Mangos sind in Israel plötzlich ungewöhnlich günstig - und der Preisverfall wird zur Belastung für Landwirte. Die Gründe sind vielfältig und weltumspannend.

Nimrod schaut kurz auf das Preisschild und legt dann fünf große, gelb-rote Mangos in seinen mitgebrachten Beutel. Auf dem Carmel-Markt im Herzen von Tel Aviv kauft er immer frisches Gemüse und Obst, erzählt der Israeli. Er ist überrascht, wie günstig Mangos gerade sind. Ein Kilogramm gibt es für umgerechnet rund 2,50 Euro.

"Die waren auch schon mal doppelt so teuer", sagt er. "Ich kann mir vorstellen, dass es mit dem Krieg im Gazastreifen zu hat. Viele im Ausland wollen einfach keine israelischen Mangos mehr kaufen."

Mangos gelten in Israel - wie viele Lebensmittel - als teures Vergnügen. Nicht so in diesem Sommer. Es gibt derzeit ein Überangebot. Die Preise sind deshalb deutlich gesunken. Das hat mehrere Gründe.

Konkurrenz aus Brasilien

Zum einen war die Ernte gut, zum anderen werden weniger Mangos nach Europa verkauft. 85 Prozent der israelischen Mangos landen normalerweise in Supermarktregalen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien.

Gerade aber liegen dort vor allem Mangos aus Brasilien, berichtet Nir Harel von Galilee Export, einem der führenden israelischen Agrarunternehmen. "Es ist derzeit kaum wirtschaftlich zu exportieren. Brasilien hat den europäischen Markt mit seinen günstigen Mangos überflutet". Hintergrund sind die US-Zölle von 50 Prozent, auf die die brasilianischen Exporteure reagiert haben.

"Manchmal schwer zu begreifen"

Während sich Konsumenten freuen, leiden Israels Landwirte. Moti Almoz ist einer von ihnen. Am See Genezareth im Norden Israels bewirtschaftet er unter anderem 2.000 Mangobäume. In diesem Jahr wird er nicht alle Früchte verkauft bekommen. "Es ist manchmal schwer zu begreifen, wie es sein kann, dass etwas, was im großen Weißen Haus entschieden wird, ein paar kleine Bäume hier in Israel erreicht."

Mangobauer Moti Almoz auf seiner Farm am See Genezareth

Moti Almoz hat früher viele seiner Mangos auch an Palästinenser im Gazastreifen verkauft. Seit dem 7. Oktober 2023 ist das Geschichte. Nir Harel berichtet, dass das ein Problem ist für Israels Landwirte. Der Absatzmarkt im Gazastreifen sei ein wichtiger gewesen. "Die Kaufkraft im Gazastreifen war immer gut, die Nachfrage groß. Das hat den Druck aus dem Markt genommen, den wir jetzt spüren."

Britische Supermarktkette kündigt Boykott an

Dazu kommen Aufrufe zum Boykott gegen israelische Produkte aufgrund des Kriegs im Gazastreifen und der Besetzung des Westjordanlands. Das betrifft neben Mangos auch Avocados und Datteln. Das britische Unternehmen Co-op mit rund 2.300 Lebensmittelgeschäfte beispielsweise hat vor kurzem angekündigt, keine Produkte mehr aus Israel zu verkaufen. Zur Begründung heißt es, dort komme es zu "international anerkannten" Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen das Völkerrecht.

Aus Deutschland sind bislang keine offiziellen, weitreichenden Boykott-Erklärungen von Lebensmittel-Importeuren bekannt. Exporteure wie Nir Harel bemerken trotzdem eine Zurückhaltung bei einigen Händlern. "Die Mangos unseres Unternehmens wurden bislang noch nicht aus politischen Gründen abgelehnt. Ich höre aber, dass kleinere Händler Probleme haben. Allerdings nicht in nennenswertem Umfang."

Sorgenvoller Blick auch in Richtung EU

Was israelische Lebensmittel-Exporteure derzeit mehr sorgt als die Boykottaufrufe, ist die Möglichkeit, dass die EU das Assoziierungsabkommen mit Israel aussetzt. Das fordern Länder wie Spanien und Irland. Sollte es dazu kommen, hätte das weitreichende wirtschaftliche und politische Folgen für Israel. Das Abkommen gewährt israelischen Produkten zollfreien Zugang zum EU-Markt. Eine Aussetzung würde bedeuten, dass Exporte aus Israel wieder Zöllen unterliegen.

Der Mangofarmer Moti Almoz vom See Genezareth berichtet, dass die Ernte so gut wie durch ist. Er baut auch Oliven an. In zwei Monaten wird geerntet und dann gepresst. Der Landwirt hofft, dass es mit dem Verkauf von Olivenöl besser läuft als mit den Mangos in diesem Jahr. Er sei da Optimist, sagt Almoz. Anders ginge es auch nicht in dieser komplizierten Region.

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