War die jüngste Zinsfantasie vielleicht übertrieben? Die New Yorker Aktienmärkte haben jedenfalls einen vorsichtigeren Kurs eingeschlagen. Der DAX hatte noch ein leichtes Plus geschafft.
Die US-Aktienmärkte haben auch am Mittwoch nachgegeben. Der Standardwerteindex Dow Jones büßte 0,37 Prozent auf 46.121 Punkte ein.
Die Technologiewerte standen ebenfalls unter Druck. Der Nasdaq 100 ging 0,31 Prozent tiefer bei 24.503 Punkten aus dem Handel.
Zinsfantasie getrübt
Dabei haderten die Anleger weiter mit den eher zurückhaltenden Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell vom Dienstag. Powell habe die Anleger daran erinnert, dass weitere Zinssenkungen nicht garantiert seien, sagten die Analysten von BCA Research. Er hatte von einer "herausfordernden Situation" gesprochen. Wenn die Zinszügel zu stark gelockert würden, könnte die Inflationsbekämpfung zu kurz kommen, bei einem zu zögerlichen Kurs könnte sich der Arbeitsmarkt unnötig abschwächen.
Zwar rechnen weiterhin rund 94 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung bei der Sitzung der US-Notenbank im Oktober. Aber zu wie vielen Schritten es danach kommt, ist umstritten.
Zugleich sprach der Fed-Chef von "ziemlich hohen Bewertungen" an den Finanzmärkten. "Der Markt wurde von Powells Äußerungen zur Bewertung des Aktienmarktes etwas überrascht", sagte Thomas Hayes von Great Hill Capital. Dies sei als Signal gewertet worden, dass die Fed angesichts der Rekordrally an der Wall Street möglicherweise besorgt sein könnte.
Überraschend gute Daten vom Immobilienmarkt sorgten eher für Verunsicherung. Die Verkäufe neuer Einfamilienhäuser stiegen im August im Vergleich zum Vormonat kräftig um 20,5 Prozent. "Wenn der Immobilienmarkt wieder in Schwung kommt, könnte die US-Notenbank dies als Anzeichen dafür werten, dass es weniger Spielraum für Zinssenkungen gibt", sagte William Blair-Analyst Richard de Chazal.
Der Dow Jones hatte am Dienstag seine jüngste Rekordjagd beendet und sich mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 46.292 Punkten aus dem Handel verabschiedet.
Shutdown droht ab 1. Oktober
Die Vereinigten Staaten steuern unterdessen auf ein wiederkehrendes Problem zu: Zum 1. Oktober droht ein sogenannter Shutdown, der Teile des öffentlichen Lebens lahmlegen könnte. Die Minderheitsführer der Demokratischen Partei im Kongress übten scharfe Kritik an Präsident Donald Trump, weil dieser ein Treffen kurzfristig abgesagt hatte. Die Republikanische Partei hat zwar in beiden Kongresskammern eine Mehrheit, im Senat sind aber mindestens sieben Stimmen der Demokraten nötig, um eine Haushaltsnotlage zu vermeiden
Die entscheidende Abstimmung könnte Anfang der kommenden Woche stattfinden. Zuletzt hatten die USA im März einen Shutdown abgewendet. Dieses Mal verlangt die Opposition Zugeständnisse unter anderem für den Gesundheitsschutz ärmerer Bevölkerungsschichten. Seit 1981 gab es in den USA mehr als ein Dutzend Shutdowns. Der längste dauerte während Trumps erster Präsidentschaft zum Jahreswechsel 2018/19 ganze 39 Tage.
DAX bleibt auf Richtungssuche
Der DAX orientierte sich zur Wochenmitte leicht nach oben. Der deutsche Leitindex legte um 0,23 Prozent auf 23.666 Punkte zu. Mit dem anhaltenden Pendeln um die Marke von 23.600 Punkten bleibt der DAX auf Richtungssuche.
