Zinssenkungshoffnungen haben sich an der Wall Street heute verstärkt und für neue Rekorde gesorgt. Dem DAX hat dies jedoch nichts genutzt, er tendierte weiter seitwärts.
Primär Tech-Aktien sorgten heute für neue Wall-Street-Rekorde. Ein gewaltiger Kurssprung beim SAP-Konkurrenten Oracle nach einer optimistischen Prognose für das Cloud-Geschäft hatte bereits gestern die Stimmung im Tech-Sektor aufgehellt. Die Techbörse schreibt dabei weiter Geschichten, die die US-Anleger lieben. Denn sowohl Oracle-Gründer Larry Ellison als auch Tesla-Chef Elon Musk bestimmen derzeit die Schlagzeilen mit ihrem märchenhaften Reichtum.
Dow über 46.000 Punkte - Neue Rekorde überall
Konkret erreichten alle großen Wall-Street-Indizes neue Rekordstände. Dabei stieg der Leitindex Dow Jones in der Spitze bis auf 46.137 Punkte. Zuletzt war er 1,36 Prozent im Plus bei 46.107 Punkten, in absoluten Zahlen damit ein Zuwachs von 616 Punkten.
Ähnlich der marktbreite S&P 500, der 0,85 Prozent zulegte und bei 6.592 Punkten seine neue Bestmarke erzielte. Am Ende blieb der Index nur knapp darunter bei 6.587 Zählern.
Die technologielastige Nasdaq steigt in der Spitze bis auf 22.059 Punkte und gewann 0,72 Prozent auf 22.043 Punkte. Ebenso der Auswahlindex Nasdaq 100, der bei 24.016 Zählern in der Spitze ebenfalls eine neue Tausendermarke nahm. Er ging bei 23.992 Punkten um 0,6 Prozent höher aus dem Markt.
Getragen wurden die Kursgewinne weiter von Zinshoffnungen, zumal nach den heutigen Konjunkturdaten. Zwar legt die Inflation zu, das war aber erwartet worden. Der Arbeitsmarkt schwächte sich allerdings weiter ab. Dies heizte einmal mehr die Debatte an, in welchem Ausmaß die US-Notenbank Federal Reserve in der kommenden Woche ihre Zinsen senkt, um die Wirtschaft anzukurbeln
"Wir gehen davon aus, dass die Fed aufgrund des schwachen Arbeitsmarktes die Zinsen nächste Woche senken wird", sagte Simon Dangoor, leitender Anlagestratege der Vermögensverwaltung der Investmentbank Goldman Sachs. Für Oktober könne mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik gerechnet werden.
US-Inflation steigt auf 2,9 Prozent
Mit den Verbraucherpreisen für den August ist heute ein für die Fed wichtiger Datensatz veröffentlicht worden. Dieser ist aber nicht so problemlos zu interpretieren wie die europäischen Daten, denn die Rate stieg auf 2,9 Prozent nach 2,7 Prozent im Juli.
Experten hatten unter anderem wegen erhöhter Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf importierte Waren verhängt hat, mit dem Anstieg der Teuerung gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise in der größten Volkswirtschaft der Welt um 0,4 Prozent und damit ebenfalls stärker als im Juli, als sie um 0,2 Prozent zugelegt hatten. Nur die Kerninflation, bei der die schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, verharrte im August auf 3,1 Prozent.
Wie die EZB erachten auch die US-Notenbanker ein Preisniveau von 2,0 Prozent als neutral. Anders als die EZB ist die Fed aber neben der Preisstabilität auch der Vollbeschäftigung verpflichtet. Da der Arbeitsmarkt zuletzt schwächelte, gehen Anleger davon aus, dass die Fed trotz der weiterhin leicht erhöhten Inflation den Zins in der kommenden Woche senken wird.
US-Erstanträge steigen
In den USA mehren sich derweil die Anzeichen für eine Schwäche auf dem Arbeitsmarkt, was Zinssenkungsspekulationen befeuert. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen in der vergangenen Woche um 27.000 auf 263.000, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur 235.000 Anträge erwartet. Zuletzt hatten auch die monatlichen Arbeitsmarktberichte stark enttäuscht.
Dollar und Öl verlieren
Die geldpolitischen Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde stützten heute den Kurs des Euro, im Gegenzug sackte der Dollar ab. Die europäische Gemeinschaftswährung stieg bis auf 1,1744 Dollar, zuletzt wurden im US-Handel 1,1738 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1685 (Mittwoch: 1,1707) Dollar fest.
"Mit dem Hinweis auf nun ausgeglichenere Wachstumsrisiken und ein Ende des Disinflationsprozesses in der Eurozone hat Lagarde heute ganz klar signalisiert, dass die Europäische Zentralbank mit dem derzeitigen Zinsniveau sehr zufrieden ist und bis auf Weiteres keinen Handlungsbedarf sieht", kommentierte Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender MainSky Asset Management. "Der Markt hat die Nachricht verstanden und jetzt weitgehend alle weiteren Zinssenkungen ausgepreist."
