Als Mark Zuckerberg am Mittwoch auf der Meta-Entwickler-Konferenz seine neue Brille vorführen wollte, ging sie erst einmal nicht. Zuckerberg wollte einen Anruf von seinem Kollegen Andrew Bosworth annehmen, aber die Brille ließ sich nicht richtig mit dem Steuerungsarmband steuern. Unpassend, denn: In etwa zwei Wochen soll Zuckerbergs neue Brille, die Meta Ray-Ban Display, für 799 Dollar in den Verkauf gehen.
Meta Ray-Ban Display: Mark hat eine neue Brille
Bei dem Entwickler-Event in Menlo Park, Kalifornien, stellte Zuckerberg insgesamt drei neue Brillen vor: Die erste ist ein Update von Ray-Bans Meta-Brille, die es jetzt schon bei Fielmann gibt. Die zweite ist eine technisch ähnliche Version in Zusammenarbeit mit der Sonnenbrillenmarke Oakley. Die dritte Brille ist die eigentlich spannende: Denn die "Meta Ray-Ban Display" ist die erste Meta-Brille mit Display im rechten Glas.
Metas Brillen wurden dabei lange als "Pet Project" von Zuckerberg belächelt. Die aktuelle Meta Ray-Ban, die aussieht wie eine Ray-Ban Wayfarer mit zwei Kameras, war ein Verkaufshit: Im Februar 2025 gab EssilorLuxottica, die die Ray-Ban-Brillen produziert, bekannt, seit Oktober 2023 schon zwei Millionen Meta-Brillen verkauft zu haben und bis 2026 jährlich zehn Millionen Meta Ray-Ban Brillen produzieren zu wollen.

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Diese alte Meta Ray-Ban (ohne Display, nur mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher) scheint dabei vor allem durch ihre Einfachheit überzeugt zu haben. "Ich habe mir schon über 400 Brillen angeschaut, wir haben ganz viele Brillen hier, aber die einzige Brille, die ich regelmäßig aufsetze, ist die Meta Ray-Ban", sagt Björn Schwerdtfeger von der Firma AR-Experts. Er berät Unternehmen bei der Entwicklung und Anwendung von AR-Brillen. AR steht für Augmented Reality und meint erweiterte Realität.
Neue KI-Brille: mehr als Bluetooth-Kopfhörer und Handy-Kamera
Die aktuelle Version ohne Display, so Schwerdtfeger, sei dabei so etwas wie eine Mischung aus Bluetooth-Kopfhörer und Handy-Kamera – nur eben fürs Gesicht. Sie sei ganz praktisch, wenn man beim Fahrradfahren Musik hören oder Fotos machen wolle, ohne dabei das Handy herauszuholen. "Wenn man Leuten die Brille aufsetzt, bekommt man immer ein Lächeln. Das darf man nicht unterschätzen. Das macht den Unterschied zu den ganzen anderen Brillen", so Schwerdtfeger.
Mit der neuen Brille, der Meta Ray-Ban mit Display, will Zuckerberg deutlich mehr als nur Kopfhörer- und Kamerafunktionen bieten: Er will seine Produkte, also Apps wie Instagram oder Whatsapp, direkt auf der Nase und vor den Augen der Anwender platzieren. Dabei will er die Nutzer im besten Fall auch gleich an die neuen KI-Features gewöhnen, an denen Meta arbeitet: Zum Beispiel an Untertitel oder Übersetzungen, die im Display der Brille eingeblendet werden können, wenn Nutzer sich gerade unterhalten.
Die neue Display-Brille ist auch Zuckerbergs strategischer Versuch, endlich eine eigene Plattform für seine Produkte zu etablieren. Die meisten Nutzer laden zum Beispiel die Meta-App Instagram über den Apple-App-Store oder über Google Play auf ihre iPhones oder Android-Smartphones. Mit der Display-Brille als Gadget wäre Meta näher am Kunden als das iPhone.
Die neue Ray-Ban mit eingebautem Display ist gleichzeitig Zuckerbergs ambitioniertester Wurf, die KI, für deren Entwicklung Meta aktuell Milliarden von Dollar ausgibt, in den Alltag der Nutzer zu integrieren. Er selbst ist dabei so überzeugt davon, dass er bei der Präsentation in Menlo Park nur von der "Superintelligence" spricht, die Menschen in ihrem Leben helfen soll.
Whatsapp immer im Blick – will man das?
Die entscheidenden drei Fragen bei Mark Zuckerbergs neuer Display Brille dürfte sein: Erstens, behält die Meta Ray-Ban Display ihren minimalinvasiven Charakter? Bleibt sie ein Produkt, das, wie Experte Schwerdtfeger sagt, Leute zum Lächeln bringt und wovon man Millionen Stück verkaufen kann?

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Die zweite Frage ist: Wollen die Kunden überhaupt mehr, auch außerhalb von Spezialanwendungen? So könnte es für Menschen mit schlechtem Gehör sehr praktisch sein, Untertitel in Gesprächen oder Übersetzungen in anderen Situationen zu haben. Für alle anderen dürfte sich die Frage stellen: Will man wirklich Whatsapp-Nachrichten oder Instagram-Posts ins Sichtfeld eingeblendet bekommen, wenn man gerade aus dem Fenster schaut?
Die dritte Frage: Kann Meta sich damit wirklich als neue Plattform etablieren und Apple und Google umgehen? So arbeitet Google längst mit der koreanischen Brillenmarke Gentle Monster zusammen, um neue sogenannte Smart Glasses zu entwickeln. Auch von Apple erwarten Beobachter neben der großen Vision Pro Brille bald ein leichteres KI-Brillenmodell. Meta müsste die Kunden also langfristig überzeugen, auf die eigene Plattform umzusteigen. Sonst kaufen sie einfach nur die KI-Brille und nutzen sie weiterhin im Apple- oder Google-Umfeld.
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