Nach dem jüngsten Rekordlauf ließen es die Wall-Street-Anleger heute ruhiger angehen. Hauptthema waren die politischen Gespräche in Washington zur Ukraine. Zuvor hatte auch der DAX inne gehalten.

Die US-Anleger haben zum Wochenauftakt größere Risiken gemieden. Die großen Aktienindizes schlossen allesamt nahe ihrer Schlussstände vom Freitag. Der Leitindex Dow Jones ging bei 44.911 Zählern aus dem Handel, ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.

Ähnlich der marktbreite S&P 500, der ebenso wie der Dow am Freitag noch 6.481 Punkten ein Rekordhoch markiert hatte. Der Index schloss nahezu unverändert bei 6.449 Zählern. Zurückhaltung auch an der Technologiebörse Nasdaq, die um 0,1 Prozent zulegte, der Auswahlindex Nasdaq 100 endete ebenfalls nahezu unverändert bei 23.713 Zählern.

Kommt der Ukraine-Deal?

Für Zurückhaltung sorgte heute wie schon zuvor in Europa das Treffen von Präsident Donald Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington. Nachdem es beim Gipfeltreffen des US-Präsidenten mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in der vergangenen Woche kein konkretes Ergebnis gegeben hatte, geht es um einen möglichen Friedensplan für die Ukraine. Aktuell laufen die Gespräche, die aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Börsengeschehen hatten.

Zudem stehen im Wochenverlauf die Ergebnisse der Einzelhändler im Fokus, die traditionell am Ende der Berichtssaison veröffentlicht werden. Von den Zahlen der großen Einzelhandelsketten wie Walmart, Home Depot oder Target erhoffen sich die Anleger Aufschluss auf die Konsumneigung der Verbraucher.

Bisher ist die Gewinnsaison besser ausgefallen als erwartet. "Insgesamt wird sich zeigen, dass die Verbraucher trotz ihrer gedrückten Stimmung weiter Geld ausgeben", sagte Thomas Hayes von Great Hill Capital. "Die Einzelhandelsumsätze sind weiterhin stark, und das wird sich in den Bilanzen der Einzelhändler widerspiegeln."

Jerome Powell im Fokus

Die Einzelhandelszahlen dürften auch Auswirkungen auf die Zinspolitik der Notenbank haben, von der die Börsen auf ihrer September-Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte erwarten. Zuvor treffen sich am Donnerstag führende Notenbanker auf ihrem traditionellen Treffen in Jackson Hole.

Powell werde wahrscheinlich signalisieren, dass die Risiken für Beschäftigung und Inflation ausgewogener werden, erklärte Andrew Hollenhorst, US-Chefvolkswirt bei der Citigroup. Dies würde eine Senkung der Leitzinsen bedeuten. Er werde sich jedoch nicht auf eine Zinssenkung im nächsten Monat festlegen, sondern die Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten für August abwarten.

US-Regierung: Planspiele mit Intel

Papiere des angeschlagenen Chipherstellers Intel verloren nach der jüngsten Rally XX Prozent auf XX Dollar. Dies, nachdem heute ein neuer Bericht über einen angeblichen Einstieg der Trump-Regierung in das Unternehmen bekannt geworden war.

Kreisen zufolge verhandelt der Staat über den Aufbau eines Anteils an Intel. Dieser könnte bei zehn Prozent liegen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Beamten des Weißen Hauses und anderen mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

Damit könnten die USA zum größten Anteilseigner des angeschlagenen Chipherstellers werden. Die Regierung erwäge eine mögliche Investition in Intel, die die Umwandlung einiger oder aller bislang erhaltenen staatlichen Zuschüsse aus dem sogenannten Chips Act in Eigenkapital beinhalten würde, hieß es weiter. Ein Einstieg solle die Bemühungen von Intel unterstützen, die US-Produktion auszuweiten. Die Aktie war daraufhin am vergangenen Donnerstag und Freitag um insgesamt bis zu 12 Prozent nach oben gesprungen.

Bereits seit dem 7. August hat sich der Präsident Donald Trump immer mal wieder zu Intel geäußert. So hatte er den Rücktritt von Vorstandschef Lip-Bu Tan gefordert, nachdem ein amerikanischer Senator dem Chip-Manager zu große Nähe zu China vorgeworfen hatte. Eine Woche später wurden erstmals Pläne über eine mögliche Staatsbeteiligung kolportiert.

DAX-Anleger blicken nach Washington

Mit Spannung haben auch die heimischen Anleger heute auf die internationale Politik und nach Washington geblickt. Denn trotz des Treffens zwischen US-Präsident Trump und Kreml-Herrscher Putin am Wochenende bleibt die Lage in und um die Ukraine weiter ungeklärt. Entsprechend vorsichtig agierten die Investoren. Friedenssignale sind jedenfalls nicht gesendet worden, nachdem die Märkte zunächst noch mit großem Optimismus in das Treffen der beiden Staatschefs gegangen waren.

Trump empfängt nun heute den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Mehrere europäische Spitzenpolitiker begleiten ihn. Allerdings, so stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest, mache sich die Ernüchterung der Marktteilnehmer über das Ausbleiben von geopolitischen Erfolgen bei dem Gipfeltreffen zwischen den USA und Russland immer mehr an den europäischen Finanzmärkten breit. Es sei nichts Greifbares vorhanden.

Kurz vor der Begegnung setzte Trump Selenskyj unter Druck - mit den provozierenden Worten: "Der ukrainische Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland fast sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen."

