Die heimischen Anleger tun sich weiter schwer mit dem gegenwärtigen Anlageumfeld. Vor allem die Regierungskrise in Frankreich dämpft derzeit deren Risikoneigung. Der DAX gab nach.

Immerhin bis auf 23.859 Punkte ist es heute mit dem DAX im frühen Geschäft bergauf gegangen, ehe dem deutschen Leitindex im Gefolge die Puste ausging. Zuletzt handelte der Index bei 23.718 Punkten, ein Tagesverlust von 0,37 Prozent. Das Tagestief lag am Nachmittag bei 23.633 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor 0,42 Prozent.

Frankreich im Fokus

Größere Verkaufswellen gab und gibt es damit zwar weiter nicht, insgesamt ist die Stimmung an der Frankfurter Börse aber verhalten nach dem Scheitern der französischen Regierung am Vorabend. Die Abwahl der Pariser Regierung war erwartet worden, "allerdings sollten Anleger die langfristigen, politischen Risiken für die Finanzmärkte nicht unterschätzen", mahnte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.

Unmittelbar muss Frankreichs Präsident Macron nun zunächst einen neuen Premierminister suchen, der versuchen muss, ohne eigene Mehrheit einen Haushalt durchs Parlament zu bringen. "Die politische Lage bleibt damit fragil und die notwendigen Reformen ungewiss", schreibt Analyst Andreas Wex von der Commerzbank.

Übergeordnet beschäftigt die Anleger die Frage, wie Frankreich seine in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegene Staatsverschuldung wieder in den Griff kriegen will. Erinnerungen werden wach an die erste Eurokrise vor etwas über zehn Jahren, als Griechenland gestützt werden musste. Wegen der Größe der französischen Wirtschaft, der zweitgrößten in der Eurozone, ist dies aber so nicht möglich. Die Rentenmärkte haben bereits im Vorfeld reagiert, die Renditen französischer Staatsanleihen zogen zuletzt an.

Fitch bewertet am Freitag Frankreichs Kreditwürdigkeit

Ob die Märkte aber weiter ruhig bleiben, könnte sich spätestens am Freitag zeigen. Denn dann will die US-Ratingagentur Fitch ihre Bonitätsbewertung für Frankreich bekanntgeben. Beobachter erwarten eine Herabstufung, da die Note AA- bereits mit einem negativen Ausblick versehen ist - in der Regel der Vorbote einer Herabstufung. Das könnte dazu führen, dass Investoren höhere Risikoaufschläge für den Kauf französischer Staatsanleihen verlangen und damit die Kreditkosten des Landes steigen.

Kanzler Merz fordert mehr Flexibilität für die Autobranche

Thema an der Börse war auch die IAA Mobility in München, auf der sich die deutsche Automobilindustrie bemüht, wieder die Initiative zu ergreifen. Bundeskanzler Friedrich Merz hat der Autoindustrie beim Ringen um eine Kurskorrektur in der Europäischen Union auf dem Weg zum klimafreundlichen Auto den Rücken gestärkt.

"Wir halten am Umstieg auf Elektromobilität grundsätzlich natürlich fest, aber wir brauchen mehr Flexibilität in der Regulierung", sagte Merz heute zur Eröffnung der Automesse.

Die deutsche Vorzeigebranche steht derzeit unter großem Druck: Die Gewinne der Konzerne brachen zuletzt ein, weil die US-Importzölle belasten. Zudem verlieren BMW, Volkswagen oder Mercedes-Benz in China bei hartem Preiskampf gegen die heimische Konkurrenz Marktanteile. Bei Herstellern und Zulieferern werden Tausende Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut.

Zudem zögern die Kunden mit dem Kauf von E-Autos, der Absatz der Stromer steigt nicht so schnell wie ursprünglich gedacht. Autoaktien, im DAX reichlich vertreten, gehörten heute eher zu den Verlierern auf dem Kurszettel. DAX-Schlusslicht war BMW, nachdem sich das Management zurückhaltend zum dritten Quartal geäußert hatte.

Wall Street leicht im Plus

An der New Yorker Börse bleiben die großen Indizes am Mittag Ortszeit wenig verändert auf hohem Niveau und damit nahe ihrer Rekordhochs. Erst gestern hatte der Nasdaq-Composite-Index nach Rückenwind aus dem Chipsektor einen neuen Höchststand erreicht. Aktuell bröckelt der Index leicht um 0,2 Prozent ab, auch der S&P 500 ringt mit seinem Schlussstand. Der Dow hält sich bisher am besten mit einem Zuwachs von gut 0,2 Prozent.

Die Anleger setzten zuletzt zunehmend darauf, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Monat die Zinssenkungen wieder aufnehmen wird, hieß es aus dem Handel. Trotz deutlicher Risse auf dem Arbeitsmarkt gingen die Anleger davon aus, dass die Wirtschaft noch robust genug sei, um die Unternehmensgewinne anzukurbeln.