"Der Motor im Maschinenraum des DAX stottert weiter", kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Rally-Versuche seien Fehlzündungen, während auf der Verkäuferseite das Interesse fehle. "Was bleibt, ist ein Handel, der immer enger wird", so Stanzl. Seit nun schon vier Wochen fehle dem deutschen Leitindex eine klare Richtung.
Einen Dämpfer gab es vom enttäuschenden ifo-Geschäftsklimaindex. Erstmals seit einem halben Jahr trübte sich die Stimmung der deutschen Wirtschaft ein und versetzte der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung einen Dämpfer. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank im September auf 87,7 Zähler, nach 88,9 Punkten im August.
Euro zum Dollar deutlich schwächer
Der Euro präsentierte sich auffallend schwach. Nach der Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex beschleunigte sich die Abwärtsbewegung. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1735 Dollar gehandelt und damit 0,67 Prozent tiefer.
Gold setzt sich von Rekordhoch ab
Auch der Goldpreis musste der Dollar-Erholung Tribut zollen und fiel um 1,17 Prozent auf 3.719 Dollar je Feinunze zurück, nachdem er am Dienstag ein Rekordhoch erreicht hatte.
Ölpreise ziehen an
Die Ölpreise zogen im Verlauf an. Am späten Abend notierte die Rohölsorte Brent aus der Nordsee 0,66 Prozent höher bei 68,30 Dollar je Barrel (159 Liter). In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche unerwartet gefallen. Die Rohölvorräte sanken um 0,6 Millionen auf 414,8 Millionen Barrel.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will zudem höhere Zölle auf die noch verbleibenden russischen Ölimporte in die Europäische Union verhängen lassen. Ein Sprecher sagte in Brüssel, weitere Details zu dem Plan würden zu gegebener Zeit vorgelegt.
KI-Boom beschert Micron Rekordergebnis
An der Nasdaq geriet auch die Micron-Aktie in den Verkaufssog. Dabei hat der ungebrochen hohe Bedarf an Hochleistungsspeichern für Künstliche Intelligenz (KI) dem Chiphersteller ein erneutes Rekordergebnis beschert. Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz den Angaben zufolge um rund 46 Prozent auf 11,32 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn lag bei 3,03 Dollar je Aktie. Für das Geschäftsjahr 2024/25 ergebe sich ein Wachstum von knapp 50 Prozent auf 37,38 Milliarden Dollar und ein Gewinn von 8,29 Dollar je Aktie.
Rüstungsaktien gefragt
Am deutschen Aktienmarkt standen einmal mehr die deutschen Rüstungswerte mit deutlichen Gewinnen im Fokus. Dabei spielte die Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump in seiner Haltung zum Ukraine-Krieg eine Rolle. "Dies allein ist eine bedeutende Veränderung in der Optik und könnte darauf hindeuten, dass der Krieg länger andauert und die Unterstützung der USA für die NATO solide ist", sagte Neil Wilson, Anlagestratege bei Saxo Markets. "Gleichzeitig sind die zunehmenden Spannungen zwischen der NATO und Russland ein klarer Auslöser für die Nachfrage nach Verteidigungsaktien."
Die Aktien von Rheinmetall zogen um über drei Prozent an und näherten sich wieder ihrem Rekord von Mitte September. Die Papiere von Renk und Hensoldt im MDAX legten ebenfalls deutlich zu.
Autowerte nach US-Zollbestätigung erholt
Die Autotitel legten am Nachmittag ebenfalls zu. Grund war die offizielle Verkündung der US-Einfuhrzölle auf Autos aus der EU. Wie zuvor mit der US-Regierung vereinbart, wurden die Zölle rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent reduziert. Zuvor waren 27,5 Prozent an Abgaben fällig. Für die deutschen Autobauer Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Porsche AG ging es nach anfänglichen Verlusten um bis zu 2,2 Prozent bergauf.
SAP und OpenAI wollen Verwaltung mit sicherer KI versorgen
Europas größter Softwarekonzern SAP und der weltweit führende KI-Anbieter OpenAI wollen künftig Verwaltungen, Schulen und Universitäten in Deutschland mit Anwendungen der Künstlichen Intelligenz versorgen. Der Start der Kooperation ist für 2026 geplant. "Millionen Beschäftigte in Verwaltungen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Institutionen sollen damit KI sicher und verantwortungsvoll nutzen können, um tägliche Aufgaben schneller zu erledigen", versprachen die Unternehmen. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) begrüßte die Kooperation.
