Die deutsche Industrie startet überraschend schwach in die zweite Jahreshälfte. Bei Wirtschaftsministerin Reiche gehen alle Warnsignale an: Wolle Deutschland international bestehen, müsse die Wettbewerbsfähigkeit konsequent gefördert werden.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sieht angesichts sinkender Industrieaufträge und mauer Wachstumsprognosen Handlungsbedarf. "Deutschland muss wieder wettbewerbsfähig werden, nur so können wir gewinnen", sagte die CDU-Politikerin. "Es bedarf keiner weiteren Warnsignale, um zu erkennen, dass wir jetzt entschlossen handeln und unsere ganze Politik konsequent auf Wettbewerbsfähigkeit ausrichten müssen."
Als Beispiele führte Reiche die Energie- und Lohnnebenkosten sowie den Bürokratieabbau an - sowohl in Deutschland als auch in Europa: "Es geht um Arbeitsplätze und den Erhalt von Standorten."
Reiche reagierte auf den überraschend schwachen Start der deutschen Industrie in die zweite Jahreshälfte. Die Neuaufträge fielen im Juli um 2,9 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt zuvor mitteilte. Das war bereits der dritte Rückgang in Folge und zugleich der größte seit Januar.
Der Rückgang kommt überraschend: Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet. "Besonders die Bestellungen aus dem Inland bewegen sich auf einem sehr niedrigen Niveau", sagte der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Juppen Zenzen. "Angesichts hoher Arbeits- und Energiekosten, bürokratischer Lasten und hoher Steuern halten sich die Unternehmen weiterhin mit Investitionen und Bestellungen zurück."
"Weiterhin schwach"
Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben in dieser Woche ihre Wachstumsprognosen für Europas größte Volkswirtschaft nach unten korrigiert. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet für dieses Jahr nur noch ein Mini-Plus von 0,1 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Zuvor war mit einem Wachstum von 0,3 Prozent gerechnet worden. Für 2026 wurde die Vorhersage von 1,6 auf 1,3 Prozent gekappt.
"Die Triebkräfte für einen selbsttragenden Aufschwung sind weiterhin schwach", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. "Ohne ambitionierte Strukturreformen dürften die fiskalischen Impulse über konjunkturelle Strohfeuereffekte kaum hinauskommen."
Um Wachstumskräfte zu revitalisieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, soll in Zukunft ein hochkarätig besetzter Beraterkreis Wirtschaftsministerin Reiche unterstützen. Neben der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm gehören der Ökonom Volker Wieland sowie die Wirtschaftswissenschaftler Justus Haucap von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Stefan Kolev vom Ludwig-Erhard-Forum für Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin dem Gremium an. "Ich freue mich außerordentlich, vier exzellente und anerkannte Wissenschaftler gewonnen zu haben", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag.
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