"Dies ist eine günstige Kombination für die Aktienmärkte", sagte Anlagestrategin Marija Veitmane State Street Global Markets. "Wir glauben, dass die Nachfrage nach KI weiterhin stark ist und die Gewinne in diesem Bereich anhaltend stützen wird. Dies wird die Renditen in diesem Sektor - und damit die Gesamtperformance des Aktienmarktes - nach oben treiben", so Veitmane.

Euro weitet Verluste aus

Der Kurs des Euro hat am Nachmittag nachgegeben, nachdem er bisher robust auf den Sturz der Regierung in Frankreich reagiert hatte. "An den Finanzmärkten hat man mit einem Fall von François Bayrou gerechnet. Die Reaktionen fallen deshalb gemäßigt aus", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Am Nachmittag wird die Gemeinschaftswährung zu 1,1719 Dollar gehandelt und damit deutlich unter dem Niveau vom Vorabend bei 1,1768 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1744 (Montag: 1,1728) Dollar fest.

Die Verluste weiteten sich am Nachmittag nach Bekanntwerden eines israelischen Luftangriffs auf Hamas-Führer in Doha, der Hauptstadt Katars aus. In geopolitisch schwierigen Zeiten profitiert der Greenback meist von seiner Rolle als sicherer Hafen.

Goldpreis steigt erneut auf Rekordhoch

Der Goldpreis hat derweil den dritten Handelstag in Folge einen Höchststand erreicht. Größter Preistreiber bleibt die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA. Aktuell stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) bis auf 3.663 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Auch in Euro erreichte die Notierung ein weiteres Rekordhoch bei 3.119 Euro. Seit Beginn des Monats befindet sich der Goldpreis im Höhenflug. In dieser Zeit hat sich das Edelmetall mehr als sechs Prozent verteuert.

Mittlerweile summiert sich der Wertzuwachs seit Beginn des Jahres auf etwa 40 Prozent. Die Flucht in sichere Anlagehäfen hat mehrfach für eine stärkere Nachfrage nach dem Edelmetall gesorgt. Gründe sind geopolitische Risiken durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die aggressive Zollpolitik der US-Regierung sowie fortgesetzte Goldkäufe durch Staaten wie Indien und China.

Ölpreis zieht nach Israels Angriff auf Katar an

Die Ölpreise haben am Nachmittag ihre frühen Gewinne wegen einer gestiegenen Verunsicherung im ölreichen Nahen Osten etwas ausgeweitet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 67,09 Dollar, ein Plus von 1,3 Prozent. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,4 Prozent auf 63,31 Dollar.

Der Angriff Israels auf die Führungsspitze der islamistischen Hamas in Doha, der Hauptstadt des Golfstaats Katar, hat für Verunsicherung gesorgt und die Ölpreise gestützt. Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Chalil al-Haja getötet worden sei. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht.

Rheinmetall liefert Ukraine Drohnenabwehrsystem

Der Rüstungskonzern Rheinmetall will der Ukraine zur Drohnenabwehr sein neues Luftverteidigungssystem Skyranger liefern. Ein entsprechender Vertrag werde morgen auf der Verteidigungsmesse DSEI in London unterzeichnet, sagte Vorstandschef Armin Papperger dem ZDF-Magazin "Wiso". "In diesem Jahr werden die ersten noch geliefert." Nach Angaben des Magazins handelt es sich um ein Geschäft in dreistelliger Millionenhöhe.

Neue iPhones von Apple erwartet

Von Apple wird heute die Vorstellung neuer iPhones erwartet. Medienberichten zufolge ergänzt der Konzern die übliche Kombination aus einer Standard- und der besseren Pro-Version um ein weiteres Modell: ein dünneres iPhone, das mutmaßlich den Zusatz "Air" tragen wird.

Beim Funktionsumfang soll es zwischen den beiden bisherigen Modellvarianten liegen, schrieb der Finanzdienst Bloomberg. Im September präsentiert der Konzern traditionell auch eine neue Generation seiner Computer-Uhr Apple Watch. Den Bloomberg-Informationen zufolge soll es bald auch ein neues Modell der Ohrhörer AirPods Pro geben.

Starlink kann mit Frequenzukauf leichter Handys erreichen

Für Elon Musks Satellitendienst Starlink wird es mit einem milliardenschweren Zukauf von Funkfrequenzen einfacher, Internet aus dem All direkt auf Smartphones zu bringen. Die Betreiberfirma SpaceX kauft die Frequenzen für insgesamt rund 17 Milliarden Dollar vom Satellitenunternehmen Echostar.

Starlink schießt schon seit vergangenem Jahr Satelliten ins All, die technisch in der Lage sind, mit ihrem Signal Smartphones ohne zusätzliche Ausrüstung am Boden zu erreichen. Unter anderem wegen fehlender Frequenzrechte arbeitete Starlink bisher aber mit klassischen Mobilfunkanbietern zusammen.

Negativ betroffen von dem Geschäft ist T-Mobile US, die US-Tochter der Telekom, mit der Starlink bisher kooperiert hat. Sowohl die T-Mobile-, als auch die T-Aktie im DAX gerieten daher gestern unter Druck. Während sich die Telekom-Aktie im DAX heute gegen den Trend etwas erholte, geben T-Mobile an der Nasdaq gut 0,6 Prozent nach.

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