Die größte aller Rentenlücken ist die zwischen Männern und Frauen. Trotzdem sparen die meisten Frauen noch zu wenig. Doch es gibt Hoffnung, dass sich das bald ändert.

Es gibt zig Webseiten, mit denen man die eigene Rentenlücke berechnen kann. Also jene Kluft zwischen dem letzten Gehalt und der erwartbaren Rente, und das Ergebnis lässt viele schaudern. Eine noch größere Rentenlücke aber klafft an anderer Stelle. Es ist der Abstand zwischen der durchschnittlichen Rente von Männern und Frauen in diesem Land. Er beträgt stattliche 43 Prozent. Während das Alterseinkommen von Männern im Schnitt bei 2295 Euro netto liegt, sind es bei Frauen nur 1306 Euro. So schlüsselt es der jüngste Alterssicherungsbericht der Bundesregierung auf.  

Zuerst zur Klarstellung: Die Zahlen benennen die persönlichen Nettoeinkommen aus eigenen Ansprüchen. Also das, was sich männliche und weibliche Rentner jeweils selbst erarbeitet haben. Eventuelle Witwenrenten oder andere Transferleistungen sind hier nicht eingerechnet. Zudem bedeuten diese Daten nicht, dass Rentnerinnen wirklich nur mit diesem Durchschnittsbetrag auskommen müssen. Denn natürlich leben viele Ältere als Paare zusammen und teilen sich somit ein Haushaltseinkommen, das höher ausfällt als diese Einzelbeträge. Trotzdem ist die Kluft erschreckend hoch. 

Rente basiert auf Gehalt

Aber sie ist auch gut zu erklären: Sie resultiert daraus, dass Frauen in aller Regel weniger verdienen als Männer. Der Gehaltsabstand, der sogenannte Gender Pay Gap, beträgt laut Statistischem Bundesamt bei Vollzeitarbeit 16 Prozent. Vor allem, weil Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen arbeiten oder öfter auf niedrigeren Qualifikationsniveaus und Karrierestufen hängenbleiben. Doch selbst wenn sie die gleiche Arbeit verrichten wie Männer, gibt es im Schnitt eine Gehaltslücke von sechs Prozent, die bleibt. Und sich nicht so recht erklären lässt. 

Meinung Natürlich müssen wir bis 70 arbeiten!

Der geringere Verdienst führt dazu, dass Frauen auch weniger in die Rentenkasse einzahlen. Denn deren Beiträge bemessen sich ja am Gehalt. Hinzu kommt, dass sie im Verlauf ihres Lebens häufiger für eine Weile aus dem Beruf aussteigen als Männer, weil sie Kinder großziehen, Familienangehörige versorgen oder Eltern pflegen. In diesen Fehlzeiten zahlen sie meist nicht in die Rentenkasse ein. Und selbst wenn Frauen arbeiten, so tun es viele nur in Teilzeit. Das schmälert Einkommen und Rentenansprüche ebenfalls. 

Auch beim privaten Sparen führt die Gehaltslücke zu Folgeeffekten: Weil Frauen weniger verdienen, aber in aller Regel keine geringeren Lebenshaltungskosten haben, bleibt ihnen weniger frei verfügbares Einkommen jeden Monat – rund 1000 Euro, während es bei Männern rund 1400 Euro sind. So können Frauen auch weniger Geld sparen. Nur 28 Prozent der Frauen legen monatlich mehr als 200 Euro zurück. Bei den Männern schaffen das 38 Prozent. Entsprechend geringer fallen die Einkünfte aus privaten Sparverträgen bei Frauen im Alter oft aus. All das führt dazu, dass aus 16 Prozent Gehaltsabstand in der Rente plötzlich 43 Prozent geworden sind. 

