Junge Männer erobern den Parfümmarkt - und zahlen dabei jede Menge Geld. 300 Euro für einen besonders gefragten Duft sind keine Seltenheit. Oft sind es Influencer, die den Kaufreflex auslösen.
Schlangestehen für einen Duft - das ist der normale Wahnsinn in der Frankfurter Parfümerie Albrecht. Einlass erhält nur, wer am Türsteher vorbeikommt. Der Parfümverkauf hat was vom Clubbesuch. "Das müssen wir machen", sagt Juniorchef Dennis Albrecht entschuldigend. "Sonst kriegen wir die großen Gruppen junger Männer, die zu uns kommen, kaum geregelt."
Schon 14-Jährige kommen und lassen sich beraten. 80 Prozent der Kundschaft sind junge Männer, so um die 20 Jahre. Und die Jungs fahren besonders auf sogenannte Nischendüfte ab. Das teuerste Parfüm in dieser Parfümerie auf Deutschlands größter Einkaufsmeile, der Frankfurter Zeil, kostet 1.430 Euro, daneben stehen Flacons mit 50 Milliliter Inhalt für um die 530 Euro. Unter 100 Euro ist nichts zu haben.
Mann will auffallen
Selbst wer noch Taschengeld bekommt, will auf Luxusparfüms nicht verzichten. Ganz klar, "für die weibliche Gesellschaft will man auffallen," gibt Carlos, 16, fast schüchtern zu. Und der gleichaltrige Nicklas ergänzt stolz: "Wir haben schon längst mehr Parfüm als die Mädchen."
Die junge Zielgruppe für diesen Parfümmarkt ist inzwischen riesig. Obwohl es online nichts zu riechen gibt. Auf den Plattformen TikTok und Instagram braucht es nur den richtigen Post eines Influencers, und der virale Duft wird schnell zum Hit. Unzählige selbsternannte Experten, wie etwa der Deutsche Jeremy Fragrance, sind präsent. Ihnen folgen viele Millionen Menschen, und die Follower hören auf ihre Tipps.
Der Handel floriert
"Es kommen oftmals an einem Tag immer mehr Leute, die immer den gleichen Duft probieren möchten", beschreibt Dennis Albrecht das Phänomen. Dann frage er die netten jungen Leute immer, warum sie gerade diesen Duft wollen, und dann verwiesen sie auf "irgendeinen Influencer."
Die werden vor allem für die Hersteller immer wichtiger - und nicht nur, wenn es um Luxusdüfte geht. Seit zwei Jahren ist auch der 23-jährige Abdullahcan Duft-Influencer. Der Student hält vor allem sogenannte Dupes in die Kamera. Denn nicht jeder kann sich am Ende die Luxusvariante leisten. Dupes sind günstigere Alternativen, die den Duft der Marke nachahmen. Längst ist so ein zweiter Markt entstanden, den vor allem Drogerien und das Internet bedienen.
Kein Großstadt-Phänomen
Im hessischen Büdingen riecht sich der 19-jährige Emil durch die Duft-Welt. Mehrere Flacons stehen vor ihm, alle um die 150 Euro. "Bei einem vierstelligen Betrag würde ich schon sehr überlegen", sagt er zögerlich. Noch ist keine Entscheidung für den Winterduft gefallen. Vanille, Karamell, Kokos, die jungen Männer greifen gerne zu süßlichen Düften.
Das ist ein Trend, der Filialleiterin Christiane Döbert-Harm durchaus freut. Schließlich hat sie es über jahrzehntelang anders erlebt. Männer "waren nicht mutig, die rochen frisch und holzig. Blumig, floral war den Damen vorbehalten." Und wenn ein Mann in die Parfümerie kam, dann meist, um seiner Frau ein Geschenk zu kaufen. Beim Hype um die Luxusparfüms ist auch die Parfümerie Günther, ein familiengeführter Betrieb mit 13 Filialen, Gewinner. Vom ländlichen Odenwald bis in die Wetterau sorgen junge Männer für gute Umsätze.
Die Parfümeriebranche frohlockt
Schule, Job, Dates - für jeden Anlass gibt es einen Duft. Auch der 20-jährige Collin sprüht sich so durch den Tag. "Wenn ich im Büro sitze, dann nehme ich keinen Duft, der enorme Ausstrahlung hat, ich will ja nicht andere belästigen." Er verweist er auf seine fast 20 verschiedenen Düfte. Auch sein Freund Nick, noch neu in der Duft-Welt, hat bereits vier Flacons zu Hause stehen.
Bei einem Duft allein bleibt es bei der Gen Z, der Generation der ab Mitte der 1990er-Jahre Geborenen, nicht - zur Freude der Parfümbranche. Der Umsatz im vergangenen Jahr: zwei Milliarden Euro, das sind fast 18 Prozent mehr als noch zwei Jahre davor.
Und auch der stationäre Handel gewinne durch den Duft-Hype, sagt Parfümerie-Seniorchef Frank Albrecht. Beim Kampf um den Preis hatten ihn Online-Geschäft und Billigprodukte lange Zeit zum Verlierer gemacht. "Jetzt geht es nicht mehr um den Preis, sondern um den Wert des Produktes." So haben sie längst reagiert, und statt Kosmetik verkaufen sie heutzutage zu 80 Prozent Nischenparfüms.
Die Psychologie dahinter
Anders als vorherige Generationen geben sich die jungen Duft-Fans nicht mehr allein mit Deos zufrieden. Daten und Umfragen unter 6.000 Jugendlichen des Marktforschungsinstitutes reingold salon im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel zeigen: Die Affinität könnte auch aus Unsicherheit resultieren.
"Parfüms helfen, Fassaden und Traumwelten zu inszenieren", sagt Diplom-Psychologin Ines Imdahl, die diese Studie begleitet hat. Parfüm wird auch zum Statussymbol, das Eindruck macht. Und es sei "ein Kick", sagt Laurenz, "wenn mich jemand auf der Straße auf meinen Duft anspricht."
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