Das Statistische Bundesamt korrigiert die deutsche Wirtschaftsentwicklung: Im Frühjahr sinkt das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal stärker als angenommen. Als Ursache benennen die Statistiker die Industrie.

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal stärker geschrumpft als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt nahm von April bis Juni um 0,3 Prozent zum Vorquartal ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Eine erste Schätzung hatte lediglich ein Mini-Minus von 0,1 Prozent ergeben. "Vor allem die Industrieproduktion entwickelte sich schlechter als zunächst angenommen", sagen die Statistiker zur Begründung. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch zu einem Wachstum von 0,3 Prozent gereicht.

Während sowohl der private als auch der staatliche Konsum zulegten, gingen die Investitionen in Bauten, Maschinen und Fahrzeuge deutlich zurück. Auch vom Außenhandel blieben positive Impulse aus. Die erratische Handelspolitik der USA bremst die exportorientierte deutsche Industrie.

"Diese Konjunkturnachricht zieht einem schon am frühen Morgen die Schuhe aus", sagt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. "Die Wachstumsbelebung zu Jahresbeginn war nur ein Strohfeuer, mehr nicht. Das fette Minus bei den Exporten ist das Ergebnis des zollgehemmten Handels. Der Zoll-Deal mit den USA wird erst einmal Wachstumspunkte kosten."

Bundesbank bleibt skeptisch

Die Bundesbank rechnet auch für das laufende Sommerquartal nicht mit einem Wachstum. Europas größte Volkswirtschaft werde voraussichtlich stagnieren, heißt es im aktuellen Monatsbericht. "Die trüben Aussichten für den Welthandel, die noch schwache Auftragslage und die niedrige Auslastung vorhandener Kapazitäten dürften die Investitionstätigkeit der Unternehmen weiter beeinträchtigen."

Vom Bau kommen demnach voraussichtlich keine starken Impulse für die Konjunktur. Zudem bremsen gedämpfte Aussichten am Arbeitsmarkt und eine nachlassende Lohndynamik den privaten Konsum. Auch die Dienstleister bleiben insgesamt ohne Schwung.

"Zeichen von Resilienz"

Es gibt dennoch Hoffnungsschimmer: Die Kassenlage des deutschen Staates hat sich verbessert, obwohl der Fiskus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 28,9 Milliarden Euro mehr ausgab, als er einnahm. Sozialbeiträge und Steuereinnahmen wuchsen jedoch schneller als die Staatsausgaben. Daher war das staatliche Defizit um 19,4 Milliarden Euro niedriger als ein Jahr zuvor. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung im ersten Halbjahr 2025 bei 1,3 Prozent.

Auch der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern stieg im August überraschend um 0,3 auf 50,9 Punkte an. Das ist der beste Wert seit März, wie der Finanzdienstleister S&P Global aufgrund seiner Unternehmensumfrage mitteilt. Das Barometer hält sich damit den dritten Monat in Folge über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.

"Auch wenn wir hier nur von moderaten Zuwächsen sprechen, sehen wir diese Entwicklung als ein Zeichen von Resilienz", kommentierte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB) die Entwicklung. "Denn an widrigen Umständen wie den US-Zöllen, der geopolitischen Unsicherheit und relativ hohen Langfristzinsen mangelt es nicht."

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke