FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki lehnt die Vorschläge von DIW-Chef Marcel Fratzscher entschieden ab. Er kritisierte im Interview mit WELT TV sowohl die Idee eines „Boomer-Soli“ sowie eines verpflichtenden sozialen Jahres für Rentner. „Die Boomer haben dieses Land aufgebaut“, betonte Kubicki. „Das, was wir heute haben, verdanken wir den Boomern. Die meisten haben auch in ihrem Leben bereits unglaublich viel ehrenamtliche Arbeit geleistet und machen das auch weiter.“ Es brauche keine Verpflichtung von Älteren, sondern eher von Jüngeren – „die, obwohl sie mehr Zeit haben, auch keine Kinder produzieren“.
Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hatte zuletzt mit dem Vorschlag zur Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahrs für Rentner eine Kontroverse ausgelöst. Die Aussage des Ökonomen erfuhr viel Widerspruch. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) lehnt ein verpflichtendes soziales Jahr für Rentner ab. „Das ist ein völlig falscher Ansatz“, sagte sie.
Zuletzt spitzte Fratzscher seine Aussagen weiter zu. Die Generation der Babyboomer trage die Schuld für die angestauten Probleme Deutschlands, auch die außenpolitischen, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Die Kriegsgefahr durch Putin besteht, weil die Älteren sich die Friedensdividende genommen haben. Ich bezweifele gar nicht, dass die Bundeswehr mehr Soldaten braucht. Die Frage ist, ob das nur mit Pflicht geht oder über Freiwilligkeit.“
Kubicki entgegnete: „Man muss daran erinnern, dass auch das DIW unter Herrn Fratzscher darauf hingewiesen hat, als wir die deutsche Einheit und die europäische Einheit hergestellt haben, dass wir jetzt nicht mehr so viel für Verteidigung ausgeben müssen.“ Er finde die Wortwahl Fratzschers „ziemlich unangemessen, gegenüber den Menschen, die ihr Leben lang wirklich gearbeitet haben“. Menschen, die in Rente gehen, sollten nicht beschimpft, sondern unterstützt werden.
Fratzscher ist für doppeltes Pflichtjahr
Im „Tagesspiegel“ hatte Fratzscher zu seinen Vorschlägen erklärt: „Die Boomer haben zu wenig Kinder bekommen. Darum müssen sie im Alter ein soziales Pflichtjahr leisten, damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben.“ Gleichzeitig wandte er sich dagegen, dass die junge Generation ein soziales Jahr oder Wehrdienst leisten solle. „Jetzt brauchen wir sie erstmal im Arbeitsmarkt, damit sie Rente, Gesundheit und Pflege der Älteren finanzieren können.“
Fratzscher selbst hat in seiner Jugend weder Wehr- noch Ersatzdienst geleistet, wie er im Interview erzählt. „Auch ich hatte mich 1990 nach dem Abitur bei der Bundeswehr beworben. Aber dann hieß es: Zwei ältere Brüder haben bereits Wehrdienst geleistet. Da wird der dritte nicht auch noch gezogen.“
Auf die Nachfrage, ob er dennoch die Babyboomer, die bereits in ihrer Jugend Wehr- oder Ersatzdienst geleistet haben, ein zweites Mal in die Pflicht nehmen möchte, bestätigte der DIW-Chef: Die Boomer sollen doppelt Dienst leisten, die Gen Z erstmal nicht. Die Vertreter dieser Generation könnten ihr Pflichtjahr in 45 Jahren absolvieren, wenn diese Menschen selbst im Seniorenalter seien. „Wenn man jetzt von den Jungen ein Pflichtjahr verlangt, dann fehlen die ein Jahr im Arbeitsmarkt.“
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