Deutschen Unternehmen fehlt es gerade an einer echten Perspektive - das zeigt sich auch im verhaltenen DAX. In den USA starten die Börsen dagegen wieder in Richtung neuer Rekorde durch.

Eigentlich soll in Deutschland der Herbst der Reformen beginnen und die Wirtschaft wieder anziehen. Doch Finanzmarkt und Wirtschaft hegen weiterhin Zweifel an der Erreichbarkeit der ambitionierten Ausgabenziele für den Bundeshaushalt 2025 bis Jahresende, attestierten die Analysten von Deutsche Bank Research.

Auch dem DAX fehlten am Montag deutliche Impulse: Der deutsche Leitindex schloss mit 23.745,06 Punkten und damit kaum verändert (+0,02 Prozent). Er behauptete sich damit aber über der zuletzt immer wieder erfolglos angelaufenen 21-Tage-Durchschnittslinie. Sie gilt als Indikator für den kurzfristigen Trend.

Damit machte das Börsenbarometer den Anlegern wieder etwas Hoffnung auf ein Ende seiner zuletzt zähen Konsolidierung. Nun fehle es an neuen positiven Handelsimpulsen, um den DAX weiter in Richtung 24.000 Punkte vorantreiben zu können, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow.

Rheinmetall-Aktie knackt 2.000-Euro-Marke

Nur eine Sparte boomt: Rüstung. Zu den Gewinnern des Tages zählten am Montag gleich mehrere Rüstungsunternehmen. Ein Großauftrag bescherte Rheinmetall-Aktien erstmals den Sprung über die 2.000-Euro-Marke. In der Spitze wurden für die Papiere bis zu 2.001 Euro bezahlt.

Hintergrund ist, dass das Unternehmen als Unterauftragnehmer Munition an einen osteuropäischen Kunden liefern wird - für ein von der US-Regierung beauftragtes Unternehmen. Der Auftragswert liegt laut Rheinmetall bei insgesamt 444 Millionen Euro, von denen schon 170 Millionen Euro als Vorbestellung verbucht worden seien.

Auch Hensoldt und Renk mit Bestmarken

Plus knapp 6 Prozent stiegen Papiere von Hensoldt - nach mehrmonatiger Pause auf eine neue Bestmarke. Renk knackte ebenfalls seinen bisherigen Rekord aus dem Juni - noch nie haben Anleger für ein Papier des Rüstungsbauers aus Augsburg mehr ausgegeben als an diesem Montag. Die Papiere legten in der Spitze um fast sieben Prozent zu.

Zu den Tagesverlierern gehören gleich mehrere deutsche Banken. Die Commerzbank verliert knapp drei Prozent, die Papiere der Deutschen Bank geben immerhin rund 1,4 Prozent nach.

US-Indizes nehmen Anlauf auf neue Rekorde

Die US-Börsen ignorierten politische Unsicherheiten und knüpfen an ihre vor dem Wochenende begonnene Erholung an: Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,4 Prozent auf 6.671 Zähler. Mit plus 0,8 Prozent nahm der Nasdaq 100 gar wieder Kurs auf seine Bestmarke bei rund 24.782 Punkten.

Nur der Dow Jones kam nach anfänglichen Gewinnen mit minus 0,1 Prozent auf 46.220 Zähler kaum vom Fleck.

Government Shutdown als Risiko

Der S&P 500 und der Dow Jones hatten am vergangenen Dienstag Höchststände erklommen und damit - wie zuvor die Nasdaq - von Hoffnungen profitiert, dass die US-Leitzinsen nach dem nun erfolgten ersten Zinsschritt der Fed in diesem Jahr noch weiter sinken werden. Niedrigere Zinsen verhelfen Unternehmen zu geringeren Finanzierungskosten.

Damit trotzen die Aktienkurse auch einem möglichen Arbeitsstillstand bei den amerikanischen Regierungsbehörden. Denn dieser "Government Shutdown" droht in dieser Woche - mal wieder. Sollten sich Republikaner und Demokraten im Kongress nicht noch kurzfristig einigen, dann steht ab Mittwoch die Arbeit in vielen US-Regierungsbehörden still.

Welche Folgen ein Shutdown hätte

Bisher blieben die Börsen von einem solchen Shutdown auch meist unberührt, oder profitierten gar. Während des bisher längsten Government Shutdowns in der Geschichte der USA, im Winter 2018/2019 (35 Tage), legte der S&P 500 um mehr als zehn Prozent während dieser Phase zu. Im historischen Schnitt, so Analysten der Carson Group, stieg der S&P 500 während eines Shutdowns um 0,3 Prozent.

In diesem Jahr könnte es aber etwas anders sein, zumindest im Falle eines längeren Shutdowns. Denn ein langer Shutdown könnte dazu führen, dass wichtige wirtschaftliche Daten, die Investoren zur Einschätzung makroökonomischer Trends nutzen - wie die monatlichen Arbeitsmarkt- und Inflationsberichte - verspätet oder gar nicht veröffentlicht werden, zitiert Reuters Analysten von Nomura.

