Einars Fjordfahrt sieht harmlos aus, hat es aber gewaltig in sich. Denn die simulierte See ist rau, das Wikingerschiff schlingert kräftig und ruckelt die Gäste ordentlich durch.

Seit wenigen Wochen hat die Neuheit ihren festen Platz im Hansa Park, nördlich von Lübeck direkt an der Ostsee. Und die große Attraktion für das kommende Jahr ist bereits im Bau: Mit dem Cornwall Coaster soll dann eine neue, spektakuläre Achterbahn an den Start gehen.

Anderswo sieht es ähnlich aus. Immer schnellere, wildere, längere Fahrten sollen die Massen in die Vergnügungsparks locken. Die Nachfrage ist da: Trotz Wirtschaftsflaute registrierten die meisten von ihnen zuletzt steigende oder zumindest stabile Besucherzahlen.

75 Millionen Besucher im vergangenen Jahr

Dabei ist eine genaue Definition der Branche schwierig. Oft ist von 90 Standorten in Deutschland die Rede, neben rund 40 größeren Familienzielen mit Fahrgeschäften sind darin aber auch große Wildparks enthalten.

Im Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) wiederum haben sich 140 Unternehmen organisiert, unter ihnen auch Zoos, Bäder sowie die Autostadt Wolfsburg und der Filmpark Babelsberg.

2024 zählten die VDFU-Betriebe fast 60.000 Beschäftigte und gut 75 Millionen Besucher, 52 Prozent der Unternehmen verzeichneten einen größeren Andrang als 2023. Traditionell sind die Sommermonate deren Hochsaison, doch etliche Einrichtungen haben sie längst mit Halloween-Specials und Winterwelten verlängert.

Ein weiterer Wachstumstreiber ist der Wandel der Parks vom Ziel für einen Tagesausflug zum Kurzurlaub: 2024 zählten die VDFU-Mitglieder in ihren Unterkünften rund 5,5 Millionen Übernachtungen.

Der Tiefschlag der Corona-Pandemie ist zwar längst überwunden, Investitionen sowie die höheren Kosten für Unterhalt, Energie und Personal schlagen allerdings auf die Tickets durch. Im Europa-Park stiegen die Eintrittspreise zuletzt in jedem einzelnen Jahr und liegen nun 30 Prozent höher als 2020. Bei anderen Spaßbetrieben sieht es ähnlich aus.

Eine klare Zweiteilung gibt es in der Branche bei den Eigentümern: Während die klare Nummer eins, der Europa-Park in Rust, sowie das Phantasialand in Brühl und der Hansa Park familiengeführt sind, gehören viele andere Parks zu international aktiven Gruppen, das Movie Land in Bottrop etwa zur spanischen Kette Parques Reunidos. Sie betreibt in Europa mehr als 30 Freizeitparks, Tiergehege und Schwimmhallen, darunter auch den Wasserpark Tropical Islands im brandenburgischen Krausnick.

Das Legoland in Günzburg und der Heide Park in Soltau wiederum sind Teil der Merlin Entertainments Gruppe. Neben neun weiteren Legoland-Parks hat Merlin weltweit unter anderem 44 Sea-Life-Aquarien, 20 Madame-Tussaud-Kabinette und das Riesenrad London Eye im Portfolio. 2024 erwirtschaftete das Unternehmen mit knapp 63 Millionen Besuchern einen Umsatz von umgerechnet 2,4 Milliarden Euro.

Bei einer traditionsreichen Institution ist die Zugehörigkeit zu einer Kette seit diesem Sommer deutlich sichtbar: Der 1971 im rheinland-pfälzischen Haßloch gegründete Holiday Park wurde Ende Juni in Plopsaland umbenannt. Das soll zum Markenauftritt der sieben weiteren Parks seines Eigentümers passen, der belgischen Filmproduktionsgesellschaft Studio 100. Die hat hier Großes vor: In den kommenden Jahren will sie rund 100 Millionen Euro in den Park investieren.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und „Business Insider Deutschland“.

Cornelius Welp ist Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Er schreibt über Banken, Versicherungen, Finanzinvestoren und Unternehmen.

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