An dieser Stelle aber lohnt ein Blick auf die Details: Zuerst auf die jüngeren Rentner im Alter von 65 bis 70 Jahren, deren Durchschnittsrenten halten nämlich eine gute Nachricht bereit: Bei ihnen klafft nur eine Lücke von 32 Prozent. Die Renten von Männern und Frauen gleichen sich also an. Während die Männerrenten in dieser Altersklasse leicht kleiner ausfallen mit rund 2230 Euro, sind die Frauenrenten in dieser Altersklasse höher mit rund 1500 Euro. Man darf annehmen, dass der Abstand künftig noch kleiner wird, da jüngere Frauen viel stärker am Arbeitsmarkt aktiv sind, als es ihre Vorgängerinnen waren. 

Wieso sich der Osten so unterscheidet

Noch spannender ist der Blick auf die alten und die neuen Bundesländer: Während in westdeutschen Ländern sogar eine noch größere Rentenlücke zwischen den Geschlechtern klafft (47 Prozent), ist sie in den ostdeutschen Bundesländern nicht einmal halb so groß mit 21 Prozent. Die Berufstätigkeit der Frauen war im Osten der Republik viel selbstverständlicher als im Westen. Und zwar so normal, dass dort bei den jüngeren Rentnern sogar nur noch ein Haarriss zwischen den Alterseinkommen festzustellen ist. Mehr als 5 Prozent liegen sie nicht auseinander. 

Rentenatlas Deutschland Warum im Osten die Renten 190 Euro höher sind

Abzulesen ist das auch an den durchschnittlichen Erwerbsjahren: In den östlichen Bundesländern arbeiten die Männer im Schnitt nur zwei Jahre mehr als Frauen, insgesamt beeindruckende 42 Jahre. Die Frauen kommen durchschnittlich auf  40 Berufsjahre. Das ist weitaus mehr als im Rest der Republik. Im Schnitt schaffen Männer hierzulande 39 Berufsjahre mit Renteneinzahlung, Frauen nur 35 Jahre. Also vier Jahre weniger. Auch hier gilt: Jüngere Frauengenerationen arbeiten zwar zunehmend mehr, aber dennoch weniger Jahre als Männer. Dabei kann man überschlagen: Wer rund 40 Berufsjahre mit halbwegs durchschnittlichem Gehalt verbracht hat, der dürfte bei rund 1600 Euro gesetzlicher Rente liegen. Nicht die Welt, aber immerhin über dem derzeitigen Renten-Mittelwert. Und genug, um als Doppelverdienerpaar auch in der Rente davon zu leben. 

Genau hier folgt der spannendste Befund, man muss sich die Rentenlücken nämlich einmal abhängig vom Wohn- und Beziehungsstatus ansehen: Alleinlebende Männer haben demnach 1920 Euro an eigenem Nettoeinkommen im Alter zur Verfügung. Und alleinlebende Frauen? Sie kommen sogar auf gut 1960 Euro, sind hier also sogar leicht im Plus. Bei Ehepaaren aber bringen die Männer dagegen 2400 Euro ein, die Frauen aber nur 1300 Euro. Die Rentenlücke zwischen einer ledigen und einer verheirateten Frau beträgt also stolze 660 Euro. Die Kluft zwischen einer verheirateten Frau und einem verheirateten Mann ist sogar rund 1100 Euro groß. Und das liegt nicht an den Kindern, im Gegenteil: Mütter kommen im Schnitt sogar auf höhere eigene Alterseinkommen als "nur" verheiratete Frauen. 

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Man müsste es daher überspitzt so sagen: Nicht die Gehaltslücke ist der ausschlaggebende Grund dafür, dass die Rente von Frauen oft so klein ausfällt. Sondern die Ehe birgt für sie die größte Gefahr, später in Altersarmut zu rutschen. Zumindest, wenn der Bund fürs Leben nicht hält. Denn die Ehe verhindert offenbar massiv die Berufstätigkeit von Frauen, während verheiratete Männer laut Statistik ihr Einkommen stark ausweiten. Wenn Frauen alleine leben und unverheiratet sind, stehen sie im Alter ebenso gut da wie alleinstehende Männer. 

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