Auch die Notenbank müsste "im Blindflug" agieren und würde wahrscheinlich eher an ihren eigenen Wirtschaftsprognosen festhalten.

Anleger hoffen auf Last-Minute-Lösung

"Es dominiert ganz klar die Zuversicht, dass Republikaner und Demokraten eine Last-Minute-Einigung oder zumindest eine Übergangslösung finden", erklärt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Allerdings teilen diesen Optimismus nicht alle Experten, macht doch die schwierige politische Situation einen Shutdown wahrscheinlicher als in den vergangenen Jahren. "Wegen der extremen politischen Polarisierung ist die Situation diesmal besonders vertrackt. Im Moment deutet vieles auf einen Shutdown hin", betont Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner.

Zumal offenbar einige Republikaner den Konflikt offenbar auch als Chance sehen: Schließlich wollen sie ohnehin bei den Bundesbehörden kürzen.

Dollar unter Druck

Die Befürchtung, dass eine parteiübergreifende Pattsituation im US-Kongress Anfang Oktober zu einem Regierungsstillstand führen könnte, lastet derweil auf dem Dollar. Kein Wunder, würde ein solches Szenario doch die US-Wirtschaft erheblich beeinträchtigen. Der Euro legte am frühen Abend im Vergleich zum Vortag um rund 0,2 Prozent zu auf 1,1733 Dollar.

Gold auf Rekordhoch

Der schwache Dollar und die wieder aufgeflammte Hoffnung auf weitere Zinssenkungen in den USA haben Gold einen neuen Rekord beschert. Der Preis für das Edelmetall steigt in der Spitze um mehr als 1,7 Prozent auf den Höchststand von 3.831,93 Dollar je Feinunze.

Der moderate Anstieg der US-Konsumausgaben im August "hat den Märkten Anlass gegeben zu glauben, dass im Oktober und Dezember weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed folgen werden", sagt Kyle Rodda vom Analysehaus Capital.com.

Ölpreise bauen Verluste aus

Die Ölpreise gaben am Mittag deutlich nach, da nach zweieinhalb Jahren erstmals wieder Rohöl durch eine Pipeline von der halbautonomen Region Kurdistan im Nordirak in die Türkei fließt. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich auf zeitweise 66,78 Dollar je Barrel (159 Liter) - ein Minus von mehr als zweieinhalb Prozent.

Zudem berichtet Bloomberg, dass das erweiterte Ölkartell OPEC+ eine erneute Anhebung der Fördermenge im November erwägt. Dabei soll es wie bei der vergangenen Erhöhung um die Größenordnung von mindestens 137.000 Barrel pro Tag gehen.

Lufthansa-Papiere geben wieder nach

Papiere der Lufthansa-Aktie flogen zum Handelsschluss wieder ein Plus von knapp einem Prozent ein - damit ist es für das Unternehmen der fünfte Gewinntag in Folge. Die Airline hatte heute Spekulationen vom Freitag bestätigt, dass es bis zum Jahr 2030 in der Verwaltung 4.000 Stellen einsparen will.

Zudem hat das Unternehmen die mittelfristigen Finanzziele erhöht. Europas größtes Luftverkehrsunternehmen will künftig einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 8 bis 10 Prozent des Umsatzes erreichen, erklärte es heute. Bislang galt die Zielmarke von 8 Prozent. Für das laufende Jahr hat sich das Management optimistisch gezeigt. Der operative Gewinn vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro wie geplant deutlich übertreffen.

Klöckner & Co. verkauft acht US-Distributionsstandorte

Im SDAX sind Aktien von Klöckner & Co. nach dem Verkauf von acht US-Distributionsstandorten gefragt. Mit der Umschichtung von Kapital aus dem Distributionsgeschäft in das sogenannte höherwertige Geschäft, wo Klöckner den Stahl vor dem Verkauf noch bearbeitet, und das Service-Center-Geschäft will die Firma ihre Abhängigkeit von volatilen Rohstoffmärkten weiter verringern.

Übernahmespekulationen um EA beflügeln Spieleentwickler

Übernahmespekulationen um den US-Rivalen Electronic Arts (EA) treiben die Aktien europäischer Videospiele-Entwickler nach oben. Papiere von Ubisoft, Embracer und CD Projekt legen kräftig zu. EA könnte einem Insider zufolge für bis zu 50 Milliarden Dollar den Besitzer wechseln und von der Börse genommen werden. Der mögliche Deal "zeigt, dass die Branche einen nachhaltigen Wert hat", sagt Analyst Edward James vom Finanzdienstleister Cantor Fitzgerald.

Ottobock legt Preisspanne für Börsengang fest

Das Medizintechnik-Unternehmen Ottobock hat konkrete Details zu seinem geplanten Börsengang mitgeteilt. Die Aktien sollen in einer Preisspanne von 62 bis 66 Euro angeboten werden, was einer Marktkapitalisierung von 4,0 bis 4,2 Milliarden Euro entspricht. Der erste Handelstag an der Frankfurter Wertpapierbörse ist für den 9. Oktober 2025 geplant.

Mit Informationen von Alina Leimbach und Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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