Die Börsen in der Warteschleife

Trumps Aussagen bewegten die Börse wenig, zumal dem US-Präsident mal wieder vorgeworfen wird, Täter und Opfer im Ukraine-Krieg zu verwechseln. Trumps Nähe zu Putin kam bei Investoren bisher schon nicht gut an, auch wenn das Thema in New York insgesamt weniger bewegt als in Europa.

Sowohl der New Yorker Weltleitbörse als auch dem heimische DAX ist aber eines gemeinsam. Sie bleiben weiter auf hohem Niveau in Reichweite ihrer historischen Höchststände. Auch der Nikkei-Index in Tokio ist auf Rekordniveau.

DAX schließt etwas leichter

Konkret endete der DAX heute bei 24.318 Punkten um 0,18 Prozent tiefer. Er pendelte dabei in einer geringen Bandbreite zwischen 24.245 und 24.336 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg hingegen leicht um 0,13 Prozent auf 30.993 Zähler.

Von Aufbruchsstimmung kann am deutschen Aktienmarkt somit zu Beginn der neuen Börsenwoche keine Rede sein. Der deutsche Leitindex bewegt sich schon eine Weile seitwärts zwischen der Unterstützung bei 24.000 Punkten und dem Allzeithoch bei 24.639 Zählern.

Ruhig ging es auch am Devisenmarkt zu, der Euro handelte zuletzt im US-Handel etwas schwächer bei 1,1668 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1673 (Freitag: 1,1688) Dollar fest

Zinsfantasie hält die Spannung hoch

Die Lethargie muss jedoch nicht bleiben. Denn trotz der Ernüchterung in der Ukraine-Frage ist zuletzt nach schwächeren Wirtschaftsdaten in den USA wieder verstärkt Zinsfantasie aufgekommen, bekanntlich einer der größten Treibsätze für die Aktienmärkte überhaupt.

Frische Impulse könnten Beobachtern zufolge von dem am Donnerstag beginnenden traditionellen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming ausgehen. Aktuell rechnen dem Fed Watch Tool der CME Group zufolge knapp 85 Prozent der Marktteilnehmer mit einem Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten für die nächste Fed-Sitzung am 17. September.

Berichtssaison läuft aus

Nicht zuletzt lässt hierzulande auch der Rückenwind von der Berichtssaison mit Beginn der neuen Börsenwoche deutlich nach. Alle 40 DAX-Konzerne haben bereits ihre Quartalszahlen vorgelegt, diese Woche stehen lediglich noch Zahlen von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe an, etwa von Baywa und CTS Eventim.

Die Ergebnisse der DAX-Unternehmen für das zweite Quartal lagen laut dem Helaba-Experten Markus Reinwand zu 66 Prozent über den Erwartungen. Mit Blick auf den marktbreiten US-Index S&P 500 hätten sogar 81 Prozent der Unternehmen positiv überrascht.

Rüstungsaktien wieder gefragt

Im DAX waren heute die im August bislang schwachen Aktien von Rheinmetall wieder gefragt. Mit einem Plus von rund 2,2 Prozent gehören sie zusammen mit Tagessieger Bayer zu den größten Gewinnern. Ohne eine Waffenruhe in der Ukraine und ohne konkrete Friedensbekundungen seitens des Kremls fühlten sich Anleger von Rüstungswerten offenbar wieder angelockt. Hensoldt und Renk verbuchten ebenfalls Aufschläge. Bayer profitierte von einer Einigung in den USA im Rechtsstreit um die Chemikalie PCB.

Abstufung stoppt Commerzbank-Rally vorerst

Eine Abstufung durch die Deutsche Bank hat die steile Kursrally der Commerzbank-Aktien erst einmal beendet und die Aktie ans DAX-Ende geführt. Zuletzt verzeichneten Commerzbank-Titel ein deutliches Minus von über drei Prozent. Analyst Benjamin Goy begründete seine gestrichene Kaufempfehlung mit der deutlich gestiegenen Bewertung des Kredithauses.

EU erteilt Merck Genehmigung für Krebsmedikament

DAX-Mitglied Merck hat für sein Krebsmedikament Ogsiveo die Zulassung in der Europäischen Union erhalten. Die EU-Kommission habe die entsprechende Genehmigung erteilt, teilte der Darmstädter Pharmakonzern heute mit. Ogsiveo sei das erste in der EU zugelassene Mittel zur Behandlung sogenannter Desmoidtumore. Dabei handelt es sich um eine seltene Krebsart im Weichgewebe. In den USA ist das Medikament bereits auf dem Markt. Es wurde von der kürzlich von Merck übernommenen US-Firma SpringWorks entwickelt.

MFE verfehlt vorerst Mehrheit an ProSiebenSat.1

Das italienische Unternehmen Media for Europe (MFE) hat in der Bieterschlacht um den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 die angestrebte Aktienmehrheit zum Stichtag überraschend verfehlt. Die Berlusconi-Familienholding hält laut aktueller Pflichtveröffentlichung mit Stand vom 13. August nunmehr rund 43,6 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media SE.

Millionenstrafe für Qantas wegen Massenentlassungen in Pandemie

Australiens größte Fluggesellschaft Qantas ist wegen illegaler Massenkündigungen während der Corona-Pandemie zu einer Millionenstrafe verurteilt worden. Für die Entlassung von rund 1.800 Beschäftigten, deren Jobs an externe Dienstleister ausgelagert wurden, muss die Airline 90 Millionen Australische Dollar (umgerechnet etwa 50 Millionen Euro) Strafe zahlen. Experten sprachen von einer Rekordstrafe.

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