Commerzbank legt neues Aktienrückkaufprogramm auf
Die Commerzbank setzte sich am Nachmittag an die DAX-Spitze. Der Finanztitel wurde von der Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs beflügelt. Für ihren fünften Aktienrückkauf seit 2023 will die Großbank bis Mitte Februar 2026 bis zu eine Milliarde Euro ausgeben. Mit dem für danach geplanten Einzug der Papiere würde die Beteiligung der italienischen Großaktionärin UniCredit steigen, die jetzt schon direkt und über Finanzinstrumente rund 29 Prozent der Anteile hält. Ab 30 Prozent müssten die Italiener ein Übernahmeangebot für die übrigen Commerzbank-Aktien abgeben.
Total und RWE erhalten Zuschlag für Windpark in Frankreich
Der Essener Energiekonzern RWE hat gemeinsam mit dem französischen Energieriesen Total den Zuschlag für den Bau eines Windparks vor der Küste der Normandie erhalten. Wie die französische Regierung bekanntgab, setzten sich die beiden Unternehmen bei der Ausschreibung für das Offshore-Projekt "Centre Manche 2" durch, das etwa 40 Kilometer vor der Küste entstehen soll. Der Windpark soll eine Kapazität von 1,5 Gigawatt haben.
BASF stellt Hydrosulfit-Produktion in Ludwigshafen ein
BASF stellt die Produktion und das Geschäft mit Hydrosulfiten an seinem Stammsitz Ludwigshafen ein. Die Entscheidung sei Teil der laufenden strategischen Überprüfung der Produktionsstruktur, teilte der Chemiekonzern mit. Rund 65 Mitarbeiter sind davon nun betroffen. Sie sollen dabei unterstützt werden, neue Positionen innerhalb des Konzerns zu finden. Hydrosulfite werden in der Textilindustrie als Reduktionsmittel beim Färben und in der Zellstoff- und Papierverarbeitung als Bleichmittel eingesetzt.
BaFin-Prüfung bei Gerresheimer
Beim Verpackungshersteller Gerresheimer nimmt die Talfahrt wegen schlechter Nachrichten kein Ende. Der neue Finanzchef Wolf Lehmann muss sich gleich im ersten Monat seiner Tätigkeit einer Prüfung durch die Finanzaufsicht BaFin stellen. Demnach liegen konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen wurde. Das Unternehmen sagte seine Kooperation zu. Dabei vertrat Gerresheimer die Auffassung, korrekt bilanziert zu haben. Die Aktie sackte um bis zu 38 Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2010 ab.
Vorübergehender Produktionsstopp bei Stellantis
Angesichts rückläufiger Verkaufszahlen unterbricht der Autokonzern Stellantis die Produktion in mehreren europäischen Werken. Diese Maßnahme ziele darauf ab, das Produktionstempo an den schwierigen Markt in Europa anzupassen und gleichzeitig Lagerbestände abzubauen, teilte Stellantis mit. Auch die Fabrik in Eisenach soll laut Opel für zwei Tage stillgelegt werden.
Zuvor hatte die französische Finanzzeitung Les Echos über die vorübergehende Schließung an sechs Standorten in Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und Polen berichtet. Zu Stellantis gehören Marken wie Peugeot, Opel, Fiat und Chrysler.
OpenAI, Oracle und SoftBank planen fünf neue KI-Rechenzentren
Die Techkonzerne OpenAI, Oracle und SoftBank planen im Zuge des milliardenschweren "Stargate"-Projekts den Bau von fünf neuen Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) in den USA. "KI kann ihr Versprechen nur einlösen, wenn wir die nötige Rechenleistung dafür schaffen", erklärte OpenAI-Chef Sam Altman. Durch die neuen Standorte sollen 25.000 Arbeitsplätze entstehen.
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