kaum auffallen. Ich gucke manchmal direkt in die Kamera, das sollte ich nicht machen.

Während der Oberstufe bin ich kürzergetreten und seit meinem Abitur drehe ich wieder mehr, aber nur nebenberuflich. Ich arbeite auch als Barkeeper und versuche, in meinem Pausenjahr viel Geld zu verdienen, um reisen zu gehen – bevor ich mein Wirtschaftsstudium in Wien beginne. Diesen aktuellen Dreh musste ich einfach annehmen, denn es ist sehr lukrativ, so lange am Stück zu drehen.

Beruf: Fluglotse "Fehler können wir nicht vermeiden – ihre fatalen Folgen schon"

Als Kind wurde auf mich als Komparse sehr stark geachtet. Mehr als auf die Schauspieler selbst. Zum Beispiel bin ich während eines Drehs geschwommen und als ich aus dem Wasser kam, wartete jemand von der Produktion schon mit Sonnencreme und Sonnenschirm auf mich. Es war auch immer aufwendig, weil der Kinderarzt mich durchcheckte und die Schule mich freistellen musste. Das ist mir irgendwann zu viel geworden.

Mein Traum ist keine Schauspielkarriere 

Ich plane nicht, eine Schauspielkarriere zu starten. Das reizt mich nicht. Meine Interessen liegen woanders. Allerdings könnte ich mir vorstellen, kurze Texte als Kleindarsteller aufzusagen. Ab und zu habe ich beim Setaufbau gearbeitet: Transporter fahren, Möbel aufladen.

Komparse kann eigentlich jeder werden

Komparse kann eigentlich jeder werden. Es ist kein Schauspieltalent gefragt, höchstens eine gute Mimik. Für die langen Wartezeiten soll man Geduld und Menschenfreundlichkeit mitbringen. Die Produktionen suchen diverse Menschen – ein Abbild der Gesellschaft.

Inzwischen nehme ich Filme ganz anders wahr. Ich achte darauf, ob ich dieselbe Person im Hintergrund mehrmals sehe. Was mir normalerweise nie auffallen würde. Ich zähle die verschiedenen Perspektiven und den Kamerawechsel in einer Szene mit. Mir fällt auf, wie viel Arbeit tatsächlich dahintersteckt. In den Filmen, in denen ich bisher mitgespielt habe, war ich maximal ein paar Sekunden zu sehen. Es ist ein cooles Gefühl, einen Film auf der großen Leinwand zu sehen und zu wissen, da bin ja ich.

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