Die Bahn hat ein massives Pünktlichkeitsproblem - laut einem Bericht sind die offiziellen Zahlen geschönt. Demnach stoppte der Konzern in mindestens zwei Fällen verspätete Züge, damit sie nicht in die Statistik einfließen. Die DB dementiert, die GDL spricht von einem "offenen Geheimnis".

Nach einem Medienbericht über angeblich vorsätzliche Zugausfälle zur Verbesserung der Pünktlichkeitsstatistik bei der Deutschen Bahn hat auch der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Mario Reiß, dem Konzern vorgeworfen, die Statistik zu schönen. "Dass Züge aus der Statistik genommen werden, um die Bilanz zu schönen, ist für uns keine Überraschung und seit längerem unter Fachpersonal ein offenes Geheimnis", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Unsere Mitglieder erleben solche Situationen seit Langem in ihrem Arbeitsalltag und berichten uns regelmäßig davon."

Der "Spiegel" hatte zuvor berichtet, die Bahn lasse zur Aufbesserung der Pünktlichkeitsstatistik Züge ausfallen. Die DB wies dies zurück. "Die DB schönt keine Statistiken", erklärte der Konzern in einem Statement auf seiner Webseite.

GDL-Chef Reiß sagte den RND-Zeitungen, die Konzernspitze versuche, "mit Zahlentricks und Leerfahrten von den eigentlichen Ursachen abzulenken". Jede einzelne Verspätung löse weitere Folgeverspätungen aus, "ein regelrechter Strudel entsteht". Statt dieses Kernproblem anzugehen, werde mit kurzfristigen Maßnahmen der Eindruck erweckt, die Lage sei unter Kontrolle. "Für die Reisenden bedeutet das natürlich verpasste Anschlüsse, lange Wartezeiten und ein immer größer werdendes Misstrauen."

"Zur Verbesserung der Statistik" aus dem Verkehr genommen

Der "Spiegel" berichtete unter Berufung auf interne Vermerke und Chatnachrichten von zwei Fällen, in denen Züge "zur Verbesserung der Statistik" aus dem Verkehr genommen worden seien. Die Bahn erklärte, die vom "Spiegel" zitierte interne Plattform "BetriebLive" diene der tagesaktuellen Vernetzung von vielen tausend Disponenten aller Eisenbahnverkehrsunternehmen. Über diese Plattform finde Austausch im Chat-Format statt, nicht jedoch Statistikerfassung. "Die im vorliegenden Fall von einem Mitarbeiter gewählte Formulierung ist falsch. Mit ihm ist bereits Kontakt aufgenommen worden."

In ihrer Pünktlichkeitsstatistik unterscheidet die Bahn zwischen der betrieblichen Pünktlichkeit - wenn Züge ihre planmäßige Ankunft um weniger als sechs Minuten überschreiten - und der Reisendenpünktlichkeit, die die Ankunft am Zielbahnhof mit weniger als 15 Minuten Verspätung misst.

Die Bahn betonte, bei der Reisendenpünktlichkeit würden auch Zugausfälle berücksichtigt. Nur rund zwei Prozent der Fernverkehrszüge seien von Verspätungen über 60 Minuten betroffen. "Im Einzelfall kann es dann betrieblich sinnvoll sein, eine Zugfahrt vorzeitig zu beenden, um unseren Fahrgästen einen schnellen Umstieg auf den im Takt folgenden Fernverkehrszug zu ermöglichen." Ob Zugausfälle auch bei der betrieblichen Pünktlichkeit berücksichtigt werden, schrieb die Bahn in ihrem Statement nicht. Laut dem "Spiegel"-Bericht zählen ausgefallene Züge nicht in der Statistik.

Im August habe die Bahn ihre Reisendenpünktlichkeit verbessern können, betonte der Konzern. Trotzdem erreichten nur 66,7 Prozent der Reisenden im Fernverkehr ihr Ziel "pünktlich" - das heißt mit weniger als 15 Minuten Verspätung. Im August hatte diese Quote bei 64,0 Prozent gelegen, im Juli 2025 bei 59,4 Prozent. Grund für die schlechten Werte sind laut der DB die störanfällige Infrastruktur und die hohe Zahl zusätzlich notwendiger Baustellen.

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