Die AfD-nahe Arbeitnehmerorganisation Zentrum bekommt vorerst keinen Zugang zu einem Werk der VW-Tochter Volkswagen Group Services. Die Klage werde abgewiesen, urteilte das Arbeitsgericht Braunschweig. Die Vorträge und vorgelegten Dokumente der Kläger bezeichnete das Gericht als zu pauschal und nicht ausreichend detailliert.
Der Verein, der sich selbst als „alternative Gewerkschaft“ bezeichnet, will erstmals Zugang zum Werk in Isenbüttel (Landkreis Gifhorn), um eigene Vertrauensleute wählen zu lassen. Volkswagen verweigert dies mit Verweis auf fehlende Tariffähigkeit.
Das Gericht bezeichnete es als eine entscheidende Voraussetzung, dass mindestens ein Zentrums-Mitglied auch im Werk arbeite. Dies sei von den Klägern nicht ausreichend belegt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Eine Berufung ist möglich.
Die IG Metall hatte zuvor vor einem Erstarken von Zentrum im Volkswagen-Konzern gewarnt. „Das Zentrum sorgt für Uneinigkeit. Das schwächt die Belegschaften, anstatt sie zu stärken“, sagte Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, der Nachrichtenagentur dpa. „Spaltung hat noch nie die Lage der Beschäftigten verbessert. Was hilft, ist Zusammenhalt, und dafür stehen wir.“
Gröger hält die Bedeutung Zentrums derzeit allerdings für überschätzt. In den Betrieben selbst spiele die Organisation bislang kaum eine Rolle, betonte er. Mit Blick auf die nächsten Betriebsratswahlen 2026 erwartet der Gewerkschafter nicht, dass Zentrum der IG Metall ernsthaft gefährlich werden könne.
Politische Rückendeckung von der AfD
Nach Angaben Zentrums gehören dem Verein am Standort in Isenbüttel sechs der knapp 150 Beschäftigten an. Gegründet wurde die Organisation 2009 als „Zentrum Automobil“ im Mercedes-Benz-Werk Stuttgart-Untertürkheim. Mittlerweile ist sie vor allem in Süd- und Ostdeutschland in Betriebsräten vertreten. Seit diesem Frühjahr versucht die Gruppe auch in Niedersachsen Fuß zu fassen – mit einem Regionalbüro in Hannover. Geleitet wird es von Jens Keller, AfD-Stadtrat in Hannover und Personalrat beim kommunalen Entsorgungsunternehmen Aha der Landeshauptstadt. Keller war bisher Mitglied bei Verdi, Mitte April aber ausgetreten und zu Zentrum gewechselt.
Unterstützung erhält Zentrum auch von weiteren AfD-Politikern. So schrieb der niedersächsische Bundestagsabgeordnete Dirk Brandes auf Facebook, die IG Metall verliere Mitglieder bei VW und betreibe „Kuschelei mit der Konzernspitze“. Als Alternative präsentierte er Zentrum – ausdrücklich als AfD-nahe Arbeitnehmervertretung, die nach seinen Worten „wirklich den Arbeitsplatz und nicht die grüne Ideologie im Blick“ habe.
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