Die US-Anleger bleiben vorsichtig. Große Bewegungen an der Wall Street bleiben auch nach den Ukraine-Verhandlungen in Washington aus. Baumärkte legen zu, für Medizinprodukte und andere Tech-Werte geht's aber bergab. Intel bildet eine Ausnahme.

Nach dem verhaltenen Wochenauftakt sind die Anleger an der Wall Street weiter in Deckung geblieben. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag nahezu unverändert bei 44.922 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 sank um 0,6 Prozent auf 6411 Zähler, der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 1,5 Prozent auf 21.314 Punkte.

Einige Anleger nähmen bei Technologiewerten Gewinne mit und schichteten in andere Sektoren um, sagte Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers. "Diese Bewegung wirkt sich wegen des Gewichts dieser Aktien in den wichtigen Indizes auf den Gesamtmarkt aus." Einige Marktteilnehmer verwiesen bezüglich KI-Aktien zudem noch auf Äußerungen von OpenAI-Chef Sam Altman von Ende der vergangenen Woche. Er hatte dem Magazin "The Verge" gesagt, es gebe bei KI eine Blase. Nvidia gab um 3,5 Prozent nach, der OpenAI-Partner Microsoft um 1,4 Prozent und Meta um 2 Prozent.

Investoren nahmen die Ergebnisse von Home Depot positiv auf, nachdem die US-Baumarktkette trotz unter den Markterwartungen ausgefallener Quartalszahlen an ihrer Jahresprognose festhielt. Die Titel legten um 3,2 Prozent zu. Die Zahlen waren mit Spannung erwartet worden, weil sich Anleger Hinweise erhofften, ob die US-Verbraucher wegen der Zölle ihre Ausgaben drosseln.

Auch die Aktien des Rivalen Lowe's gewannen vor der Veröffentlichung der Ergebnisse am morgigen Mittwoch mehr als zwei Prozent. Die Einzelhandelsriesen Walmart und Target gewähren im Laufe der Woche ebenfalls Einblick in ihre Bücher. "Die Verbraucher geben immer noch nicht wirklich mit vollen Händen ihr Geld aus, sie sind ein wenig vorsichtig", sagte Peter Cardillo, Chef-Marktökonom bei Spartan Capital Securities. Sie warteten ab, um zu sehen, wie sich die Zölle auswirken werden.

Die Daten vom Immobilienmarkt enthielten Licht und Schatten. Die Baubeginne legten im Juli deutlich zu, während Analysten mit einem Rückgang gerechnet hatten. Die Baugenehmigungen fielen stärker als prognostiziert.

Für Zurückhaltung sorgte auch das jährliche Treffen der Notenbanker in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming, das am Donnerstag beginnt. Anleger erhoffen sich von einer Rede von Fed-Chef Jerome Powell mehr Klarheit über die Lage der amerikanischen Wirtschaft und die künftige Geldpolitik. "Angesichts des wirtschaftlichen Schadens durch Handelssteuern und der politischen Unsicherheit kann man durchaus für sofortige Zinssenkungen in den USA plädieren", sagte Paul Donovan, Chefvolkswirt bei UBS Global Wealth Management.

Ölpreise unter Druck

Auch am Rohölmarkt machten sich die Ukraine-Verhandlungen bemerkbar. Investoren setzten zunehmend darauf, dass die Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und den USA zur Beendigung des Kriegs zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen russisches Rohöl führen und so das Angebot erhöhen könnten. "Auch wenn ein endgültiges Friedensabkommen oder ein Waffenstillstand nicht unmittelbar bevorzustehen scheint, wurden doch einige Fortschritte erzielt", sagte Suvro Sarkar, Energieanalyst bei der DBS Bank. Zumindest sei eine weitere Eskalation oder Verschärfung der Sanktionen gegen Russland durch die USA oder Europa derzeit vom Tisch.

Der Preis für Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI fiel um 1,2 Prozent auf 65,8 Dollar je Barrel beziehungsweise um 1,6 Prozent auf 62,4 Dollar. Das Risiko globaler Versorgungsunterbrechungen habe sich auch durch Trumps gemilderte Haltung gegenüber Sekundärsanktionen gegen Importeure russischen Öls gesenkt, konstatierte Sarkar.

Am Devisenmarkt fiel die Reaktion angesichts des anstehenden jährlichen Symposiums der US-Notenbank dagegen verhalten aus. Der Dollar-Index verharrte bei 98,217 Punkten - ebenso unverändert blieb der Euro bei 1,1657 Dollar. Gold gab anfängliche Gewinne ab und zeigte sich etwas leichter. Die Ukraine-Gespräche seien zwar ohne Ergebnisse geblieben, doch sei auf der anderen Seite eine Eskalation ausgeblieben, so die Commerzbank. Damit verliere Gold einen Teil seiner geopolitischen Risikoprämie.

Etwas Zulauf verzeichneten die als "sicherer Hafen" geltenden Anleihen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um vier Basispunkte auf 4,30 Prozent. Hier stützte auch, dass Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit der USA bestätigt hatte. Die Analysten erwarten, dass die robusten Einnahmen aus dem eingeführten Zollsystem dazu beitragen werden, die erwartete Verschlechterung der Haushaltslage infolge der jüngsten Gesetzesänderungen auszugleichen.

Intel top, Viking Therapeutics flop

Anleger griffen bei Intel beherzt zu. Der angeschlagene Chipkonzern erhält nun eine Geldspritze von Softbank. Der japanische Technologie-Investor teilte mit, im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Intel-Aktien für insgesamt zwei Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Die Papiere des Konzerns legten um sieben Prozent zu.

Bergauf ging es auch für Palo Alto Networks. Die Aktien stiegen um rund vier Prozent, nachdem das Cybersicherheitsunternehmen für das Geschäftsjahr 2026 einen Umsatz und Gewinn über den Erwartungen prognostiziert hatte.

Medtronic musste dagegen Kursverluste von 3,7 Prozent wegstecken. Das Unternehmen gab bekannt, dass es zwei neue Mitglieder in seinen Vorstand aufnehmen werde, nachdem Elliott Investment Management eine große Beteiligung an dem Medizintechnikhersteller erworben hatte.

Noch tiefer rutschten Viking Therapeutics. Nach enttäuschenden Studiendaten zu einer Abnehmpille brachen die Aktien des Unternehmens um 42 Prozent ein. Zwar verhalf das experimentelle Mittel in einer Studie den teilnehmenden Patienten zu einem Gewichtsverlust von 12,2 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Analysten hatten sich jedoch einen Wert von bis zu 15 Prozent erhofft. Zudem lag der Gewichtsverlust nur knapp über dem der Placebo-Gruppe von 10,9 Prozent. Wegen Nebenwirkungen wie Erbrechen und Übelkeit brach zudem jeder fünfte Patient die Behandlung ab.

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