Am Samstag schlägt Verkehrsminister Schnieder Evelyn Palla als neue Bahnchefin vor - Dirk Rompf soll die Infrastrukturtochter DB InfraGo führen. Der Schritt sorgt für Unmut in der Koalition und die Bahngewerkschaft EVG kündigt Widerstand an. Der Minister wähnt sich dagegen auf dem richtigen Weg.

Trotz des Streits um seine Personalvorschläge blickt Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder der heutigen Sitzung im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zuversichtlich entgegen. "Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass wir heute im Aufsichtsrat eine Bestätigung für Frau Palla erreichen werden", sagte Schnieder im ARD-"Morgenmagazin". Sie habe viel Rückenwind. Er sagte zudem, seine Personalvorschläge beinhalteten exzellente Personen, "sowohl bei Frau Palla wie auch bei Herrn Professor Rompf". Schnieder betonte gleichzeitig: "Dass nicht jeder hinter einem solchen Vorschlag steht, kann ich nachvollziehen."

Der Chefwechsel bei der Deutschen Bahn wird heute Streitthema im Aufsichtsrat des bundeseigenen Konzerns. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat angekündigt, gegen die Berufung der designierten neuen Bahnchefin Evelyn Palla zu stimmen. Damit will sie ihren Unmut über eine weitere Personalie zum Ausdruck bringen: Dirk Rompf soll nach Schnieders Willen künftig die Infrastrukturtochter DB InfraGo führen. Für die Gewerkschaft ist Rompf verbunden mit der Amtszeit des umstrittenen Infrastrukturvorstands Ronald Pofalla. "Rompf hat schon in seiner Zeit als Vorstand der Netz AG ein blasses Bild abgegeben.", kritisierte Gewerkschaftschef Brandt.

Die von Schnieder abgesenkten Pünktlichkeitsziele im Fernverkehr verteidigte der Minister gegen Kritik. Es bringe überhaupt nichts, Forderungen aufzustellen, die kein Mensch erreichen könne. Man habe aktuell mit unter 60 Prozent einen Tiefstand bei den Pünktlichkeitswerten, zudem habe man ein großes Bauprogramm vor sich, das das Netz belasten werde, so Schnieder. Die Bahn habe selbst schon ab 2027 zwischen 75 und 80 Prozent Pünktlichkeit vorgeschrieben. "Wenn ich mich da jetzt noch obendrauf setze und einen drauflege, aber weiß, dass es gar nicht zu erreichen ist, ist das doch nicht in Ordnung." Er wolle niemandem Sand in die Augen streuen, schon gar nicht den Kunden. "Das ist absolut nicht machbar."

Sofortprogramme und Verkleinerung der Führungsebene

Die von ihm neu vorgestellte Bahnstrategie hatte auch in der Koalition bereits für Unmut gesorgt. Grund dafür war, dass der Verkehrsminister das neue Konzept trotz entsprechender Bitte vorab nicht an andere Ressorts zur Kenntnisnahme überliefert und es auch nicht durch das Kanzleramt und das Finanzministerium abgesichert habe, wie der "Spiegel" berichtete. Letztere hatten erst kurz vor Bekanntgabe von den Personalplänen erfahren.

Zur "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" gehören zudem mehrere Sofortprogramme zur Verbesserung des Reisekomforts, eine stärkere Entflechtung der Infrastruktur vom Rest des Konzerns und eine Verkleinerung der Führungsebene. Vertreter der Bahnbranche und Experten sehen in der Strategie richtige Ansätze, bemängeln aber, dass die Vorgaben an vielen Stellen zu unkonkret blieben.

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