Der Dollar hatte zuletzt von der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten profitiert. Zuvor lastete die Aussicht auf sinkende Zinsen auf dem Greenback, der seit Jahresbeginn schon rund 13 Prozent gegen den Euro verloren hat. Diese Erwartungen verfestigten sich heute im Verlauf mehr und mehr.
Am Ölmarkt ging es mit den Notierungen bergab. Die US-Sorte WTI verbilligte sich um über zwei Prozent auf 62,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Internationalen Energieagentur IEA zufolge wird das Angebot wegen der jüngsten Erhöhung der Förderquoten durch die Opec+-Staaten im laufenden Jahr schneller steigen als die Nachfrage.
DAX kommt nicht in Schwung
Betont gelassen reagierten die Anleger auf dem Frankfurter Börsenparkett heute auf die wie erwartet ausgefallene Verlängerung der Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB).
Der am Morgen zunächst etwas schwächer gestartete DAX zog im Gefolge zwar leicht an bis auf ein Tageshoch von 23.787 Punkten, fiel danach aber wieder zurück. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 23.703 Zählern um 0,3 Prozent höher.
Auch neue Wall-Street-Rekorde und das entspannte geldpolitische Umfeld in Europa halfen nicht. Gestern war der DAX 0,4 Prozent tiefer bei 23.632 Punkten aus dem Handel gegangen. Der MDAX der mittelgroßen Werte schloss nahezu unverändert bei 30.146 Zählern.
Insgesamt setzte der deutsche Leitindex damit auch heute seinen impulsarmen Seitwärtstrend unterhalb der Marke von 24.000 Punkten fort und bewegte sich wenig. Denn die Musik spielt derzeit in New York, wo der Fokus der Anleger (mal wieder) auf dem boomenden Technologiesektor liegt und die US-Tech-Indizes auf Rekordniveaus treibt.
"Der DAX fällt, während der S&P 500 an der Wall Street Rekorde schreibt", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. "Die Kaufbereitschaft der Anleger, die noch vor einem Monat bei Kursen unter 24.000 Punkten vorhanden war, ist weg."
EZB lässt Leitzinsen unverändert
Wie von den meisten Marktteilnehmern erwartet, ließ die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen am Nachmittag unverändert und setzt damit ihre derzeitige Zinspause fort. Der Einlagesatz - das ist der Leitzins im Euro-Raum - bleibt damit bei 2,0 Prozent.
Diesen Satz erhalten Finanzinstitute, wenn sie bei der Notenbank überschüssiges Geld parken. Über ihn steuert die EZB maßgeblich ihre Geldpolitik. Die Marktteilnehmer an den Finanzmärkten hatten im Vorfeld mit dieser Entscheidung gerechnet, auch wenn zuletzt vermehrt Spekulationen über die Rolle der EZB in der französischen Schuldenkrise aufgekommen waren.
Ausblickend erklärte EZB-Chefin Christine Lagarde: "Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest." Die EZB befinde sich geldpolitisch weiter in einer guten Position.
"Trotz eines instabilen globalen Umfelds könnte die EZB mit ihrer Zinspolitik nun erst einmal in ein ruhigeres Fahrwasser kommen. Eine wirkliche Begründung für einen weiteren Zinsschritt nach unten würde sich erst mit einem deutlichen Absacken der Inflationsprognosen ergeben. Danach sieht es aber nicht aus", kommentierte Friedrich Heinemann vom ZEW-Institut.
Lufthansa könnte ITA-Anteil bis Juni auf 90 Prozent erhöhen
Die Lufthansa könnte bei der Übernahme der italienischen Staatsairline ITA Airways im kommenden Jahr den nächsten großen Schritt gehen. Die Airline arbeite mit dem italienischen Wirtschaftsministerium daran, ihren Anteil von derzeit 41 Prozent bis Juni auf 90 Prozent zu erhöhen, berichtete die Zeitung "Corriere della Sera". Eine Entscheidung darüber werde im April oder Mai erwartet. Die Lufthansa wollte sich dazu nicht äußern. LH-Aktien legten im MDAX rund 1,4 Prozent zu.
Renk baut Produktion für steigende Panzer-Nachfrage um
Der Panzergetriebehersteller Renk organisiert wegen der steigenden Nachfrage seine Produktion neu. Renk habe die Produktion von der Manufaktur zur Kleinserie umgestellt, erläuterte ein Unternehmenssprecher das Konzept. Vorstandschef Alexander Sagel hatte angekündigt, dass durch die neue Produktion die Kapazität von früher einigen Hundert Getrieben pro Jahr auf mehr als Tausend steigen werde. Für 2025 rechnet Renk mit einem Umsatz von mehr als 1,3 Milliarden Euro und einem bereinigten operativen Ergebnis von 210 bis 235 Millionen Euro.
Ceconomy für Annahme des Übernahmeangebots von JD.com
Der chinesische Tech-Gigant JD.com hatte Ende Juli angekündigt, Ceconomy übernehmen zu wollen. Nun haben Vorstand Aufsichtsrat von Ceconomy Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots empfohlen. Die Annahmefrist für das Angebot von 4,60 Euro je Aktie endet am 10. November. Ceconomy mit Sitz in Düsseldorf ist die Muttergesellschaft der Elektronikketten MediaMarkt und Saturn.
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